Das Epstein-Barr Virus (EBV) gilt als eines der erfolgreichsten Viren des Menschen und dient als in vitro Modell humaner Tumorviren und latenter Virusinfektionen. Die virale DNA liegt in latent infizierten Zellen in einer chromatinähnlichen Konfiguration vor und ist hochgradig methyliert. Die Methylierung am 5'-Kohlenstoffatom der Base Cytosin in CpG-Dinukleotiden ist in metazoen Organismen mit einer Reprimierung der Genexpression assoziiert und gilt als einer der bedeutendsten epigenetischen Regulationsmechanismen. Im Laufe einer stetigen Koevolution hat EBV diese zellulären, epigenetischen Mechanismen adaptiert und für die Kontrolle und Regulation seines biphasischen Infektionszyklus genutzt. Die virale Infektions-strategie basiert auf der CpG-methylierungsabhängigen Aktivierung der lytischen Phase, die Voraussetzung für die Synthese infektiöser Nachkommenviren ist. Auf molekularer Ebene ist dieses paradoxe Phänomen auf die bisher einzigartige Eigenschaft des viralen Transkriptionsfaktors BZLF1 zurückzuführen, der bevorzugt oder exklusiv an CpG-methylierte Erkennungsmotive in viralen lytischen Promotoren bindet und dadurch die lytische Phase einleitet.