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Heute ist der Rang Rembrandts unbestritten, er gilt als einer der großen Meister. Vincent van Gogh, ein großer Verehrer Rembrandts, faßt sein Erlebnis mit ihm in den Worten zusammen: "Man kann nicht ernsthaft Rembrandt lieben, ohne sicher zu wissen, daß es einen Gott gibt!" Der Theologe Walter Nigg ist überwältigt von der Kunst Rembrandts - mit Recht. Kein anderer Maler hat die Bibel so innig verstanden und mit seinen Bildern und Zeichnungen so zeitlos wiedergegeben. Wie sehr seine Kunst mit seinem Glauben, und dem Zweifel daran, verbunden ist, das zeigt Niggs biographische Studie über den niederländischen Maler mit Leidenschaft und Eindrücklichkeit.…mehr

Produktbeschreibung
Heute ist der Rang Rembrandts unbestritten, er gilt als einer der großen Meister. Vincent van Gogh, ein großer Verehrer Rembrandts, faßt sein Erlebnis mit ihm in den Worten zusammen: "Man kann nicht ernsthaft Rembrandt lieben, ohne sicher zu wissen, daß es einen Gott gibt!" Der Theologe Walter Nigg ist überwältigt von der Kunst Rembrandts - mit Recht. Kein anderer Maler hat die Bibel so innig verstanden und mit seinen Bildern und Zeichnungen so zeitlos wiedergegeben. Wie sehr seine Kunst mit seinem Glauben, und dem Zweifel daran, verbunden ist, das zeigt Niggs biographische Studie über den niederländischen Maler mit Leidenschaft und Eindrücklichkeit.
Autorenporträt
Walter Nigg, 1903 in Luzern geboren, studierte in Göttingen, Leipzig und Zürich Philosophie und Theologie. 1940 wurde er Professor für Kirchengeschichte in Zürich und wirkte nebenbei als protestantischer Pfarrer im zürcherischen Dänikon, wo er 1988 starb. Den größten Teil seiner schriftstellerischen Arbeit widmete er der Heiligenschilderung. Neben Heiligen, Ordensgründern, Propheten und Dystikern handeln seine Bücher auch von Künstlern und Dichtern und nicht zuletzt von Ketzern, die er als 'verunglückte Heilige' verstand und deren Wert als Korrektiv zur Kirche er unterstrich. Denn der Mensch, der die Nähe Gottes sucht, steht im Mittelpunkt seiner Bücher, die sich durch ihre packende und zugleich poetische Sprache, ihre Wissenschaftlichkeit und ökumenische Grundhaltung auszeichnen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.08.2006

Bunter Hund im Dämmerlicht
Der Rembrandt-Code - Eine Blütenlese unter den Neuerscheinungen zum 400. Geburtstag des Meisters
Lärm, Tumult, ein Schuss im Dunkeln. Und dann, nachdem der Pulverrauch sich verzogen hat: eine verschworene Gemeinschaft, eine Mauer des Schweigens, und einer, der das Spiel verloren hat - eine ruinierte Existenz. So spannend können Alte Meister sein. Nachdem wir dem Lächeln der Mona Lisa auf die Spur gekommen sind, beschert uns das Rembrandt-Jahr nun die nächste große Enthüllungsgeschichte. In ihrem Mittelpunkt steht das fulminante Schützenstück „Die Nachtwache” von 1642.
Peter Greenaway, der englische Filmregisseur, liest das monumentale Gemälde als Räuberpistole. Rembrandt habe in der „Nachtwache” Hinweise auf eine Verschwörung versteckt, an der die Oligarchen des Amsterdamer Wirtschaftslebens beteiligt waren. Das Schützenstück beschreibe einen Mord. Für diese Frechheit haben sich die feinen Herrn gerächt. Sie haben Rembrandt in den Ruin getrieben: „1642, im Jahr der Entstehung der ‚Nachtwache‘, ist Rembrandt ein sehr erfolgreicher und wohlhabender Maler; zwanzig Jahre später ist er ein Hungerleider”. So ist das also gewesen.
Greenaways Sicht des Gemäldes lässt sich derzeit nicht nur im Amsterdamer Rijksmuseum erleben, wo er die Installation „Nightwatching” mit viel Sound and Vision einrichtete. Er hat auch ein reich illustriertes Buch herausgegeben, das wesentlich ausführlicher - und amüsanter - seine Verschwörungstheorie erklärt. Dabei erstaunt weniger, wie geschmeidig er Rembrandt und die „Nachtwache” mit Sherlock Holmes, Lee Harvey Oswald, Alfred Hitchcock und Dan Brown zu verknüpfen versteht. Bemerkenswert ist vor allem, wie ungehemmt Greenaway die Forschungsliteratur der vergangenen Jahrzehnte ignoriert.
