Albert und Ann sind seit Jahrzehnten verheiratet. Albert hat Erfolg im Beruf, die aufrechte Ann wacht über das Haus, sie haben zwei Kinder, einen Sohn, der bereits seine eigene Familie hat und in der väterlichen Firma arbeitet, und eine bildschöne Tochter. Es hätte eine glückliche Familie sein können. Doch Glorie, Alberts geliebte Tochter, erkrankt auf unerklärliche Weise während eines Urlaubs in den Bergen an einer Depression. Ärzte, Psychoanalytiker, ein kräftezehrender Klinikaufenthalt: nichts will helfen. Glories Lichtpunkte sind die Reisen mit ihrer besten Freundin Christie, zuletzt zum Tauchen auf die Caymans - vom letzten Tauchgang kehrt Glorie nicht mehr zurück.
Christie verlässt Deutschland, um zu vergessen, als einzige Nachricht an Glories Eltern schickt sie ein dürres Telegramm, in dem von einem mysteriösen Tauchunfall die Rede ist. Für Albert bricht eine Welt zusammen, diese Tragödie, so meint er, zerstöre nicht nur seine Ehe, sein Leben, sondern auch die kurze Endlichkeit der ihm verbleibenden Jahre. Er, der wegen einer beginnenden Krankheit die Leitung der Firma seinem Sohn übertragen hat, hadert mit seinem Schicksal. Als Christie eines Tages in Alberts Tür steht, ihn mitnehmen will aufs Land zu ihrer Mutter, um ihm dort endlich die wahren Hintergründe von Glories Tod zu beichten, verlässt Albert das Haus und seine Ann, um sich selbst zu finden.
Christie verlässt Deutschland, um zu vergessen, als einzige Nachricht an Glories Eltern schickt sie ein dürres Telegramm, in dem von einem mysteriösen Tauchunfall die Rede ist. Für Albert bricht eine Welt zusammen, diese Tragödie, so meint er, zerstöre nicht nur seine Ehe, sein Leben, sondern auch die kurze Endlichkeit der ihm verbleibenden Jahre. Er, der wegen einer beginnenden Krankheit die Leitung der Firma seinem Sohn übertragen hat, hadert mit seinem Schicksal. Als Christie eines Tages in Alberts Tür steht, ihn mitnehmen will aufs Land zu ihrer Mutter, um ihm dort endlich die wahren Hintergründe von Glories Tod zu beichten, verlässt Albert das Haus und seine Ann, um sich selbst zu finden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2009Der Abschied des Patriarchen
Alle Erlösung ist weiblich: Alfred Neven DuMont legt im Alter von zweiundachtzig sein beeindruckendes Romandebüt vor. In "Reise zu Lena" schickt er sein Alter Ego ins Glück.
Von Oliver Jungen
Wenige Jahre vor seinem Tod hat sich Pierre Bourdieu auf ein unbekanntes Terrain vorgewagt: "Die männliche Herrschaft". Irgendwie hatte diese zwar seit der Initiation durch den Algerien-Krieg in alle seine kultursoziologischen Arbeiten hineingespielt, aber als Gegenstand hatte der Soziologe das Patriarchat bis 1998 dem Feminismus überlassen. Eine Abbitte?
Immerhin ist der bis dahin vernachlässigte Unterschied zwischen den Geschlechtern alles andere als fein. Der archetypische Mann, das ist für Bourdieu der aufrecht hinter dem Pflug Schreitende, während die archetypische Frau in gebückter Haltung Saat auswirft. Hoppla, Habitus. Derart mit dem Körper verschmolzen, müsse sich männliche Herrschaft nicht mehr rechtfertigen. Bourdieu leuchtet nun dem Feminismus heim: Mit Gender-Firlefanz oder sozialem Aufruhr komme man der Quasi-Determiniertheit nicht bei. Einzig eine komplexe Kritik, die sämtliche in den institutionellen Strukturen verankerten Herrschaftseffekte mit berücksichtige, könne "zum allmählichen Untergang der männlichen Herrschaft beitragen". Das mag stimmen - für Frankreich.
