Der Weltumsegler und Forscher, der Schriftsteller, der Aufklärer, der Revolutionär Georg Forster ist der geheime, der verdrängte, der unterschlagene Klassiker der deutschen Literatur. Goethe hat den blutjungen Autor des großen Berichts von der zweiten Weltreise des Captain Cook (1772 - 1775) bewundert, und er beobachtete sein Geschick bis zum einsamen Tod in einer Pariser Dachkammer mit einem beinahe brüderlichen Interesse, obwohl er die Ideen des Mitgründers der Rheinischen Republik in Mainz nicht gutheißen konnte. Aber wie sollte Goethe den Kollegen nicht schätzen, der von seiner Ankunft am schönsten Gestade der Südsee mit solch poetischem Elan zu berichten verstand? "Ein Morgen war's, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel O-Tahiti 2 Meilen vor uns sahen. Der Ostwind, unser bisheriger Begleiter, hatte sich gelegt: Ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen ..." Als sein bildmächtiger Bericht von James Cooks Weltumseglung seinem erstaunten deutschen Publikum vorgelegt wurde, sprach nicht nur Wieland von einem "der merkwürdigsten Bücher unserer Zeit": Zwischen sachlichem Bericht und episch-dramatischer Verve changiert der Ton, immer wieder unterbrochen von philosophischen Reflexionen, in denen Forster die Grundelemente des Menschseins an der sozialen Wirklichkeit misst.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007Wiederentdeckung eines kräuselnden Gesamtkunstwerks
Georg Forsters großes Reisebuch, illustriert von ihm selbst / Von Kilian Trotier
Nein, wirklich zeitgemäß erscheint dieses Opus magnum des Naturforschers Georg Forster auf den ersten Blick nicht. Ein wenig skeptisch fragt man sich beim Aufblättern des stattlichen Bandes, was dieser Text uns noch zu sagen hat, der 1777 zum ersten Mal erschien. Damals übrigens noch ohne die prächtige Bildausstattung, mit der die neue Ausgabe prunkt. So faszinierend diese Bilder sind: Es bräuchte sie nicht einmal, um in Forsters "Reise um die Erde" lesend zu versinken. Zum Genuss der Lektüre kommt jetzt der des Blätterns in der Fülle der beigegebenen Illustrationen.
Georg Forster hat mit seinen Reiseaufzeichnungen über die zweite weltumspannende Expedition des Entdeckers James Cook in den Jahren 1772 bis 1775 die moderne Reiseliteratur mitbegründet - und das im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Heute wissen darum nur noch wenige, denn Forsters Nachruhm ist schnell verblasst. Obwohl die Großen seiner Zeit voll des Lobes über den in der Nähe von Danzig geborenen und später in Russland und London lebenden Weltbürger waren. Goethe, der Forster mehrmals besuchte, widmete ihm in seinem Epos "Hermann und Dorothea" einige Zeilen, Wieland publizierte Teile der "Weltreise" in seinem "Teutschen Merkur" und versah sie mit einem lobenden Vorwort, und Alexander von Humboldt bezeichnete Forsters Werk als den entscheidenden Anstoß, der ihn zu dem großen Forschungsreisenden werden ließ, dem wir seinerseits bedeutende wissenschaftliche Reiseliteratur und Naturbeschreibungen verdanken.
Sie alle zeigten sich begeistert von der neuartigen Melange zwischen einem auf Authentizität bedachten Reisebericht und philosophischen, von den Idealen der Aufklärung geprägten Betrachtungen über das Leben der unterschiedlichen Südseevölker. Forster betrieb besonders seine anthropologischen Studien mit großer Sorgfalt, da frühere Expeditionen "an Menschen und Sitten, als worauf der vornehmste Endzweck eines jeden philosophischen Reisenden vorzüglich gerichtet seyn soll, noch immer manches übersehen" hatten. Faszinierend wirken bis heute die Beschreibungen der einheimischen Bevölkerung. So etwa über "einen alten abgelebten Mann" auf der Insel Tanna im Südpazifik: "Er war lang, hager, ausgezehrt, und hatte einen fast gänzlich kahlen Kopf nebst eisgrauem Bart. Seine Gesichtsbildung zeigte viel Gutherzigkeit, und, so runzlicht sie auch war, noch immer Spuren von ehemaliger Schönheit an."
