"Ein Gespenst geht um - das Gespenst der Religion". Was Peter Sloterdijk diagnostiziert, geht ins Grundsätzliche. Gespenster markieren die Grenze, aber auch die Übergänge von Leben und Tod. Sie haften an Schuld, sie verkörpern Angst. Sie bringen Unsichtbares zur Anschauung und geben dem Ausdruck, was der Tod bedeutet - und wie er in das Leben eingreift. Das Gespenst handelt mit prekärer Transzendenz. Die Metapher des "Religionsgespensts" entspricht dem. Sie konzentriert Anziehungs- und Abstoßungsverhältnisse in Sachen Religion. Für säkulare Gesellschaften wirken religiöse Überzeugungen und Lebensformen oft befremdlich, ja verdächtig. Ein gespenstisches Phänomen macht die Runde: Was als überholt galt, erweist sich als überaus lebendig. Kaum eine andere Vorstellung scheint den Menschen des aufgeklärten 21. Jahrhunderts dabei so viel Angst einzujagen wie die Verbindung einer fanatisierten Religion mit terroristischer Gewalt.
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