Gegenstand dieser Arbeit ist der Zusammenhang von Lebenserinnerungen und Zeitgeschichte in subjektiven Rekonstruktionen miterlebter Epochen. Untersucht werden Aspekte des Umgangs mit der eigenen Vergangenheit, der Funktion von Erinnerungen. Von Interesse ist hier nicht die Frage, ob die Rekonstruktionen wahr oder glaubwürdig sind. Im Zentrum der Unter suchung steht die Frage, welche Inhalte in den erzählten Erinnerungen the matisiert werden, wie diese strukturiert sind, welche subjektive Bedeutung diese Erinnerungen heute haben und welche Funktion bestimmten Erinne rungsgeschichten zukommt. Autobiographische Erinnerungen sind zwar zunächst rein persönli che Angelegenheiten, doch können erzählte Erinnerungen an vergangene Ereignisse nicht losgelöst von zwischenzeitlichen Erfahrungen und von ge sellschaftlichen Entwicklungen gesehen werden. Individuelle Erinnerungen sind eingebettet in die sozialen Zusam menhänge der engeren persönlichen und der weiteren gesellschaftlichen Umwelt detjenigen, die sich erinnern. Zur engeren persönlichen Umwelt zählen die Familie, der Freundeskreis. Mit der weiteren gesellschaftlichen Umwelt sind die Medien gemeint, die allgemein verfiigbare Darstellungen und Deutungsmuster anbieten. Weder die persönliche Umwelt noch der ge sellschaftliche Kontext sind feste Größen. Beide wandeln sich ständig und mit ihnen die individuelle Erinnerung, die von ihrem Rahmen beeinflußt wird, aber auch ihrerseits auf ihn zurückwirkt.
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