So liebt es die Bourgeoisie
Dass mit der „Nachtwache” Rembrandts unaufhaltsamer Absturz beginnt, dass er mit diesem wahrlich epochalen Geniestreich keinen Beifall, sondern nur Unverständnis und Ablehnung erntete, ist als romantische Legende längst abgetan. Zeitgenössische Quellen berichten vom außerordentlich hohen Honorar des Malers und von den Kopien, die sich fraglos besitzesstolze Auftraggeber von diesem Werk noch Jahre später anfertigen ließen. Die Ursachen für Rembrandts „künstlerische Krise” im Jahrzehnt nach der Vollendung der „Nachtwache” wie für seinen anschließenden Konkurs liegen gewiss nicht im - einstmals angenommenen - Misserfolg des Schützenstücks begründet.
Es hätte sich freilich so glänzend gefügt: Rembrandt, seiner Zeit weit voraus, malt sein epochales Meisterwerk, neben dem all die anderen Gruppenporträts nur noch wie „Spielkarten” aussehen (so die Worte eines Zeitgenossen), und wird gerade dafür von der ewig ignoranten Bourgeoisie geächtet. Verkannt und verspottet, beendet er sein Leben als einsames Originalgenie. So schließlich liebt die Bourgeoisie ihre Helden: durch die Finsternis des Lebenswegs ans Licht des Nachruhms. Diese heilsgeschichtliche Perspektive - die Greenaways Deutung so rasant reanimiert, hat seit jeher unser Bild von Rembrandt dominiert.
Noch Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieb der Schweizer Kirchenhistoriker Walter Nigg den holländischen Künstler als „Maler des Ewigen”, der, quasi, von Gott auf die Erde geschickt wurde, um die ganz großen Wahrheiten zu verkünden. Auch in seinem populären, wirkungsmächtigen Essay, der jetzt bei Diogenes wieder aufgelegt wurde, geht die „Amsterdamer Gesellschaft des 17. Jahrhunderts achselzuckend an der ,Nachtwache‘ vorüber”, habe Rembrandt doch mit seiner Malerei „Dinge gesagt”, für die der Gesellschaft seiner Zeit „einfach das Organ der Aufnahme fehlte.” Der Amsterdamer Malerfürst erscheint hier als „ausgewähltes Werkzeug” der Offenbarung: Rembrandt ist die Hand Gottes.
Mag man auch, nach allem was wir heute wissen, peinlich berührt darüber lächeln, wenn Walter Nigg ihn als „einen der intensivsten Christen der werdenden Neuzeit” vereinnahmt, so darf man doch nicht vergessen, dass zuletzt noch seriöse Kunsthistoriker schwere Folianten über des Malers gelehrte und eifrig frömmlerische Lektüre der Bibel verfassten: Rembrandt, der Erzieher, weist eben auch den Weg zur Exegese der Heiligen Schrift. Den diffizilen „Rembrandt-Code”, der uns Aufschluss gäbe über Wesen und Werk des Meisters, werden wir so allerdings nicht entschlüsseln. Übrigens auch nicht in dem Kriminalreißer selben Namens, der derzeit das niederländische Publikum fesselt: Er bietet noch mehr Morde und noch mehr in Rembrandts Gemälde versteckte Hinweise als Greenaways „Nightwatching”, aber auch noch mehr Anachronismen.
Gerade vor diesen sollten wir uns hüten, wenn wir dem Meister auf die Spur kommen wollten. Daran hat Ernst van de Wetering gemahnt, als er vor kurzem die große Ausstellung im Amsterdamer Rembrandt-Huis eröffnete: Wir dürfen bei aller Begeisterung, bei aller Liebe nicht vergessen, dass Rembrandt ein zwar herausragender, ein genialer Maler war - aber eben einer des mittleren 17. Jahrhunderts.
