Produktdetails
- Verlag: Quantum Books
- Originaltitel: Liber Chronicarium
- Nachdr. d. Ausg. v. 1493.
- Latein
- Abmessung: 450mm
- Gewicht: 5555g
- ISBN-13: 9783935293044
- ISBN-10: 3935293046
- Artikelnr.: 24578840
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.2001Schlag nach bei Schedel
Professor Füssel erklärt, warum Mainz Neapel so ähnlich ist
bie. MAINZ. Die "erzbischöfliche Hauptstadt in teutschen Landen" kommt auch vor. Die Illustration zeigt den Rhein und den Dom, und nur ein ziemlich hoher Hügel im Hintergrund paßt nicht recht ins Bild und geht nicht einmal als Lerchenberg durch. Obwohl die Darstellung vor mehr als 500 Jahren gedruckt worden ist, hat sich die Topographie von Mainz nicht derart drastisch verändert. Professor Stephan Füssel, Direktor des Instituts für Buchwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität, kann das Rätsel schnell lösen, indem er in der Schedelschen Weltchronik ein wenig weiterblättert. Und siehe da: Aquileia, Bologna und Neapel ähneln Mainz auf verblüffende Weise. Es sind schlicht die gleichen Holzschnitte.
Das gesamte Wissen seiner Zeit in einem Buch zu fassen, also eine Enzyklopädie zu schaffen, hatte sich der Arzt und Humanist Hartmann Schedel Ende des 15. Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht. Im Juli 1493 wurde die lateinische, am 23. Dezember 1493 die deutsche Ausgabe seiner Weltchronik fertig. Es gab zu jener Zeit schon zahlreiche handgeschriebene Chroniken, und Schedel hat sich eifrig bedient. Der lateinische Text bestehe zu 98 Prozent aus fremden Zitaten, die mit Überleitungen versehen seien, hat Füssel herausgefunden. Der deutsche Text sei als Übersetzung hingegen aus einem Guß.
Schedels Werk sticht vor allem dadurch hervor, daß es gedruckt und mit zahlreichen Abbildungen versehen worden ist. Viele Hintergründe zu dieser Chronik hat der Buchwissenschaftler jetzt für Einleitung und Anhang einer Faksimile-Ausgabe des Taschen Verlags zusammengetragen und in der Stadtbibliothek vorgestellt.
Nicht nur die freimütigen Zitate zeigen, daß es damals nicht um wissenschaftliche Genauigkeit gehen konnte. Auch bei den 1804 Abbildungen steht das Allgemeine häufig für das Besondere. Es wurden dafür nur 652 Holzstöcke verwendet, jeder also durchschnittlich dreimal. Und so besteht auch Mainz nur aus dem, was als Topos einer guten Stadt zugeschrieben wird: ein schiffbarer Fluß, hohe Kirchen und Häuser, feste Mauern und gute Luft, die vom Wald oder dem freien Feld kommt.
Ausnahme ist zum Beispiel die authentische Darstellung von Magdeburg, die allerdings für Paris wiederverwendet wird. Auch der Druckort Nürnberg ist auf Seite 100 detailreich und genau dargestellt. Selbst eine Burgerweiterung von 1492, also dem Jahr vor Drucklegung, sei berücksichtigt, sagte Füssel. Die vollständig versammelten Päpste wiederum wären anhand der Bilder nicht zu identifizieren. Ein Holzschnitt kommt sogar 17 Mal zum Einsatz.
Die Schedelsche Weltchronik wurde als lose und unkolorierte Blätter - die Ausstattung des eigentlichen Buchs hing von der Finanzkraft des Käufers ab - nach Krakau ebenso verkauft wie nach Florenz. Daß 1509 dennoch Exemplare übrig waren, lag nach Vermutung Füssels an einem verkleinerten Nachdruck aus Augsburg. Die Wirkung aber blieb enorm. In einer Rezeption des Faust-Stoffs von 1587 reiste Mephistopheles mit Faust von Trier über Paris, Mainz und Neapel zu Auerbachs Keller, sagte Füssel. Dies habe nur einen Grund - die Reihenfolge der Stadtbeschreibungen bei Schedel.