Eingebunden sind derartige Porträts, bei denen die Ureinwohner weder als bemitleidenswert rückständige Wesen noch romantisierend als einzige vom Glück gesegnete reine Menschen dargestellt werden, immer in den von Forster mit akribischer Genauigkeit nachgezeichneten Verlauf der Reiseroute. Von Plymouth ging es über das Kap der Guten Hoffnung nach Neuseeland. Dann erkundete Cooks Mannschaft die Südseeinseln im Pazifik, von denen insbesondere Tahiti Forster faszinierte. "Ein vom Land wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen und kräuselte die Fläche der See. Waldgekrönte Berge erhoben ihre stolzen Gipfel in mancherley majestätischen Gestalten und glühten bereits im ersten Morgenstrahl der Sonne", schwärmte er bei der Ankunft. Die Mannen um Kapitän Cook entdeckten Neukaledonien, Südgeorgien und die südlichen Sandwich-Inseln. Das eigentliche Ziel der Expedition, nämlich festes Land auf der südlichen Halbkugel, erreichten sie nicht. Aber es sind gerade Passagen wie diese, in der Forster das kräftezehrende Unternehmen nahe dem Packeis schildert, die den Leser bewundernd auf diese Abenteurer und Entdecker blicken lassen.
Neben dem Schreiben besaß das Sprachtalent Forster, das bereits mit dreizehn Jahren ein Werk aus dem Russischen ins Englische übersetzt hatte, auch zeichnerische Begabung. An Bord der "Resolution" war er durch Protektion seines Vaters Reinhold als Illustrator gekommen, und so fertigte der zu Beginn der Reise erst siebzehnjährige Georg über fünfhundert Tier- und Pflanzenzeichnungen an. Dass sie im Vergleich zum literarischen Werk weit weniger Berühmtheit erlangten, lag weniger an mangelndem künstlerischen Talent, die dem "Wunderknaben" von englischen Kennern durchaus attestiert wurde, sondern an den chronischen Geldsorgen seiner Familie.
Zähneknirschend stimmten die Forsters dem Angebot des wohlhabenden Sir Joseph Banks zu, eines hochangesehenen Botanikers, der Cook bei dessen Erstumseglung begleitete und an dessen Stelle Georg und sein Vater bei der zweiten Fahrt einsprangen, und verkauften ihm für vierhundert Pfund alle Zeichnungen und Skizzen. Sie verschwanden damit gänzlich für die Öffentlichkeit, da Banks selber "monopolium mit Südseekenntniß treiben wollte", wie sich Georg Forster später bitter beschwerte. Um dagegen anzugehen, fehlten dem jungen Naturforscher allerdings schlichtweg die finanziellen Mittel.
So dauerte es zweihundertdreißig Jahre, bis zusammenfand, was der ursprünglichen Absicht nach eigentlich zusammengehörte: Die reichhaltigen Illustrationen von eigener Hand schmücken die neueste Ausgabe der "Reise um die Welt" und führen ein Gesamtkunstwerk vor Augen, das der junge Georg Forster unter vielen Strapazen und dem immerwährenden Druck des Vaters in Windeseile teils zeichnete, teils auf Englisch verfasste und wenig später selbst ins Deutsche übersetzte. Eine Wiederentdeckung, die sogar etwas mehr entdecken lässt als jenes Buch, das die Zeitgenossen bewunderten.
Georg Forster: "Reise um die Welt". Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl. Originalausgabe. Sonderband der Anderen Bibliothek. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2007. 608 S., 80 großform. Farb-Abb., Klapptafeln, Karten, geb., im Halbschuber, Subskr.-Pr. bis 31. März 2008 79,- [Euro], danach 99,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Georg Forsters großes Reisebuch, illustriert von ihm selbst / Von Kilian Trotier
Nein, wirklich zeitgemäß erscheint dieses Opus magnum des Naturforschers Georg Forster auf den ersten Blick nicht. Ein wenig skeptisch fragt man sich beim Aufblättern des stattlichen Bandes, was dieser Text uns noch zu sagen hat, der 1777 zum ersten Mal erschien. Damals übrigens noch ohne die prächtige Bildausstattung, mit der die neue Ausgabe prunkt. So faszinierend diese Bilder sind: Es bräuchte sie nicht einmal, um in Forsters "Reise um die Erde" lesend zu versinken. Zum Genuss der Lektüre kommt jetzt der des Blätterns in der Fülle der beigegebenen Illustrationen.