Ernst van de Wetering, der den vierten, geradezu revolutionären Corpus-Band des Werkverzeichnisses herausgegeben hat - in ihm werden die Selbstporträts des Malers behandelt - forderte schon vor Jahrzehnten, dass sich die Forschung nicht damit begnügen sollte, den Stil und die Ikonografie der Gemälde zu untersuchen. Er konzentrierte seine Forschungen auf die Atelierpraxis Rembrandts, seine Arbeitsweise und auf die Kunstliteratur des 17. Jahrhunderts. Durch ingeniöse Interpretation der zeitgenössischen Quellen konnte er nachweisen, dass Rembrandt mit dem Milieu der Connaisseure und Kunstschriftsteller eng verbunden war und seine künstlerische Strategien weitgehend in Auseinandersetzung mit den kunsttheoretischen Anschauungen seiner Zeit entwickelte, speziell über den Spätstil Tizians.
Anderes Terrain erschlossen dagegen die Quellenstudien von Gary Schwartz. Vor mehr als 20 Jahren veröffentlichte der amerikanische Kunsthistoriker eine große Monografie, in der erstmals der Versuch unternommen wurde, das soziale Umfeld Rembrandts zu rekonstruieren und den Kreis seiner Freunde, Förderer und Auftraggeber zu durchleuchten. Die eigentliche Stoßrichtung seiner Studie ging zwar ins Leere - der Versuch, Rembrandt in die Netzwerke der miteinander streitenden Glaubensgemeinschaften einzuordnen - dennoch war sie bahnbrechend: Niemals zuvor wurden die Lebenszeugnisse Rembrandts so umsichtig und ausgiebig ausgewertet.
Wunsch nach Mutterliebe
Nun hat Gary Schwartz ein neues „Rembrandt-Buch” vorgelegt, das ein veritabler Glücksfall ist: ein unterhaltsames, kenntnisreiches Brevier für jeden, der sich auf der Höhe des neuesten Forschungsstands mit Rembrandt beschäftigen will. Einen besseren Überblick über Leben und Werk des Malerfürsten wird man nicht finden. Zwar hat auch Gary Schwartz nicht die große moderne Rembrandt-Monografie geschrieben, die man sich in diesem Jahr eigentlich gewünscht hätte - welcher Titan sollte dies auch leisten? - doch erweist sich gerade der handbuchartige Charakter des Werks, in dem kurze, ungemein souverän pointierte Kapitel die unterschiedlichsten Aspekte aus Leben und Werk des Malers behandeln, als höchst tauglicher Wegweiser durch den Dschungel der Fachliteratur wie der Geniefolklore.
Gary Schwartz verfügt nicht nur über die unter Kunsthistorikern selten anzutreffende Gabe zur Darstellungskraft, sondern auch über den Mut, selbst kanonische Meinungen auf den Prüfstand zu stellen. Die befremdlichen Seiten des Meisters - sein zwielichtiges Lavieren als Geschäftsmann, sein gar nicht so heiliger Umgang mit der Magd Hendrijke - versucht er gar nicht erst mit dem bewunderten Künstlertum zu versöhnen: Ein großer Maler muss nicht unbedingt menschliche Größe besitzen.
In seiner meisterlichen Tour de Force entrümpelt Schwartz unser Rembrandt-Bild von manchem verstaubten Plunder. Auch die - für die bürgerliche Rembrandt-Verehrung wesentliche - Annahme, Rembrandt habe in seinen jungen Jahren immer wieder die geliebte Mutter gemalt, entlarvt er als Fiktion. Nicht zuletzt deswegen, weil die von Falten zerfurchte Greisin, die so häufig in den Jugendwerken erscheint, deutlich älter gewesen sein muss, als es der Mutter des Künstlers jemals vergönnt war. Dabei sind über Rembrandts vermeintliche Mutterliebe Abhandlungen geschrieben und mindere Werke von renommierten Museen für viel Geld einst angekauft worden, weil man sie eben als biografische Dokumente verstand. Ein Blick ins Taufregister hätte davor gewarnt.
Der niederländische Kunsthistoriker Roloef van Straten, der den Leidener Jünglingsjahren des Malers erstmals eine umfassende Untersuchung widmete, hat sich dagegen nicht von diesem romantischen Übereifer abhalten lassen: alle einschlägigen Ausdrucksstudien nach jenem pittoresken Ateliermodell firmieren bei ihm, wie gehabt, als Porträts der seligen Mutter. Doch abgesehen von dieser (und einigen anderen) mehr als fragwürdigen Einschätzungen wird man Stratens Studie mit großem Gewinn lesen: der chronologische geordnete Überblick über die erhaltenen Dokumente und Werke aus Rembrandts Leidener Jahren bis 1632 bietet den bislang besten Einblick in die Sturm-und-Drang-Zeit des jungen Himmelsstürmers, speziell in die äußerst enge, freilich im Einzelnen immer noch ungeklärte Zusammenarbeit mit dem Malerkumpel Jan Lievens.
