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Die Jahre zwischen 1930 und 1960 erscheinen im Rückblick auf das Zeitalter der Extreme (Eric Hobsbawm) in Europa als agrarpolitische Wendezeit. Zwischen den protektionistischen Reaktionen auf die große Krise der Dreißigerjahre, den Lenkungseingriffen in der Kriegs- und Nachkriegszeit und der Formierung markt- und planwirtschaftlicher Systeme in West und Ost bis Ende der Fünfzigerjahre gewann ein neues Konzept der Agrarpolitik Kontur: die Gesamtheit der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe wie einen 'nationalen Betrieb zu führen. Trotz aller Unterschiede war den politisch-ökonomischen…mehr

Produktbeschreibung
Die Jahre zwischen 1930 und 1960 erscheinen im Rückblick auf das Zeitalter der Extreme (Eric Hobsbawm) in Europa als agrarpolitische Wendezeit. Zwischen den protektionistischen Reaktionen auf die große Krise der Dreißigerjahre, den Lenkungseingriffen in der Kriegs- und Nachkriegszeit und der Formierung markt- und planwirtschaftlicher Systeme in West und Ost bis Ende der Fünfzigerjahre gewann ein neues Konzept der Agrarpolitik Kontur: die Gesamtheit der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe wie einen 'nationalen Betrieb zu führen. Trotz aller Unterschiede war den politisch-ökonomischen Systemen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die weit reichende und tief greifende Regulation der ländlichen Lebenswelten - bis in die alltäglichen Haushalts- und Betriebsabläufe - gemein. Die agrarpolitischen Anreize und Zumutungen stießen bei den Menschen auf den Höfen teils auf Konsens, teils auf Dissens; diese Spannungen drängten die Eliten an den Schalthebeln der Agrarpolitik wiederum zu pragmatischen und ideologisch begründeten Lösungsversuchen. Die Aufsätze des Bandes, die eine internationale Tagung aus dem Jahr 2004 dokumentieren, vermessen solche agrarpolitischen Kräftefelder an der Erbhofgesetzgebung im nationalsozialistischen Deutschland, der Agrarmarktordnung im austrofaschistischen Ständestaat, der schweizerischen Ernährungspolitik und anderen Fällen. Der Forum- und der Lektüren-Teil diskutieren neue Wege der Agrargeschichte.Aus dem Inhalt:Einleitung:Ernst Langthaler/Josef Redl (St. Pölten): Agrarpolitik in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1930-1960Aufsätze:Ernst Hanisch (Salzburg): Das Dilemma der Politik. Die Agrarpolitik von Engelbert DollfußGerhard Senft (Wien): Die Agrarpolitik des österreichischen Ständestaates 1934-1938Horst Gies (Berlin): Der Stellenwert der Land- und Ernährungswirtschaft in der nationalsozialistischen Autarkie- und KriegsplanungUwe Mai (Berlin): Ländliche Raumplanung als Sozial- und Rassenpolitik im nationalsozialistischen DeutschlandDaniela Münkel (Hannover): NS-Agrarpolitik vor Ort - das Fallbeispiel Niedersachsen 1933-1945Stefan Eminger (St. Pölten): Arisierungen in der Land- und Forstwirtschaft im Reichsgau Niederdonau 1938-1945Ernst Langthaler (St. Pölten): Menschenökonomie. Die Politik des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes im Reichsgau Niederdonau 1938-1945Norbert Weigl (Linz): Forstpolitik in den Reichsgauen Wien und Niederdonau 1938-1945Gerhard Siegl (Innsbruck): Gemeinschaftsaufbau im Bergland während der NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945Beat Brodbeck (Bern): Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Agrarmarktordnungen in der Schweiz am Beispiel des MilchmarktesPeter Moser (Bern): Die Landwirtschaft im Dienst der Ernährungssicherung. Ziele und Zweck der schweizerischen Agrarpolitik 1930-1960Ulrich Kluge (Buchenbach-Wagensteig): Westdeutsche Agrar- und Ernährungspolitik zwischen