Es beginnt mit einer Postkarte: Sie habe in ihrer Wohnung versehentlich ein Fenster offen gelassen, schreibt Magda Bernsteiner an ihre Hausmeistersfrau Maria in der Stadt. Magda schreibt es von einer Insel, auf die sie sich aus zunächst mysteriösen Gründen zurückgezogen hat. Das Fenster wird geschlossen, doch durch den Briefwechsel, der sich nun entspinnt, tun sich Seelenfenster auf: für beide Frauen - für die gebildete Schwermütige auf der fernen Insel, für die handfeste Jüngere. Die entdeckt nun die Macht der Wörter und das Vergnügen, sich schreibend mitzuteilen. Die räumliche Ferne begünstigt Offenbarungen: Kränkungen, Lebensleiden oder Liebesbankrotte werden noch einmal durchlebt, lang unterdrückte Tränen endlich geweint. Ein Kampf gegen die geheime Gefräßigkeit des Unwiederbringlichen entfaltet sich. Ein Kampf, den die stolze Magda fast aufgegeben hätte, wäre ihr nicht Maria begegnet, die stützend einfühlsame Seelenverwandte aus einer anderen Gesellschaftsetage. In zwei ganz verschiedenen Stimmen - die eine anfangs trostlos vergrübelt, die andere erst plaudernd, dann zunehmend nachdenklicher - beschwört Erika Pluhar exemplarische Frauen herauf. Was immer sie erobert oder gewonnen haben, ihr verschwiegenes Leben kreist um das Entbehrte, um die Verluste.