Georg Forster hat mit seinen Reiseaufzeichnungen über die zweite weltumspannende Expedition des Entdeckers James Cook in den Jahren 1772 bis 1775 die moderne Reiseliteratur mitbegründet - und das im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Heute wissen darum nur noch wenige, denn Forsters Nachruhm ist schnell verblasst. Obwohl die Großen seiner Zeit voll des Lobes über den in der Nähe von Danzig geborenen und später in Russland und London lebenden Weltbürger waren. Goethe, der Forster mehrmals besuchte, widmete ihm in seinem Epos "Hermann und Dorothea" einige Zeilen, Wieland publizierte Teile der "Weltreise" in seinem "Teutschen Merkur" und versah sie mit einem lobenden Vorwort, und Alexander von Humboldt bezeichnete Forsters Werk als den entscheidenden Anstoß, der ihn zu dem großen Forschungsreisenden werden ließ, dem wir seinerseits bedeutende wissenschaftliche Reiseliteratur und Naturbeschreibungen verdanken.
Sie alle zeigten sich begeistert von der neuartigen Melange zwischen einem auf Authentizität bedachten Reisebericht und philosophischen, von den Idealen der Aufklärung geprägten Betrachtungen über das Leben der unterschiedlichen Südseevölker. Forster betrieb besonders seine anthropologischen Studien mit großer Sorgfalt, da frühere Expeditionen "an Menschen und Sitten, als worauf der vornehmste Endzweck eines jeden philosophischen Reisenden vorzüglich gerichtet seyn soll, noch immer manches übersehen" hatten. Faszinierend wirken bis heute die Beschreibungen der einheimischen Bevölkerung. So etwa über "einen alten abgelebten Mann" auf der Insel Tanna im Südpazifik: "Er war lang, hager, ausgezehrt, und hatte einen fast gänzlich kahlen Kopf nebst eisgrauem Bart. Seine Gesichtsbildung zeigte viel Gutherzigkeit, und, so runzlicht sie auch war, noch immer Spuren von ehemaliger Schönheit an."
Eingebunden sind derartige Porträts, bei denen die Ureinwohner weder als bemitleidenswert rückständige Wesen noch romantisierend als einzige vom Glück gesegnete reine Menschen dargestellt werden, immer in den von Forster mit akribischer Genauigkeit nachgezeichneten Verlauf der Reiseroute. Von Plymouth ging es über das Kap der Guten Hoffnung nach Neuseeland. Dann erkundete Cooks Mannschaft die Südseeinseln im Pazifik, von denen insbesondere Tahiti Forster faszinierte. "Ein vom Land wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen und kräuselte die Fläche der See. Waldgekrönte Berge erhoben ihre stolzen Gipfel in mancherley majestätischen Gestalten und glühten bereits im ersten Morgenstrahl der Sonne", schwärmte er bei der Ankunft. Die Mannen um Kapitän Cook entdeckten Neukaledonien, Südgeorgien und die südlichen Sandwich-Inseln. Das eigentliche Ziel der Expedition, nämlich festes Land auf der südlichen Halbkugel, erreichten sie nicht. Aber es sind gerade Passagen wie diese, in der Forster das kräftezehrende Unternehmen nahe dem Packeis schildert, die den Leser bewundernd auf diese Abenteurer und Entdecker blicken lassen.
Neben dem Schreiben besaß das Sprachtalent Forster, das bereits mit dreizehn Jahren ein Werk aus dem Russischen ins Englische übersetzt hatte, auch zeichnerische Begabung. An Bord der "Resolution" war er durch Protektion seines Vaters Reinhold als Illustrator gekommen, und so fertigte der zu Beginn der Reise erst siebzehnjährige Georg über fünfhundert Tier- und Pflanzenzeichnungen an. Dass sie im Vergleich zum literarischen Werk weit weniger Berühmtheit erlangten, lag weniger an mangelndem künstlerischen Talent, die dem "Wunderknaben" von englischen Kennern durchaus attestiert wurde, sondern an den chronischen Geldsorgen seiner Familie.