In Köln hat nun wenige Jahre später ebenfalls ein alter Mann ein Buch vorgelegt, in dem es um die Ordnung der Geschlechter geht. Und hier steht die weibliche Herrschaft in voller Blüte. Der Protagonist ist das Patriarchat selbst, ein gebrechlicher "alter Mann", immer wieder exemplarisch so genannt, der von weitaus vitaleren Frauen umgeben ist, die ihn umsorgen, über ihn streiten, ihn einander ausborgen, ihn anziehen, ausziehen, zu Bett bringen, über die Vergangenheit richten, über die Zukunft entscheiden. Gebrochen hat den alten Unternehmer namens Albert, der lange Zeit ganz für "die Firma" lebte, der Tod seiner manisch-depressiven Tochter Glorie, die beim Tauchen im Meer ertrunken ist. Seinen Frieden findet Albert erst, als er sich ganz dem ihm so restlos überlegenen Geschlecht überlässt. Erlösung durch den Tod korrespondiert die Erlösung durch die Liebe - und beides, das ist die Botschaft, ist weiblich.
Es ist kein Zufall, dass der Autor dieses Romans einer der letzten großen Patriarchen unserer Zeit ist, der mit harter Hand und großem Erfolg sein Imperium regierende Verleger Alfred Neven DuMont. Die Gründung des "Express" neben dem "Kölner Stadt-Anzeiger" geht ebenso auf ihn zurück wie die Übernahmen der "Mitteldeutschen Zeitung", der "Kölnischen Rundschau", der "Frankfurter Rundschau" und der "Berliner Zeitung". Es ist erstaunlich, aber auch folgerichtig, dass ausgerechnet er diesen grazilen, ja sensiblen Abgesang auf die Epoche des virilen Unternehmertums und seines Egoismus-Überbaus verfasst hat: "Wir Männer haben immer zuerst an uns selbst gedacht, das hat sich alles geändert." Dieser Roman ist ein Debüt, aber mehr noch ein Abschied, der Respekt abnötigt. Hier hat jemand im Zentrum des Medienuniversums seine Aufmerksamkeit für die tatsächlich wichtigen Dinge bewahrt: eine ethische Vollbremsung.
Eng ist das Buch an eigenen Erfahrungen entlanggeschrieben, nicht nur weil Neven DuMont darin auch den Tod seines Sohnes vor vierzehn Jahren künstlerisch verarbeitet hat: Diese Authentizität des Gefühls macht die eigentümliche Anmut des Romans aus. Keine Archetypen, die hier Felder bestellen. Noch da, wo der Autor typologisch wird - so rechnet etwa Albert zu Beginn mit Gott ab wie einst Hiob, während seine Frau Ann sich selbst anklagt -, scheint die Intimität des Geschehens stets wichtiger als seine Verallgemeinerbarkeit.
Die Konstruktion der Handlung ist klar. Ann lässt Albert für kurze Zeit allein, da ihre Schwester im Sterben liegt. Währenddessen kehrt Glories enge Freundin Christie aus Afrika zurück, um erstmals mit Albert über Glorie und ihr Ende zu sprechen. Die beiden tragischen und würdevollen Situationen, in denen Frauen andere Frauen in den Tod begleiten, spiegeln einander. Was soll da noch Firma, Profit, Imperium bedeuten? Natürlich handelt es sich auf seine Weise um einen religiösen Roman, das machen nicht erst die Namen "Glorie" und "Christie" deutlich.
