Viele Vorstellungen von Gottes Reich sind erdgebunden und trivial. Man will das erfassen, was nicht von dieser Welt ist, aber in dieser Welt geschieht. Es ist geografisch nicht fassbar und doch mitten unter uns, so Jesu Erklärung. Die Bücher im Neuen Testament geben Hinweise durch Gleichnisse, nennen Zeichen und beschreiben Entwicklungen. Sie sind die Basis für alle Ausführungen und aktuellen Bezüge. Merkmale des Reiches Gottes sind uns als Sehnsucht in Herz und Sinn gelegt. Martin Luther King träumte von Einheit, Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Menschen. Die Pharaonen träumten von einem Leben nach dem Tod. Moderne Träume sind die Überwindung von Krankheit und Tod durch Medizin und Forschung. Es gibt auch politische Träume von Gerechtigkeit, Freiheit, Einheit, Frieden und Solidarität. Der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis lässt viele Träume platzen und gute Absichten ins Leere laufen. Jesus hat das göttliche Reich verkündet, in dem nun Träume Wirklichkeit werden. Es besteht jenseits kirchlicher Institutionen und weltlicher Reiche und ist die Herrschaft Jesu Christi im persönlichen Leben, in der Gemeinde und in der Welt. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Gerechtigkeit durch alle Kapitel. Martin Luther greift Bereiche auf mit der sogenannten Zwei-Reiche-Lehre, mit der Gerechtigkeit Gottes im Gesetz und im Evangelium und mit der Autorität des Wortes Gottes. Den württembergischen Theologen Johann und Christoph Blumhardt war das Reich Gottes das wichtigste Anliegen. Sie erlebten Zeichen dieses Reiches mit Heilungen, Wundern und einer Bußbewegung. Reich Gottes, zwischen dem Jetzt und der Vollendung, bewirkt eine kreative Spannung beim Christen, die den Glauben lebendig und in Erwartung hält. Christen haben ein Ziel, die ewige Heimat in Gottes Reich, in ungetrübter Gemeinschaft, wo es kein Leid, keinen Schmerz und keine Angst gibt, auch keine Krankheit und keinen Tod.