Zähneknirschend stimmten die Forsters dem Angebot des wohlhabenden Sir Joseph Banks zu, eines hochangesehenen Botanikers, der Cook bei dessen Erstumseglung begleitete und an dessen Stelle Georg und sein Vater bei der zweiten Fahrt einsprangen, und verkauften ihm für vierhundert Pfund alle Zeichnungen und Skizzen. Sie verschwanden damit gänzlich für die Öffentlichkeit, da Banks selber "monopolium mit Südseekenntniß treiben wollte", wie sich Georg Forster später bitter beschwerte. Um dagegen anzugehen, fehlten dem jungen Naturforscher allerdings schlichtweg die finanziellen Mittel.
So dauerte es zweihundertdreißig Jahre, bis zusammenfand, was der ursprünglichen Absicht nach eigentlich zusammengehörte: Die reichhaltigen Illustrationen von eigener Hand schmücken die neueste Ausgabe der "Reise um die Welt" und führen ein Gesamtkunstwerk vor Augen, das der junge Georg Forster unter vielen Strapazen und dem immerwährenden Druck des Vaters in Windeseile teils zeichnete, teils auf Englisch verfasste und wenig später selbst ins Deutsche übersetzte. Eine Wiederentdeckung, die sogar etwas mehr entdecken lässt als jenes Buch, das die Zeitgenossen bewunderten.
Georg Forster: "Reise um die Welt". Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl. Originalausgabe. Sonderband der Anderen Bibliothek. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2007. 608 S., 80 großform. Farb-Abb., Klapptafeln, Karten, geb., im Halbschuber, Subskr.-Pr. bis 31. März 2008 79,- [Euro], danach 99,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein Dutzend lose miteinander verknüpfter Geschichten von Schuld und Sühne: hochkonzentrierte lyrische Prosa, nacktes Gerippe ohne episches Fett, ohne Dialoge und meistens auch ohne Namen. [...] 'Heimsuchung' ist virtuos durchkonstruiert."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2008)
"In wenigen Sätzen, kurzen Szenen und Dialogen zeichnet Jenny Erpenbeck zwölf spannende und berührende Einzelschicksale, die mit diesem Grundstück an einem See bei Berlin verbunden sind. [...] Es gelingen ihr raunende Untertöne, märchenhafte Szenerien, traumhafte Situationen zuwischen Realität und Wahnsinn. [...] Große Geschichten um ein kleine Stück Erde, epische Geschichtsschreibung auf höchstem Niveau."
(Rainer Schmitz in: Focus, 4. Februar 2008)
"Jenny Erpenbecks schmaler Roman ist voll von kleinen und großen Schicksalen. Was sich in Deutschland zusammenbraute, beeinflusste das Leben gerade derjenigen, die darauf hofften, sich in ein märkisches Idyll zurückzuziehen. Dem geschichtlichen Wandel steht dabei die Regelmäßigkeit des Jahreszeitenrhythmus gegenüber, [...] Durch Stilmittel der Wiederholung, die von ferne an den 'Nouveau Roman' erinnern, kreiert Jenny Erpenbeck damit einen litaneiartigen Ton, einen märchenhaften, von Elementen des Volksaberglaubens getragenen Gesang, ..."
(Rainer Moritz in: Die Welt, 2. Februar 2008)
"Der Balanceakt zwischen Einfühlung und Distanz, Sammeleifer und Askese, Kunstwollen und Chronisten-Ambition verstärkt noch die ballerinenhafte Anspannung, mit der Jenny Erpenbecks Prosa einen permanenten Spitzentanz vorführt."
(Süddeutsche Zeitung, 9./10. Februar 2008)
"Dass sie gut schreibt, dass sie mit auffallender Geläufigkeit poetische Bilder ausbalancieren kann, dass sie die Reduktion eines Stoffs auf seine inneren Strukturen beherrscht und jedes Wort bei ihr an der richtigen Stelle im Satz steht, hat die Berliner Schriftstellerin hinlänglich bewiesen. [...] In diesem Geschichtsabriss - ein Wort, das man hier durchaus wörtlich nehmen darf - entfaltet die Autorin die Geschichte eines Fleckchens Erde nahe Berlin und seiner aufeinanderfolgenden Besitzer."
(Literaturen, März 2008)
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2008)
"In wenigen Sätzen, kurzen Szenen und Dialogen zeichnet Jenny Erpenbeck zwölf spannende und berührende Einzelschicksale, die mit diesem Grundstück an einem See bei Berlin verbunden sind. [...] Es gelingen ihr raunende Untertöne, märchenhafte Szenerien, traumhafte Situationen zuwischen Realität und Wahnsinn. [...] Große Geschichten um ein kleine Stück Erde, epische Geschichtsschreibung auf höchstem Niveau."
