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Brennpunkt islamische Welt - Eine Reportage von literarischer Qualität aus der Sicht eines Insiders
Afghanistan, Pakistan, Irak, Kaschmir, Malaysia - das sind einige der Stationen einer über fünfzehn Jahre dauernden Reise. In Hunderten von Begegnungen mit Guerillakämpfern, Mullahs, Selbstmordattentätern, Staatsministern, Sufi-Lehrern, Spionen, Flüchtlingen sowie westlichen Soldaten zeichnet Jason Burke ein Panorama der Brennpunkte der islamischen Welt. In eindrücklichen Stimmungsbildern erkundet er Menschen und ihre Orte - ob in den unwirtlichen Gegenden des Hindukusch, den zerbombten…mehr

Produktbeschreibung
Brennpunkt islamische Welt - Eine Reportage von literarischer Qualität aus der Sicht eines Insiders

Afghanistan, Pakistan, Irak, Kaschmir, Malaysia - das sind einige der Stationen einer über fünfzehn Jahre dauernden Reise. In Hunderten von Begegnungen mit Guerillakämpfern, Mullahs, Selbstmordattentätern, Staatsministern, Sufi-Lehrern, Spionen, Flüchtlingen sowie westlichen Soldaten zeichnet Jason Burke ein Panorama der Brennpunkte der islamischen Welt. In eindrücklichen Stimmungsbildern erkundet er Menschen und ihre Orte - ob in den unwirtlichen Gegenden des Hindukusch, den zerbombten Vororten Basras, den religiösen Pilgerstätten nahe Islamabads oder in kurdischen Militärcamps. Hier lernt er Borniertheit und Toleranz, Hass und Freundschaft der "islamischen Welt" aus erster Hand kennen. Er zeigt eine Weltregion mit all ihren Widersprüchlichkeiten, ihren Mythen und Ideologien. Ein faszinierender Bericht, der die Wurzeln der Gewalt, die politische Rolle des Islam und die Motive einer Radikalisierung, aber auch die Perspektiven für eine Strategie gegen den islamistischen Terror erklärt.
Ein einfühlsamer, von großer Menschlichkeit getragener Reisebericht mit vielen Hintergrundinformationen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2007

