Produktdetails
- Kookbooks, Reihe Lyrik Bd.11
- Verlag: Kookbooks
- Seitenzahl: 199
- Erscheinungstermin: 4. März 2008
- Deutsch, Englisch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 316g
- ISBN-13: 9783937445304
- ISBN-10: 3937445307
- Artikelnr.: 23403818
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2008Trichter und Ziege
Mit einem "Blurb", also einem knackigen Lob, von John Ashbery bedacht zu werden dürfte für einen jungen amerikanischen Autor nicht das schlechteste Empfehlungsschreiben sein. Der Pulitzerpreisträger bezeichnete Christian Hawkeys "The Book of Funnels" (wörtlich: Buch der Trichter) als "eines der sonderbarsten und schönsten Lyrikdebüts, das ich seit sehr langer Zeit gelesen habe". Auf diesen poetischen Trichter ist nun auch der Kookbooks-Verlag gekommen, wo das Buch - in Auszügen, dafür ergänzt um weitere Texte aus Hawkeys zweitem Band "Citizen Of" von 2007 - in einer zweisprachigen Ausgabe des Titels "Reisen in Ziegengeschwindigkeit" erschienen ist. Der 1969 geborene Kunstkritiker Hawkey, der am Pratt-Institut in Brooklyn Literatur und Creative Writing lehrt und derzeit ein Jahr als DAAD-Stipendiat in Berlin verbringt, beweist sich in der Tat als talentierter Dichter, der seine Poeme virtuos mit grotesken Einfällen und ebenso originellen wie haftenden Metaphern schmückt. Parallelen zu Ashberys Werk lassen sich unschwer entdecken. So wie dieser sich einst von Parmigianino anregen ließ, zeigt sich Hawkey unter anderem von einem Video Bruce Naumans inspiriert, wobei die Beschreibung eines fremden künstlerischen Gegenstands bald zur poetischen Selbstreflexion wird: "Allein in einem Raum mit einer Kamera / heißt, du bist nicht allein, nur einsam." Obwohl die Übersetzungen Hawkeys Balance zwischen hohem Ton und Umgangssprache nicht immer elegant zu halten vermögen, lassen die ungewöhnlich rhythmischen Gedichte Ashberys Urteil gerechtfertigt erscheinen. (Christian Hawkey: "Reisen in Ziegengeschwindigkeit". Gedichte. Aus dem Amerikanischen von Steffen Popp und Uljana Wolf. Kookbooks, Idstein 2008. 199 S., br., 22,90 [Euro].) axmü
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit einem "Blurb", also einem knackigen Lob, von John Ashbery bedacht zu werden dürfte für einen jungen amerikanischen Autor nicht das schlechteste Empfehlungsschreiben sein. Der Pulitzerpreisträger bezeichnete Christian Hawkeys "The Book of Funnels" (wörtlich: Buch der Trichter) als "eines der sonderbarsten und schönsten Lyrikdebüts, das ich seit sehr langer Zeit gelesen habe". Auf diesen poetischen Trichter ist nun auch der Kookbooks-Verlag gekommen, wo das Buch - in Auszügen, dafür ergänzt um weitere Texte aus Hawkeys zweitem Band "Citizen Of" von 2007 - in einer zweisprachigen Ausgabe des Titels "Reisen in Ziegengeschwindigkeit" erschienen ist. Der 1969 geborene Kunstkritiker Hawkey, der am Pratt-Institut in Brooklyn Literatur und Creative Writing lehrt und derzeit ein Jahr als DAAD-Stipendiat in Berlin verbringt, beweist sich in der Tat als talentierter Dichter, der seine Poeme virtuos mit grotesken Einfällen und ebenso originellen wie haftenden Metaphern schmückt. Parallelen zu Ashberys Werk lassen sich unschwer entdecken. So wie dieser sich einst von Parmigianino anregen ließ, zeigt sich Hawkey unter anderem von einem Video Bruce Naumans inspiriert, wobei die Beschreibung eines fremden künstlerischen Gegenstands bald zur poetischen Selbstreflexion wird: "Allein in einem Raum mit einer Kamera / heißt, du bist nicht allein, nur einsam." Obwohl die Übersetzungen Hawkeys Balance zwischen hohem Ton und Umgangssprache nicht immer elegant zu halten vermögen, lassen die ungewöhnlich rhythmischen Gedichte Ashberys Urteil gerechtfertigt erscheinen. (Christian Hawkey: "Reisen in Ziegengeschwindigkeit". Gedichte. Aus dem Amerikanischen von Steffen Popp und Uljana Wolf. Kookbooks, Idstein 2008. 199 S., br., 22,90 [Euro].) axmü
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2008Wenn du das verstehst
Unbedingt rühmenswert: Christian Hawkeys sonderbare Vers-Reisen
John Ashbery nennt die Gedichte Christian Hawkeys „schön und sonderbar”, und wenn ein großer Dichter einen jungen Kollegen derart lobt, liegt die Frage nahe, ob nicht gar eine gewisse Verwandtschaft besteht. Und tatsächlich, blättert man etwas in Hawkeys nun unter dem Titel „Reisen in Ziegengeschwindigkeit” auf Deutsch vorliegenden Gedichten, findet sich schnell der eine oder andere Ashberyanismus: Szenen und Bilder entstehen wie aus dem Nichts, um unversehens wieder zusammenzusacken, oder es tritt ein „es” in Erscheinung, ohne dass klar würde, worauf es referiert: „Ich stand einfach nur da, als es vorschoss/ und mich biss. Mein Gaumen ertaubte/ – du sahst es – sahst es geschehen –/ ich stand einfach nur da. Mag sein// es wollte von mir wissen, wie du Regen/ riechen kannst, achtzehn Komma fünf/ Sekunden, bevor er sanft fällt, seitwärts/ sticht, und plötzlich aufhört// als hätte es ihn nie gegeben, was stimmt.”