(Rainer Schmitz in: Focus, 4. Februar 2008)
"Jenny Erpenbecks schmaler Roman ist voll von kleinen und großen Schicksalen. Was sich in Deutschland zusammenbraute, beeinflusste das Leben gerade derjenigen, die darauf hofften, sich in ein märkisches Idyll zurückzuziehen. Dem geschichtlichen Wandel steht dabei die Regelmäßigkeit des Jahreszeitenrhythmus gegenüber, [...] Durch Stilmittel der Wiederholung, die von ferne an den 'Nouveau Roman' erinnern, kreiert Jenny Erpenbeck damit einen litaneiartigen Ton, einen märchenhaften, von Elementen des Volksaberglaubens getragenen Gesang, ..."
(Rainer Moritz in: Die Welt, 2. Februar 2008)
"Der Balanceakt zwischen Einfühlung und Distanz, Sammeleifer und Askese, Kunstwollen und Chronisten-Ambition verstärkt noch die ballerinenhafte Anspannung, mit der Jenny Erpenbecks Prosa einen permanenten Spitzentanz vorführt."
(Süddeutsche Zeitung, 9./10. Februar 2008)
"Dass sie gut schreibt, dass sie mit auffallender Geläufigkeit poetische Bilder ausbalancieren kann, dass sie die Reduktion eines Stoffs auf seine inneren Strukturen beherrscht und jedes Wort bei ihr an der richtigen Stelle im Satz steht, hat die Berliner Schriftstellerin hinlänglich bewiesen. [...] In diesem Geschichtsabriss - ein Wort, das man hier durchaus wörtlich nehmen darf - entfaltet die Autorin die Geschichte eines Fleckchens Erde nahe Berlin und seiner aufeinanderfolgenden Besitzer."
(Literaturen, März 2008)
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der Wissenschaftler Georg Forster, der James Cook auf seiner Weltumseglung von 1772 bis 1775 begleitete, dürfte zwar nicht wirklich als vergessen gelten, immerhin wurde er in der DDR mit einer historisch-kritischen Werkausgabe gewürdigt, erklärt Steffen Richter. Trotzdem freut er sich nachdrücklich über diese prächtige Ausgabe seines Reiseberichts, der 1777 auf Englisch, 1778 von Forster selbst übersetzt auf Deutsch erschien. Das Reisejournal kann mit Recht als erste richtige wissenschaftliche Reisebeschreibung gelten, teilt der Rezensent mit, der aber zugleich betont, dass sich das Buch mitunter wie ein veritabler Abenteuerroman liest. Das Besondere an Forsters Beobachtungen, die sich nicht auf wissenschaftliche Faktensammlung beschränkten, sondern auch Philosophisches, Anthropologisches und Philologisches einfließen ließen, sei, dass er in Begegnungen mit Eingeborenen stets die in der Kolonialisierung liegende Schattenseite der Entdeckung fremder Menschen und Länder berücksichtige und gegenüber anderen Lebensweisen Respekt zeige, so Richter bewundernd. Ebenfalls erfreulich findet er, dass einige Zeichnungen Forsters, die dieser auf der Reise angefertigt und dann aus Not verkauft hatte, nun wieder mit dem Reisebericht abgedruckt worden sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Forster hat die Natur gesehen, geschmeckt, gerochen, ertastet, gehört; er hat sie beschrieben, gezeichnet, und er hat über sie nachgedacht wie kaum ein anderer seinerzeit.« Die Welt »Es gibt keinen Zweifel: Wer sich eine Bibliothek mit Weltliteratur in Form von Hörbüchern aufbauen möchte, kommt an dieser Edition nicht vorbei.« WDR 3 »Hier wird fündig, wer an Hörbuchproduktionen Freude hat, die nicht schnell hingeschludert sind, sondern mit einer Regie-Idee zum Text vom und für den Rundfunk produziert sind.« NDR KULTUR »Mehr Zeit hätte man ja immer gern, aber für diese schönen Hörbücher [...] besonders.« WAZ »Die Hörbuch-Edition 'Große Werke. Große Stimmen.' umfasst herausragende Lesungen deutschsprachiger Sprecherinnen und Sprecher, die in den Archiven der Rundfunkanstalten schlummern.« SAARLÄNDISCHER RUNDFUNK