Kants Verhältnis zur Religionsphilosophie ist von faszinierender Komplexität: Erkenntnistheoretisch ist Gott eine Leerstelle, praktisch hingegen nicht zu vermeiden. Was Gott an normativer Voraussetzbarkeit genommen wird, lässt Kant aus Gründen praktischer Nachhaltigkeit der Vernunft wieder zukommen: Denn die Vernunft muss Sinn ergeben, und dieser Sinn muss auch unter Bedingungen des radikal Bösen gedacht werden können. Diese Gottes-Resonanz in der Stimme der autonomen Vernunft hat die Kant-Forschung nicht wenig irritiert, sagt sie doch aus, dass die Vernunft zum Glauben führt, wenn das Gute nicht nur erkannt, sondern auch das Böse überwunden werden soll. Im Blick auf die Renaissance politischer Theologien und der von vielen begrüßten 'Wiederkehr Gottes' ist eine kritische Relektüre von Kants Religionsphilosophie daher dringend angezeigt. Ausgewiesene Expertinnen und Experten diskutieren deshalb den von Kant aufgezeigten Mehrwert des Glaubens im Kontext seiner hermeneutischen Entstehungsgeschichte und systematischen Anschlussfähigkeit.
"... Der Sammelband Religionsphilosophie nach Kant zeigt in verschiedenen Anläufen die ungebrochene Relevanz der kantischen Philosophie für eine zeitgemäße Religionsphilosophie. ... So zeigt der Band nicht zuletzt die ungebrochene Aktualität und Relevanz der kantischen Philosophie für die Wissenschaft, aber auch für Kirche und Gesellschaft - daher ist er zur Lektüre nachdrücklich zu empfehlen." (Martin Breul, in: Ethik und Gesellschaft, Heft 2, 2024)