Selten bekommt es einem jungen Dichter gut, gleich zu Beginn seiner Karriere mit den Großen seiner Zunft verglichen zu werden. Die Gedichte des 1969 geborenen Hawkey aber lassen solche Vergleiche schnell vergessen. In ihnen tut sich von Anfang an eine durchaus eigene poetische Landschaft auf, eine „aufblasbare Landschaft”, wie es einmal heißt: Sie verleugnet nicht, dass sie „gemacht” ist, dass Innen und Außen in ihr nicht unterscheidbar sind. „Rege dich nicht. Die geringste Bewegung/ & diese Landschaft ausgelöscht von Flutlicht.” Leichthändig wirken Hawkeys Verse, so als könnte man sie sich unter den Arm klemmen, sie, wann es einem gerade passt, auseinanderfalten, um dann in diesen luftigen Satzgebilden spazieren zu gehen. Manchmal fliegt einem dabei etwas ins Auge: „Laubfall/ Ultraschall, blinzel, wenn du das verstehst.”TOBIAS LEHMKUHL
CHRISTIAN HAWKEY: Reisen in Ziegengeschwindigkeit. Aus dem Amerikanischen von Steffen Popp und Uljana Wolf. Kookbooks Verlag, Idstein 2008. 200 Seiten, 22,90 Euro.
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Unbedingt rühmenswert: Christian Hawkeys sonderbare Vers-Reisen
John Ashbery nennt die Gedichte Christian Hawkeys „schön und sonderbar”, und wenn ein großer Dichter einen jungen Kollegen derart lobt, liegt die Frage nahe, ob nicht gar eine gewisse Verwandtschaft besteht. Und tatsächlich, blättert man etwas in Hawkeys nun unter dem Titel „Reisen in Ziegengeschwindigkeit” auf Deutsch vorliegenden Gedichten, findet sich schnell der eine oder andere Ashberyanismus: Szenen und Bilder entstehen wie aus dem Nichts, um unversehens wieder zusammenzusacken, oder es tritt ein „es” in Erscheinung, ohne dass klar würde, worauf es referiert: „Ich stand einfach nur da, als es vorschoss/ und mich biss. Mein Gaumen ertaubte/ – du sahst es – sahst es geschehen –/ ich stand einfach nur da. Mag sein// es wollte von mir wissen, wie du Regen/ riechen kannst, achtzehn Komma fünf/ Sekunden, bevor er sanft fällt, seitwärts/ sticht, und plötzlich aufhört// als hätte es ihn nie gegeben, was stimmt.”
Selten bekommt es einem jungen Dichter gut, gleich zu Beginn seiner Karriere mit den Großen seiner Zunft verglichen zu werden. Die Gedichte des 1969 geborenen Hawkey aber lassen solche Vergleiche schnell vergessen. In ihnen tut sich von Anfang an eine durchaus eigene poetische Landschaft auf, eine „aufblasbare Landschaft”, wie es einmal heißt: Sie verleugnet nicht, dass sie „gemacht” ist, dass Innen und Außen in ihr nicht unterscheidbar sind. „Rege dich nicht. Die geringste Bewegung/ & diese Landschaft ausgelöscht von Flutlicht.” Leichthändig wirken Hawkeys Verse, so als könnte man sie sich unter den Arm klemmen, sie, wann es einem gerade passt, auseinanderfalten, um dann in diesen luftigen Satzgebilden spazieren zu gehen. Manchmal fliegt einem dabei etwas ins Auge: „Laubfall/ Ultraschall, blinzel, wenn du das verstehst.”TOBIAS LEHMKUHL
CHRISTIAN HAWKEY: Reisen in Ziegengeschwindigkeit. Aus dem Amerikanischen von Steffen Popp und Uljana Wolf. Kookbooks Verlag, Idstein 2008. 200 Seiten, 22,90 Euro.
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