Grundlegend neue, spektakuläre Erkenntnisse wird man weder bei Schwartz oder Straten finden. Der Sensation des Rembrandt-Jahres begegnen wir in der Einleitung des vierten Corpus-Bandes vom Rembrandt Research Project. Ernst van de Wetering erklärt auf diesen Seiten fast beiläufig, dass im Gegensatz zur bisherigen Praxis der Forschungsgruppe, die auf eindeutige Aussagen über die Echtheit, die Eigenhändigkeit der untersuchten „Rembrandt”-Gemälde ausgerichtet war, dieses Urteil zukünftig in sehr vielen Fällen ehrlicherweise offen bleiben müsste: Von den meisten der aus Rembrandts Werkstatt stammenden Arbeiten lässt sich eben nicht definitiv bestimmen, inwieweit er sie allein oder unter der Mitarbeit anderer Hände geschaffen habe.
Gaunerweisheit
Eine reizende Wiederentdeckung gibt es daneben doch noch zu vermelden: Jean Genets genialisches Textfragment über den Amsterdamer Maler aus den fünfziger Jahren, in dem er mehrere eigensinnige Beobachtungen über Rembrandt formulierte, die erst viel später, und auf ganz anderen Wegen, Eingang in die Fachliteratur gefunden haben. Aber vielleicht muss man, um Rembrandt wirklich zu verstehen, ein eben solcher bunter Hund sein, ebenso das Dämmerlicht lieben wie er selbst. So wie Jean Genet, der sich respektvoll verbeugte vor dem Bruder Rembrandt - und vor den Werken dieses raffinierten „alten Gauners”.
MANFRED SCHWARZ
PETER GREENAWAY: Nightwatching. A View of Rembrandts The Night Watch. Veenman Publishers, Rotterdam 2006, 92 S., 24,95 Euro.
WALTER NIGG: Rembrandt. Maler des Ewigen. Ein biographischer Essay. Diogenes Verlag, Zürich 2006. 140 S., 19,90 Euro.
GARY SCHWARTZ: Das Rembrandt-Buch. Leben und Werk eines Genies. C.H.Beck Verlag. München 2006, 352 S., 68 Euro.
ROLOEF VAN STRATEN: Rembrandts Weg zur Kunst (1606-1632). Mit Beiträgen von Ingrid W.L.Moerman. Aus dem Niederländischen von Wera Homeyer und Birgit Erdmann. Reimer Verlag, Berlin 2006, 369 S., 39,90 Euro.
JEAN GENET: Rembrandt. Aus dem Französischen von Katharina E. Meyer und Marc Bastet. Merlin Verlag, Gifkendorf 2006. 95 S., 12,50 Euro..
ERNST VAN DE WETERING, REMBRANDT RESEARCH PROJECT: A Corpus of Rembrandt Paintings, Volume IV: Self Portraits. Verlag Springer, Dordrecht 2006; 850 S., 560 Abb., 1000 Euro
Rembrandt ist immer noch eine Frage der Auslegung. Ein Mann sitzt in dunkler Stube und betrachtet intensiv eine Münze. Viele Kunsthistoriker werten diese Abbildung als eine Genredarstellung eines Geldwechslers. Eine andere Interpretation hingegen vermutet dahinter das Gleichnis vom reichen Kornbauern aus dem Lukasevangelium. Der Bauer plante nach reicher Ernte den Bau einer Scheune. Gott aber sprach zu ihm: „Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern, und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? (. . .) So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich an Gott.” Folglich trägt das Gemälde (unten) auch zwei Titel „Der Geldwechsler” oder „Das Gleichnis vom reichen Kornbauern”. Das Bild „Frau in einem Bett (Sara erwartet Tobias)” (links) ist in seiner Bedeutung ebenfalls umstritten. Ist es ein Porträt einer Geliebten Rembrandts oder eine Interpretation eines Gemäldes seines Lehrmeisters Pieter Lastman? Im Katalog zur Berliner Ausstellung „Rembrandt - Genie auf der Suche” (Dumont Verlag, 39,90 Euro) gibt es neben den Abbildungen auch immer einen kurzen Einblick in die Rezeptionsgeschichte des Rembrandt’ schen Werks.
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