Prominente Sozialdemokraten beziehen Stellung zu den Tendenzen der Kirche, sich aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen. In zahlreichen Beiträgen fordern katholische Sozialdemokraten, Theologen und Sozialethiker dazu auf, die politische Relevanz von Religion und Kirche ernst zu nehmen. Zu den Autoren gehören unter anderem Wolfgang Thierse und Hans-Jochen Vogel, Franz Müntefering und Peter Glotz, Rudolf Scharping und Barbara Hendricks.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2000Behutsam
RELIGION. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. "Religion ist Privatsache", befand die deutsche Sozialdemokratie im Erfurter Programm von 1891. "Es ist unmöglich, gleichzeitig ein guter Katholik und ein wirklicher Sozialist zu sein", sagte Papst Pius XI. vierzig Jahre später. Noch 1957 antwortete der Münsteraner Bischof Michael Keller auf die Frage, ob ein katholischer Arbeitnehmer SPD wählen könne, rundheraus mit Nein. Die Zeiten haben sich gewandelt. Konzil und Würzburger Synode, der Abschied vom Milieu und der Verfall der Kirche als Kulturmacht haben ihre Wirkung getan. "Religion ist keine Privatsache", lautet der programmatische Titel eines Buches, in dem nur Katholiken zu Wort kommen. Sozialdemokraten berichten von Erfahrungen und Perspektiven mit und in ihrer Kirche, Theologen und Repräsentanten des öffentlichen Lebens hingegen richten Anfragen an die (nicht unbedingt eigene) Partei. Herausgekommen ist ein Buch der leisen Töne, der ungeheuchelten Nachdenklichkeit, des behutsamen Dialogs. Denn alle stehen, wie der schriftgelehrte Bundestagspräsident Thierse feststellt, unter dem Wort Gottes: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr bei dir sucht: Nichts anderes als Gerechtigkeit tun, Freundlichkeit lieben und behutsam mitgehen mit deinem Gott." (Wolfgang Thierse [Herausgeber]: Religion ist keine Privatsache. Patmos Verlag, Düsseldorf 2000. 343 Seiten, 39,80 Mark.)
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RELIGION. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. "Religion ist Privatsache", befand die deutsche Sozialdemokratie im Erfurter Programm von 1891. "Es ist unmöglich, gleichzeitig ein guter Katholik und ein wirklicher Sozialist zu sein", sagte Papst Pius XI. vierzig Jahre später. Noch 1957 antwortete der Münsteraner Bischof Michael Keller auf die Frage, ob ein katholischer Arbeitnehmer SPD wählen könne, rundheraus mit Nein. Die Zeiten haben sich gewandelt. Konzil und Würzburger Synode, der Abschied vom Milieu und der Verfall der Kirche als Kulturmacht haben ihre Wirkung getan. "Religion ist keine Privatsache", lautet der programmatische Titel eines Buches, in dem nur Katholiken zu Wort kommen. Sozialdemokraten berichten von Erfahrungen und Perspektiven mit und in ihrer Kirche, Theologen und Repräsentanten des öffentlichen Lebens hingegen richten Anfragen an die (nicht unbedingt eigene) Partei. Herausgekommen ist ein Buch der leisen Töne, der ungeheuchelten Nachdenklichkeit, des behutsamen Dialogs. Denn alle stehen, wie der schriftgelehrte Bundestagspräsident Thierse feststellt, unter dem Wort Gottes: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr bei dir sucht: Nichts anderes als Gerechtigkeit tun, Freundlichkeit lieben und behutsam mitgehen mit deinem Gott." (Wolfgang Thierse [Herausgeber]: Religion ist keine Privatsache. Patmos Verlag, Düsseldorf 2000. 343 Seiten, 39,80 Mark.)
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