Hartmann Schedel: Weltchronik - 1493. Taschen Verlag, Köln 2001
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Professor Füssel erklärt, warum Mainz Neapel so ähnlich ist
bie. MAINZ. Die "erzbischöfliche Hauptstadt in teutschen Landen" kommt auch vor. Die Illustration zeigt den Rhein und den Dom, und nur ein ziemlich hoher Hügel im Hintergrund paßt nicht recht ins Bild und geht nicht einmal als Lerchenberg durch. Obwohl die Darstellung vor mehr als 500 Jahren gedruckt worden ist, hat sich die Topographie von Mainz nicht derart drastisch verändert. Professor Stephan Füssel, Direktor des Instituts für Buchwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität, kann das Rätsel schnell lösen, indem er in der Schedelschen Weltchronik ein wenig weiterblättert. Und siehe da: Aquileia, Bologna und Neapel ähneln Mainz auf verblüffende Weise. Es sind schlicht die gleichen Holzschnitte.
Das gesamte Wissen seiner Zeit in einem Buch zu fassen, also eine Enzyklopädie zu schaffen, hatte sich der Arzt und Humanist Hartmann Schedel Ende des 15. Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht. Im Juli 1493 wurde die lateinische, am 23. Dezember 1493 die deutsche Ausgabe seiner Weltchronik fertig. Es gab zu jener Zeit schon zahlreiche handgeschriebene Chroniken, und Schedel hat sich eifrig bedient. Der lateinische Text bestehe zu 98 Prozent aus fremden Zitaten, die mit Überleitungen versehen seien, hat Füssel herausgefunden. Der deutsche Text sei als Übersetzung hingegen aus einem Guß.
Schedels Werk sticht vor allem dadurch hervor, daß es gedruckt und mit zahlreichen Abbildungen versehen worden ist. Viele Hintergründe zu dieser Chronik hat der Buchwissenschaftler jetzt für Einleitung und Anhang einer Faksimile-Ausgabe des Taschen Verlags zusammengetragen und in der Stadtbibliothek vorgestellt.
Nicht nur die freimütigen Zitate zeigen, daß es damals nicht um wissenschaftliche Genauigkeit gehen konnte. Auch bei den 1804 Abbildungen steht das Allgemeine häufig für das Besondere. Es wurden dafür nur 652 Holzstöcke verwendet, jeder also durchschnittlich dreimal. Und so besteht auch Mainz nur aus dem, was als Topos einer guten Stadt zugeschrieben wird: ein schiffbarer Fluß, hohe Kirchen und Häuser, feste Mauern und gute Luft, die vom Wald oder dem freien Feld kommt.
Ausnahme ist zum Beispiel die authentische Darstellung von Magdeburg, die allerdings für Paris wiederverwendet wird. Auch der Druckort Nürnberg ist auf Seite 100 detailreich und genau dargestellt. Selbst eine Burgerweiterung von 1492, also dem Jahr vor Drucklegung, sei berücksichtigt, sagte Füssel. Die vollständig versammelten Päpste wiederum wären anhand der Bilder nicht zu identifizieren. Ein Holzschnitt kommt sogar 17 Mal zum Einsatz.
Die Schedelsche Weltchronik wurde als lose und unkolorierte Blätter - die Ausstattung des eigentlichen Buchs hing von der Finanzkraft des Käufers ab - nach Krakau ebenso verkauft wie nach Florenz. Daß 1509 dennoch Exemplare übrig waren, lag nach Vermutung Füssels an einem verkleinerten Nachdruck aus Augsburg. Die Wirkung aber blieb enorm. In einer Rezeption des Faust-Stoffs von 1587 reiste Mephistopheles mit Faust von Trier über Paris, Mainz und Neapel zu Auerbachs Keller, sagte Füssel. Dies habe nur einen Grund - die Reihenfolge der Stadtbeschreibungen bei Schedel.
Hartmann Schedel: Weltchronik - 1493. Taschen Verlag, Köln 2001
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main