Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Universität Stuttgart (Institut für germanistische Linguistik), Veranstaltung: HS Sprachfacetten, 9 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Sprache ist neben Mimik und Gestik das komplexeste Medium menschlicher Kommunikation. Kinder lernen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, zu einem Zeitpunkt, an dem andere kognitive Fähigkeiten noch nicht ausgebildet sind und ohne explizites Lehren anderer, ihre Muttersprache. Welche Mittel ihnen dabei zur Verfügung stehen ist bis dato nicht vollständig geklärt. Vielmehr existieren kontroverse Theorien und Meinungen zu diesem jungen, linguistischen Forschungsgegenstand. Die Wissenschaft befindet sich hier in einem andauernden und brisanten Diskurs. Erste Erkenntnisse über den L1 Erwerb bei Kindern konnten im 18. und 19. Jahrhundert gewonnen werden. Dies erfolgte durch Langzeitstudien an den eigenen Kindern von Wissenschaftlern wie Tiedemann (1787), Taine (1877), Preyer (1882) und Stern (1907/1928) , angeregt durch den Zeitgeist der Aufklärung, dem Interesse an kindlicher Entwicklung und Bildung und deren Vertretern Rousseau und Goethe. Die Resultate dieser damaligen wissenschaftlichen Untersuchungen ergaben, dass der kindliche Spracherwerb einem universalen Muster folgt (Stern), auf kognitive Fähigkeiten basiert (Preyer), was in verschiedenen Stadien abläuft (Stern) und dass der Input und das soziale Umfeld den Spracherwerb beeinflussen, was wiederum vom individuellen Intellekt abhängig ist (Preyer) und sogar dass eine angeborene Fähigkeit zur Sprache existiert (Taine).Das Thema dieser Seminararbeit ist die Beleuchtung der unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich der Aspekte Kommunikation und Gedankenlesen und deren Relevanz für den kindlichen Spracherwerb innerhalb des aktuellen Diskurses. Es stellt sich die Frage, woher ein 2-jähriges Kind weiß, welche Intention eine Bezugsperson bei einer Objektbenennung hat (z.B. Ball) und damit das ganze Objekt benennt und nicht etwa dessen Farbe. Hierbei wird klar, dass innerhalb des Bedeutungserwerbs die sprachliche und kognitive Entwicklung nicht separat betrachtet werden können. Kinder sind bereits im Alter von 2 Jahren fähig, ihrem Alter entsprechend mit einer Bezugsperson zu kommunizieren und deren Gedanken zu lesen, das heißt, Intentionen der Bezugspersonen zu interpretieren und daraus schlusszufolgern. In einem Überblick werde ich kurz auf die einzelnen Forschungsansätze seit 1920 eingehen, um dann die Bedeutung der Theorien von Paul Bloom, Rosemarie Tracy sowie John Oates & Andrew Greyson über die Kommunikation zwischen Kind und Bezugsperson sowie der kindlichen Fähigkeit des Gedankenlesens herauszustellen und zu vergleichen. Die diversen Forschungsmodelle sollen innerhalb der Bedeutungserwerbsforschung transparent gemacht, einander gegenübergestellt und die Patchwork-Theorie als einen möglichen Lösungsansatz diskutiert werden.
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