Eine gemischte Geschichte
Was Soldaten und Journalisten in Kampfzonen wahrnehmen
Burke beschreibt bei seinen Reisen auch die Welt der militärischen Parallelwelten. Etwa die Kommandozentrale der I. Infanterie-Division der US-Armee in Bagdad. Die Stabsoffiziere saßen an Sperrholztischen mit Telefonen, die sie mit allen Truppeneinheiten verbanden. An der Wand hing eine riesige Tafel, die in drei Spalten aufgeteilt war: „Was ist geschehen?”, „Was geschieht im Moment” und: „Was muss getan werden?”. Der zweite Sektor enthielt noch eine Landkarte mit dem Operationsgebiet der Division und mehrere Fernsehbildschirme. Zwei zeigten Aufnahmen von zwei „Drohnen” (unbemannten Flugzeugen), einer Straße, der Rückseite eines Hauses und von einer Gestalt, die sich in einem Garten bewegte. Zwei andere Bildschirme brachten die Nachrichten von CNN und Fox News. Burke: „Dieses war ein außergewöhnlicher Einblick in die virtuelle, medial inszenierte Wirklichkeit eines modernen Krieges, der in Echtzeit geplant, geführt und überwacht wurde, und bei dem Realität und Bild in erstaunlicher, bis dahin ungekannter Weise ineinandergriffen. Ich fragte mich, wer hier eigentlich wem beim Beobachten zusah.”
Ein Problem für Reporter in solchen Kriegsgebieten ist der vollständige Mangel an Informationen. Selbst Journalisten, die in Bagdad wohnten, waren nicht fähig herauszufinden, was am anderen Ende der Stadt geschah. Die mit Phrasen gespickten Pressekonferenzen der Übergangsverwaltung nennt der Autor „Five Thirty Follies” (Halbsechs-Uhr-Dummheiten). Die Tatsache, dass Journalisten „embedded” sind, verblendet sie. Sie verbringen zu viel Zeit in einer militarisierten Umwelt. „Wir aßen Armeerationen, arbeiteten und schwitzten in einem Armeezelt, schliefen in aufgereihten Feldbetten und lebten inmitten der Routineabläufe einer im Krieg befindlichen Armee.” Um sich daran zu gewöhnen, sahen sich die Reporter in Kabul jeden Abend auf einem Laptop eine Raubkopie von „Full Metal Jacket” an. Dadurch wurde das Geräusch der Helikopter im Film vom Geräusch der Helikopter in der Realität überblendet.
Hoschjar Sebari, der Außenminister des Irak, sagte dem Autor: Die Übertragung eurer Standards und eurer Vorstellungen auf komplizierte, von Gewalt geprägte Verhältnisse ist ein schwerer Fehler. Burke ist immer wieder aufgefallen, dass viele von denen, die in den Irak gekommen waren, um hier Regierungsaufgaben zu übernehmen, das Land und den Islam kaum kannten, und sich „für die Denkweisen, die Sitten, Gebräuche und Gefühle der Bewohner kaum interessierten”. Burke wird einmal eingeladen von seinem Kollegen Ershad, Tage nach dem furchtbaren Attentat in der Londoner U-Bahn vom 7. Juli 2005 mit 52 Toten und 700 Verletzten. Burke hatte sich fast versteckt, war ängstlich geworden. Auch Ershad gab zu, dass er die Frage von Burke noch nicht beantworten konnte, warum es in keinem muslimischen Land eine Demonstration gegen das Attentat gegeben habe. Seine Kollegen schrieben, sagte Ershad, die im Westen seien alle Imperialisten, denen es nur um das Öl und die Rohstoffe der Muslime gehe. „Ich weiß, dass sie damit teilweise Recht haben, aber ich schreibe, dass trotz einzelner fauler Äpfel nicht der ganze Korb faul ist.” Er kenne viele Christen, „die nicht weniger gute religiöse Menschen sind als die Muslime”.
Und Ershad sagt auch, dass er nicht nur den Koran, sondern auch die Bibel gelesen habe, und dass in beiden Büchern dasselbe stehe. Und dass die Muslime eine gemischte Geschichte hätten, eine gute und eine schlechte, und dass man der guten folgen sollte. Dies sei, so Ershad zu Burke, ihre Verantwortung, und es gebe nicht genügend Muslime, die das auch so sähen. Ershad weiter: Auch Christen und Juden sollten eingestehen, dass auch sie eine gute und eine schlechte Geschichte hätten. Und: Die Muslime sollten sich mit den Menschen im Westen zusammenschließen, die gegen die Ungerechtigkeit kämpften – und das seien viele; mit allen, die Gewalt ablehnten, solle man in einen Dialog treten.
Am Ende hält das Buch für den Leser auch noch so etwas Altmodisches bereit wie Trost. RUPERT NEUDECK
Trotz einzelner fauler Äpfel ist nicht der ganze Korb faul
Jason Burke
Reise nach Kandahar
Unterwegs in den Krisengebieten der islamischen Welt. Patmos Verlag,
Düsseldorf 2007. 319 S., 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bemerkenswert scheint Rezensent Rupert Neudeck dieses Buch von Jason Burke, in dessen Berichten von den Brennpunkten und Kampfzonen der islamischen Welt zahlreiche aufschlussreiche Beobachtungen zu finden seien. Etwa über die militärische Parallelwelt, die die Kommandozentrale der US-Armee in Bagdad darstellt. Oder darüber, wie es ist, als Journalist in die Armee "embedded" zu sein, und wie sich dadurch die Wahrnehmung des Kriegs verändert. Deutlich wird für Neudeck nicht zuletzt, dass viele, die in den Irak geschickt wurden, um Regierungsaufgaben zu übernehmen, weder über die Kultur und Religion, die Sitten, Gebräuche und Denkweisen der irakischen Bevölkerung Bescheid wussten noch sich dafür interessierten. Demgegenüber hebt er das Beispiele von Burkes Kollegen Ershad hervor, der sich intensiv für den Dialog zwischen Muslimen und Christen einsetzt. "Am Ende", schließt der Rezensent also, "hält das Buch für den Leser auch noch so etwas Altmodisches bereit wie Trost".

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