Rembrandt van Rijn (1606-1669) zählt zu den Großen seiner Zunft. Seine Werke haben sich in das kulturelle Gedächtnis eingeschrieben. Sie sind bekannt, ohne eigentlich gekannt zu werden. Kein Maler seiner Zeit beschäftigte sich so intensiv mit dem Porträt wie er. Der Band wirft einen frischen Blick auf die für Rembrandts Schaffen zentrale Gattung. Er präsentiert die frühen Selbstporträts ebenso wie die intensiven Selbstbildnisse des Spätwerks und die Gruppenporträts von der »Anatomie des Dr. Tulp« bis zur »Nachtwache«. Informationen zu Biografie, Auftraggebern und kulturellem Umfeld sind Teil der kunsthistorischen Deutung. Die lebenslange Porträttätigkeit erweist sich nicht einfach als Ausdruck übermäßiger Eitelkeit oder ökonomischer Zwänge. Sie bezeugt vielmehr Rembrandts neue Sicht auf den Menschen als eines sich mit den Lebensaltern ständig verändernden Individuums.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In "gespannter" Erwartung hat Rezensent Robert Jütte Claus Volkenandts Dissertation über Rembrandts berühmtes Gemälde "Die Anatomie des Dr. Tulp" zur Hand genommen. "Keine leichte Aufgabe" sei es, diesem Gemälde neue Aspekte abzugewinnen, so Jütte, da bereits "dicke Bücher" und "Hunderte von Aufsätzen" dazu vorliegen. Der informierte Rezensent lässt die wichtigsten Arbeiten Revue passieren, um dann Volkenandts "theoriegesättigte" Studie zu loben, weil sie den Vorarbeiten "ausführlich" Rechnung trage. Allerdings trübte die Verwendung von Originalzitaten Jüttes "Lesegenuss enorm", besonders das "deutsch-niederländische Kauderwelsch" missfiel ihm. Außerdem ärgerten ihn die zahlreichen "philosophischen Versatzstücke", mit denen Volkenandt seine Thesen "verdunkelt". Auch dem theoretischen Ansatz Volkenandts, zwischen "ästhetischen" und "historischen" Interpretationen zu vermitteln, konnte Jütte nichts abgewinnen. Für sein Befinden wird damit nur ein "künstlicher Graben zwischen Kunst und Geschichte" aufgeworfen. Statt dessen, so empfiehlt Jütte, hätte Volkenandt besser die Perspektive des "heutigen" Betrachters wählen sollen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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