wirtschaftlicher Rekonstruktion und Römischen Verträgen 1945/49-1957/58Andreas Eichmüller (München): Westdeutsche Agrarpolitik in der Region: Bayern 1945-1960Andreas Dix (Bonn): Ländliche Siedlung als Strukturpolitik. Die Entwicklung in Deutschland von 1945 bis Ende der Fünfzigerjahre im Ost-West-VergleichArnd Bauerkämper (Berlin): Agrarpolitik in der SBZ/DDR. Zentralstaatliche Eingriffe und dörflich-agrarische Milieus in Brandenburg 1945-1963Barbara Schier (München): Agrarpolitik und Dorfalltag in der SBZ/DDRJosef Redl (St. Pölten): Nachkriegslandwirtschaft in Niederösterreich 1945-1950Roman Sandgruber (Linz): Die Ordnung der Agrarmärkte in Österreich 1950-1960Forum:Gertrude Langer-Ostrawsky (St. Pölten): Agrargeschichte als GeschlechtergeschichteMichael Mitterauer (Wien): Agrargeschichte als GlobalgeschichteVerena Winiwarter (Wien): Agrargeschichte als UmweltgeschichteNorbert Ortmayr (Salzburg): Agrargeschichte als Sozial- und Kulturanthropologie
Autorenporträt
Ernst Langthaler, PD Dr., ist Leiter des Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) in St. Pölten und Lehrbeauftragter an der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur Wien.Josef Redl, Mag., war von 2002 bis 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) in St. Pölten.
Rezensionen
In dieser Themenausgabe der Zeitschrift beschäftigen sich ausgewiesene Kenner aus Deutschland, Östereich und der Schweiz mit dem Strukturwandel im 20. Jahrhundert.(...) (...)bietet einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung der Agrarpolitik und der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert in Mitteleuropa und auch über aktuelle Forschungsfragen. Landwirtschaftliches Wochenblatt "Unter vielen Historikerinnen und Historikern hat die Geschichte des ländlichen Raums und der Agrarpolitik den Ruf, eher langweilig zu sein. Dass dies nicht so sein müsste, zeigt dieser Band. Angesichts der hier aufgeworfenen Fragen darf man noch auf viele Festschriften für Ernst Bruckmüller und andere hoffen. Ad multos annos!" www.hsozkult.geschichte.hu-berlin.de, Kiran Klaus Patel "Die Beiträge im zweiten Jahrbuch des LBI für Geschichte des ländlichen Raumes zeigen auf, dass trotz aller Unterschiede der politisch-ökonomischen Systeme Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die weit reichende und tief greifende Regulation der ländlichen Lebenswelten ähnlich verlief. Die untersuchte Periode (1930 - 1960) ist so etwas wie eine agrarpolitische Wendezeit, die bei allen drei Ländern unterschiedliche, nationale Entwicklungspfade erkennen lässt. Das Wissen darüber könnte die Debatte um die aktuellen Agrarprobleme zumindest bereichern." ÖGL - Österreich in Geschichte und Literatur 1-2/2006 Die Beiträge im zweiten Jahrbuch des LBI für Geschichte des ländlichen Raumes zeigen auf, dass trotz aller Unterschiede der politisch-ökonomischen Systeme Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die weit reichende und tief greifende Regulation der ländlichen Lebenswelten ähnlich verlief. Die untersuchte Periode (1930-1960) ist so etwas wie eine agrarpolitische Wendezeit, die bei allen drei Ländern unterschiedliche, nationale Entwicklungspfade erkenne lässt. Das Wissen darüber könnte die Debatte um die aktuellen Agrarprobleme zumindest bereichern. Johann Roskopf "(...) macht den Band zu einem wirklich informativen Reader." www.sehepunkte.de "All of the essays are interesting and discuss important aspects of German, Austrian and Swiss agricultural history between 1930 and 1960. (...) the volume provides a wonderful introduction and will spur readers to investigate the authors' monographs." Gesine Gerhard, H-Net Review…mehr