Christie lädt zur Fortführung ihrer Geschichte den alten Mann zu ihrer Mutter Lena aufs Land ein - die im Titel angesprochene Reise und eine klassische Erzählsituation. Albert, zunächst eher ängstlich, blüht bald auf, erlaubt sich Infantilitäten, die man ihm gestattet. Fliegen will er wie Ikarus oder adamitisch im Apfelbaum sitzen. In das dunkle Leben des alten Mannes kehrt die Liebe zurück, und das in vielen Farben. Auch Ann tritt endlich aus der Umklammerung des Patriarchats und seiner Logik: "Wieder ein Geschäft mit Gegengeschäft! Ein grauenvoller Abweg!" Am Ende aber gehen die Rechnungen nicht auf: "Woran sich Deine Hoffnung klammerte, ist Müll." Ganz ohne emotionale Verwicklungen geht es aber nicht ab.
Stilistisch hätte noch etwas poliert werden dürfen. Die Symboliken mögen realitätsnah sein, sonderlich einfallsreich wirken sie nicht: der tiefe Wald, Hochstände mit Überblick, das Verlaufen im Traum, das dunkle Meer der Unendlichkeit. Auch auf die kleine Zauberberglerei zu Beginn hätte der Autor ohne Schaden verzichten können: Mit seinem Arzt, einem prähistorischen Nietzscheaner, unterhält sich Albert über den Tod Gottes. Ein ausgebuffter Erzähler, das wird man sagen dürfen, ist der Autor nicht. Den tieferen poetischen Wert dieses so verwundbar offenherzigen Romans können solche Einwände jedoch nicht schmälern.
Ein verspieltes Reich des Scheins hat Neven DuMont da errichtet, als Keil zwischen das kapitalistische Reich der Kräfte und das unausweichliche Reich der Naturgesetze getrieben. Ob es die Ordnungen zu sprengen vermag, in denen er selbst sich so gut auskennt? Zu Beginn des Romans, noch mitten in der albertinischen Passion, kommt Sohn Anton zu Besuch. Sofort entstehen Spannungen zwischen den Männern, denn der Junior spielt sich auf, "ganz der Chef", redet von "meiner Firma", obwohl der Vater sie ihm übergeben hat. Just dieser Tage dringen ähnliche Querelen aus der Dumont-Familie nach außen. Christian DuMont Schütte, Vertreter einer der beiden Familienstämme, die über je fünfzig Prozent des Imperiums verfügen, kritisiert öffentlich den Personenkult um den zweiundachtzigjährigen Patriarchen, der sich als Alleinherrscher geriere. Ist nun Bourdieu vielleicht doch der bessere Feminist? Möglich, denn ein bisschen erinnert Neven DuMonts Coup auch an das "Ich gehe, aber Euch nehm' ich mit"-Finale von "Gran Torino". Und wenn einer kein Feminist ist, dann Clint Eastwood, selbst der alte. Oder doch?
Alfred Neven DuMont: "Reise zu Lena". Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2009. 256 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alle Erlösung ist weiblich: Alfred Neven DuMont legt im Alter von zweiundachtzig sein beeindruckendes Romandebüt vor. In "Reise zu Lena" schickt er sein Alter Ego ins Glück.
Von Oliver Jungen
Wenige Jahre vor seinem Tod hat sich Pierre Bourdieu auf ein unbekanntes Terrain vorgewagt: "Die männliche Herrschaft". Irgendwie hatte diese zwar seit der Initiation durch den Algerien-Krieg in alle seine kultursoziologischen Arbeiten hineingespielt, aber als Gegenstand hatte der Soziologe das Patriarchat bis 1998 dem Feminismus überlassen. Eine Abbitte?
Immerhin ist der bis dahin vernachlässigte Unterschied zwischen den Geschlechtern alles andere als fein. Der archetypische Mann, das ist für Bourdieu der aufrecht hinter dem Pflug Schreitende, während die archetypische Frau in gebückter Haltung Saat auswirft. Hoppla, Habitus. Derart mit dem Körper verschmolzen, müsse sich männliche Herrschaft nicht mehr rechtfertigen. Bourdieu leuchtet nun dem Feminismus heim: Mit Gender-Firlefanz oder sozialem Aufruhr komme man der Quasi-Determiniertheit nicht bei. Einzig eine komplexe Kritik, die sämtliche in den institutionellen Strukturen verankerten Herrschaftseffekte mit berücksichtige, könne "zum allmählichen Untergang der männlichen Herrschaft beitragen". Das mag stimmen - für Frankreich.
