Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Titel dieser Arbeit "Reinigungen der Moderne" läßt bewußt die Frage nach der Subjekt-Objekt-Beziehung der zwei Substantive offen: handelt es sich um Reinigungsvisionen, welche die Moderne entwirft oder vollzieht, indem sie sich von den vergangenen Epochen reinigen will, oder soll die Moderne selbst von gewissen Tendenzen gereinigt werden? Mit dieser Unklarheit steht der Titel zum einen in Verbindung zum aristotelischen Katharsissatz (bei dem dieselbe Beziehungsproblematik existiert), zum anderen spiegelt er die Frage dieser Arbeit, inwieweit Brechts Katharsiskritik und -alternativen als ein Agieren in der Moderne oder als Arbeit an der Moderne verstanden werden können.Bertolt Brecht scheint im Lichte der klassischen Avantgarde als ein Außenseiter. Er hat sich keinen Ismus über seine Arbeiten gesetzt, sich keinem Verbund angeschlossen (auch nicht dem der kommunistischen Partei), er fällt zeitlich schon an das Ende der künstlerischen dynamischen Entwicklung, welche mit "klassische Avantgarde" bezeichnet wird, und er ist durch seine Vielseitigkeiten ( als Regisseur, Dramatiker, Lyriker, Songwriter, Epiker, Philosoph, Theoretiker Musiker, Sänger) und Widersprüche schwer einordbar, eher schon ein Phänomen an sich. Doch um dieses Phänomen in seiner historischen Tragweite und Bedeutung zu entdecken, scheint es mir höchst interessant, die scheinbar gebrochenen Linien aufzuspüren, die ihn mit der avantgardistischen Moderne, mit den technizistischen Utopien, den Manifesten, welche das erste Drittel des letzten Jahrhunderts künstlerisch prägten, verbinden. Hierfür möchte ich meinen Blick auf Brechts Katharsisverständnis richten, mit dem er sich nicht nur von der avantgardistischen Moderne, sondern von einer 2300 Jahre alten Kunstgeschichte abzugrenzen trachtet, abzugrenzen scheint.Wenn ich im folgenden von der klassischen Avantgarde und den modernen Utopien rede, verstehe ich darunter eine künstlerische Entwicklung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts sich vehement von den vorigen Epochen abzugrenzen trachtet, das Geschichtsbewußtsein an sich neu definiert, die analog zum explosiven Ausbau der Städte entsteht und technizistische Utopien entwickelt, die sich in einem dynamischen fortschrittsfixierten Selbstbewußtsein begreift, bis hin zu differenten Vorstellungen eines utopischen Heilszustands.
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