1934 reiste Henry Miller für einige Monate nach New York, die Stadt, von der er "gehofft hatte, sie nie mehr wiederzusehen". In fassungslosem Staunen berichtet er in einem langen Brief an einen Freund mit trefflicher Ironie von seinen Eindrücken und Erlebnissen.
"Alles kolossal. Das Theater selbst prachtvoll - moderne Architektur auf dem neuesten Stand. Sobald Du hustest, geht die Lüftung an - automatisch. Per Thermostat. Eine mittlere Durchschnittstemperatur von 22 Grad Celsius, ob Winter, Frühling oder Sommer. Rauchen verboten. Überall ist Rauchen verboten, nur im Variete nicht. Das einzige, was Dir bleibt, ist furzen. Und, wie ich schon sagte, sogar das wird sofort per Thermostatregelung weggeblasen."
Henry Miller, in Brooklyn geborener Sohn einer deutschstämmigen Schneiderfamilie, hatte zuvor vier Jahre in Paris gelebt. In "Reise nach New York" schildert er sein Heimatland aus dem europäischen Blickwinkel. Sein Fazit: "Amerika ist ein Misthaufen. Aber klimatisiert."
"Alles kolossal. Das Theater selbst prachtvoll - moderne Architektur auf dem neuesten Stand. Sobald Du hustest, geht die Lüftung an - automatisch. Per Thermostat. Eine mittlere Durchschnittstemperatur von 22 Grad Celsius, ob Winter, Frühling oder Sommer. Rauchen verboten. Überall ist Rauchen verboten, nur im Variete nicht. Das einzige, was Dir bleibt, ist furzen. Und, wie ich schon sagte, sogar das wird sofort per Thermostatregelung weggeblasen."
Henry Miller, in Brooklyn geborener Sohn einer deutschstämmigen Schneiderfamilie, hatte zuvor vier Jahre in Paris gelebt. In "Reise nach New York" schildert er sein Heimatland aus dem europäischen Blickwinkel. Sein Fazit: "Amerika ist ein Misthaufen. Aber klimatisiert."
Man sollte nicht reisen, wenn man keine Lust dazu hat. Reist man dennoch, muß man ja nicht unbedingt darüber schreiben. Und hat man doch geschrieben, einen langen Brief an einen Freund, muß kein Verlag die Tirade als Buch herausbringen. Diese Neuveröffentlichung, siebzig Jahre nach Entstehung des Textes, wenn im Detail kaum mehr nachzuvollziehen ist, was damals die Wut des Autors entzündet haben mag, tut Henry Miller posthum keinen Gefallen. Gewiß, auch beim Schreiben hatte er stets die großen Gesten geschätzt. New York allerdings war er nicht gewachsen. Ungeachtet ausführlich beschriebener Exzesse in Restaurants, Bars und Etablissements muß er seine Heimatstadt fast paranoid gehaßt haben. Als Miller 1934 für Vertragsverhandlungen dorthin zurückkehrte, wohnte er schon seit vier Jahren in Paris und trug sein europäisches Bewußtsein wie eine Standarte vor sich her. Seine Ausfälle gegen das Leben in Amerika spiegeln den Dünkel der Alten über die Neue Welt. Die Redundanz des Textes strapaziert den Leser lange vor dem Ende.
A.O.
"Reise nach New York" von Henry Miller. Schöffling, Frankfurt 2002. 131 Seiten. Gebunden, 14,50 Euro. ISBN 3-89561-577-3.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Dieser Text hat den Rezensenten mit dem Kürzel "A.O. schon "lange vor dem Ende" strapaziert. Autor Henry Miller habe man mit der Neuveröffentlichung dieses vor siebzig Jahren entstandenen Textes keinen Gefallen getan. Miller sei 1934, längst in Paris lebend, für einen Vortag in seine Heimatstadt zurückgekehrt, und trage nun sein "europäisches Bewusstsein wie eine Standarte" vor sich her. Enerviert stellt der Rezensent fest, dass Miller New York "fast paranoid" gehasst haben muss. Dennoch kann er den daraus erfolgten Ergüssen nichts abgewinnen. Zwar beschreibe Miller ausführlich "Exzesse in Restaurants, Bars und Etablissements". New York sei er jedoch nicht gewachsen gewesen.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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