In Köln hat nun wenige Jahre später ebenfalls ein alter Mann ein Buch vorgelegt, in dem es um die Ordnung der Geschlechter geht. Und hier steht die weibliche Herrschaft in voller Blüte. Der Protagonist ist das Patriarchat selbst, ein gebrechlicher "alter Mann", immer wieder exemplarisch so genannt, der von weitaus vitaleren Frauen umgeben ist, die ihn umsorgen, über ihn streiten, ihn einander ausborgen, ihn anziehen, ausziehen, zu Bett bringen, über die Vergangenheit richten, über die Zukunft entscheiden. Gebrochen hat den alten Unternehmer namens Albert, der lange Zeit ganz für "die Firma" lebte, der Tod seiner manisch-depressiven Tochter Glorie, die beim Tauchen im Meer ertrunken ist. Seinen Frieden findet Albert erst, als er sich ganz dem ihm so restlos überlegenen Geschlecht überlässt. Erlösung durch den Tod korrespondiert die Erlösung durch die Liebe - und beides, das ist die Botschaft, ist weiblich.
Es ist kein Zufall, dass der Autor dieses Romans einer der letzten großen Patriarchen unserer Zeit ist, der mit harter Hand und großem Erfolg sein Imperium regierende Verleger Alfred Neven DuMont. Die Gründung des "Express" neben dem "Kölner Stadt-Anzeiger" geht ebenso auf ihn zurück wie die Übernahmen der "Mitteldeutschen Zeitung", der "Kölnischen Rundschau", der "Frankfurter Rundschau" und der "Berliner Zeitung". Es ist erstaunlich, aber auch folgerichtig, dass ausgerechnet er diesen grazilen, ja sensiblen Abgesang auf die Epoche des virilen Unternehmertums und seines Egoismus-Überbaus verfasst hat: "Wir Männer haben immer zuerst an uns selbst gedacht, das hat sich alles geändert." Dieser Roman ist ein Debüt, aber mehr noch ein Abschied, der Respekt abnötigt. Hier hat jemand im Zentrum des Medienuniversums seine Aufmerksamkeit für die tatsächlich wichtigen Dinge bewahrt: eine ethische Vollbremsung.
Eng ist das Buch an eigenen Erfahrungen entlanggeschrieben, nicht nur weil Neven DuMont darin auch den Tod seines Sohnes vor vierzehn Jahren künstlerisch verarbeitet hat: Diese Authentizität des Gefühls macht die eigentümliche Anmut des Romans aus. Keine Archetypen, die hier Felder bestellen. Noch da, wo der Autor typologisch wird - so rechnet etwa Albert zu Beginn mit Gott ab wie einst Hiob, während seine Frau Ann sich selbst anklagt -, scheint die Intimität des Geschehens stets wichtiger als seine Verallgemeinerbarkeit.
Die Konstruktion der Handlung ist klar. Ann lässt Albert für kurze Zeit allein, da ihre Schwester im Sterben liegt. Währenddessen kehrt Glories enge Freundin Christie aus Afrika zurück, um erstmals mit Albert über Glorie und ihr Ende zu sprechen. Die beiden tragischen und würdevollen Situationen, in denen Frauen andere Frauen in den Tod begleiten, spiegeln einander. Was soll da noch Firma, Profit, Imperium bedeuten? Natürlich handelt es sich auf seine Weise um einen religiösen Roman, das machen nicht erst die Namen "Glorie" und "Christie" deutlich.
