Dieses Buch ist aus meiner skeptischen Einschatzung der Entwicklung der Soziologie in den letzten Jahrzehnten heraus entstanden. Zum einen hat sich die Theorie gegenOber der "uns umgebenden Wirklichkeit des Lebens" (Weber) verselbstandigt, so daB es haufig unklar ist, worOber sie Aussagen macht. Zum anderen werden in der Theorie wie auch in der Empirie haufig Begriffe verwendet, deren Bezug zu den "sozialen Tatsa chen" ungeklart ist. Das Ziel dieses Buches besteht daher darin, zu einer Theorie der soziologischen Begriffsbildung und damit zur Bestimmung des Objektbereichs der Soziologie beizutragen. Ich versuche nachzuwei sen, daB die Verbindung von Begriffen der Soziologie mit jenen, die im Alltagsleben zur Bezeichnung sozialer Sachverhalte verwendet werden, eine notwendige ist. Wie ich diese Verbindung argumentiere, grOndet in meiner Beschafti gung mit der analytischen Philosophie. Es ist meine Uberzeugung, daB in der Verwendungsweise der Begriffe, mit deren Hilfe in der Soziologie so ziale Phanomene identifiziert werden, die Struktur von "Gesellschaft" auf gezeigt werden kann. "Gesellschaft" ist jedoch keine Erfindung der So ziologie, sondern wesentlicher Aspekt unserer "alltaglichen" Handlungen und Einstellungen, die daher in all jenen Begriffen exp/izit gemacht werden kann, die wir als Gesellschaftsangehbrige zur Identifikation dieser Zu stande verwenden. Die strukturelle Identitat dieser zwei Ebenen der Be griffsbildung - der alltaglichen und der soziologischen - soli dement sprechend durch "Aufweis der Verwendungsregel der entsprechenden Wbrter" in der Soziologie wie in der Alltagssprache aufgezeigt werden. Die Arbeit ist daher einem "methodischen Begriff von sprachanalytischer Phi losophie" (Tugendhat 1979) verpflichtet.