Kulturelle Vielfalt ist ein Thema, das positive und negative Emotionen, Zustimmung und Ängste bei Einheimischen und Zugewanderten auslöst. Damit Vielfalt und Verschiedenheit nicht nur als Problem, sondern auch als gesellschaftliche Ressource im Zeitalter der Globalisierung erkannt werden kann, ist Aufklärung von Nöten. Die Erkenntnis darüber, in welcher Weise eine Kultur der Anerkennung gefördert werden kann und wo ihre strukturellen oder inhaltlichen Grenzen liegen, ist nicht nur für den im engeren Sinne wissenschaftlichen Diskurs von Interesse. Das Wissen über die tatsächlichen Verhältnisse kann dafür sorgen, dass kulturelle Pluralisierung nicht zu Angst, Verunsicherung und Ablehnung führt, sondern die darin liegenden Chancen genutzt werden. Die Untersuchung leistet einen empirisch fundierten Beitrag zur aktuellen Debatte über das Phänomen der religiösen Pluralisierung. Am Beispiel Nordrhein-Westfalens, dem migrationsstärksten Bundesland, wird erstmals eine Gesamtschau des religiösen Feldes einer größeren Region vorgelegt. In nahezu 9.000 Datensätzen wurden sämtliche Gemeinden oder Ortsgruppen aller in Nordrhein-Westfalen vertretenen religiösen Strömungen ermittelt. Neben der statistischen und kartographischen Aufbereitung religiöser Vielfalt stehen ihre gesellschaftlichen und politischen Kontexte im Vordergrund. Anhand von Fallstudien zu ausgewählten Segmenten des religiösen Feldes werden die vielfältigen und teilweise gegenläufigen Entwicklungen religiöser Pluralisierung thematisiert. Fragen der Integration, der Identität und der Anerkennung kommen ebenso in den Blick wie die Themen Segregation, Konflikt und Wettbewerb. Die dokumentierten Ergebnisse können in ihren Tendenzen stellvertretend für ganz Deutschland stehen. Die Befunde zeigen, dass Religion zwar nicht wächst, aber pluraler wird sowie für Zuwanderer und Aussiedler einen wichtigen Identitätsfaktor bildet. Um einen Gesamtüberblick zu geben, ist am Schluss des Bandes ein kleines Religionslexikon abgedruckt, das anhand von Kurztexten über sämtliche in Nordrhein-Westfalen vertretenen Religionsgemeinschaften informiert.