Christie lädt zur Fortführung ihrer Geschichte den alten Mann zu ihrer Mutter Lena aufs Land ein - die im Titel angesprochene Reise und eine klassische Erzählsituation. Albert, zunächst eher ängstlich, blüht bald auf, erlaubt sich Infantilitäten, die man ihm gestattet. Fliegen will er wie Ikarus oder adamitisch im Apfelbaum sitzen. In das dunkle Leben des alten Mannes kehrt die Liebe zurück, und das in vielen Farben. Auch Ann tritt endlich aus der Umklammerung des Patriarchats und seiner Logik: "Wieder ein Geschäft mit Gegengeschäft! Ein grauenvoller Abweg!" Am Ende aber gehen die Rechnungen nicht auf: "Woran sich Deine Hoffnung klammerte, ist Müll." Ganz ohne emotionale Verwicklungen geht es aber nicht ab.
Stilistisch hätte noch etwas poliert werden dürfen. Die Symboliken mögen realitätsnah sein, sonderlich einfallsreich wirken sie nicht: der tiefe Wald, Hochstände mit Überblick, das Verlaufen im Traum, das dunkle Meer der Unendlichkeit. Auch auf die kleine Zauberberglerei zu Beginn hätte der Autor ohne Schaden verzichten können: Mit seinem Arzt, einem prähistorischen Nietzscheaner, unterhält sich Albert über den Tod Gottes. Ein ausgebuffter Erzähler, das wird man sagen dürfen, ist der Autor nicht. Den tieferen poetischen Wert dieses so verwundbar offenherzigen Romans können solche Einwände jedoch nicht schmälern.
Ein verspieltes Reich des Scheins hat Neven DuMont da errichtet, als Keil zwischen das kapitalistische Reich der Kräfte und das unausweichliche Reich der Naturgesetze getrieben. Ob es die Ordnungen zu sprengen vermag, in denen er selbst sich so gut auskennt? Zu Beginn des Romans, noch mitten in der albertinischen Passion, kommt Sohn Anton zu Besuch. Sofort entstehen Spannungen zwischen den Männern, denn der Junior spielt sich auf, "ganz der Chef", redet von "meiner Firma", obwohl der Vater sie ihm übergeben hat. Just dieser Tage dringen ähnliche Querelen aus der Dumont-Familie nach außen. Christian DuMont Schütte, Vertreter einer der beiden Familienstämme, die über je fünfzig Prozent des Imperiums verfügen, kritisiert öffentlich den Personenkult um den zweiundachtzigjährigen Patriarchen, der sich als Alleinherrscher geriere. Ist nun Bourdieu vielleicht doch der bessere Feminist? Möglich, denn ein bisschen erinnert Neven DuMonts Coup auch an das "Ich gehe, aber Euch nehm' ich mit"-Finale von "Gran Torino". Und wenn einer kein Feminist ist, dann Clint Eastwood, selbst der alte. Oder doch?
Alfred Neven DuMont: "Reise zu Lena". Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2009. 256 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der von Revolte und Resignation erzählende, mit dem vorangestellten Verweis auf Psalm 88 aufgerufene Subtext entgeht der Rezensentin Kristina Maidt-Zinke nicht. Ebensowenig die Schutzlosigkeit und der Mut, mit denen der 82-jährige Alfred Neven DuMont sich hier noch einmal als Künstler zu Wort meldet. Rückschlüsse auf das Leben der Verlegerpersönlichkeit fallen Maidt-Zinke nicht schwer. Der "hochgestimmte Ton", das Pathos, die Unmittelbarkeit des Ausdrucks vor allen stilistischen Erwägungen – all das lässt sie mit Achtung von diesem Roman sprechen. Dass der Text vor allem die Frauen ("Lichtgestalten") zu Wort kommen lässt, den alten Mann, die eigentliche Hauptfigur, nur "im Spiegel ihrer Erlebnisse und Erfahrungen", hat Maidt-Zinkes Sympathie. Die so zustande kommende Lebensbeichte der Figur versteht sie auch als Ventil für die im Leben des Autors zu kurz gekommenen "Wesenskräfte". Ein besseres Lektorat hätte sie allerdings verdient gehabt, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH