Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hatte schon zur Zeit seiner Studien über Logik in Cambridge, dann aber verstärkt während seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg über die Möglichkeit des sinnvollen Redens von Ethik und Religion nachgedacht und mit logischen sowie existenziellen Fragen verknüpft. Der berühmte Schlusssatz seines ersten Hauptwerkes Tractatus logico-philosophicus bildete den kristallinen Abschluss dieser Überlegungen: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." Dieses Schweigen war für ihn aber gerade nicht ein Verstummen, denn mittels einer existenziellen Übersetzung in das eigene Leben könnten die Phänomene von Ethik und Religion weiterhin zur Sprache gebracht werden.Beredtes Zeugnis davon gibt sein Vortrag über Ethik, in dem er auch sprachlich das eigentlich Unaussprechliche anzusprechen versuchte. Und das Denken über Religion beschreibt er mit folgenden Worten: "Der ehrliche religiöse Denker ist wie ein Seiltänzer. Er geht, dem Anscheine nach, beinahe nur auf der Luft. Sein Boden ist der schmalste, der sich denken lässt. Und doch lässt sich auf ihm wirklich gehen."