»Zwei äußerst gegensätzliche Überlegungen rangen in ihr um die Herrschaft. Die eine vertrat die graue Partei der Vernunft, die andere die knallbunte Opposition aus Neugier, Abenteuerlust und einer unwiderstehlichen Faszination, die sie magisch anzog.«
Leah hat sich in ihrem Leben gut eingerichtet.
Den Traum von der Selbständigkeit hat sie sich mit einem eigenen – und dank ihrer…mehr»Zwei äußerst gegensätzliche Überlegungen rangen in ihr um die Herrschaft. Die eine vertrat die graue Partei der Vernunft, die andere die knallbunte Opposition aus Neugier, Abenteuerlust und einer unwiderstehlichen Faszination, die sie magisch anzog.«
Leah hat sich in ihrem Leben gut eingerichtet. Den Traum von der Selbständigkeit hat sie sich mit einem eigenen – und dank ihrer Geschäftstüchtigkeit – gut laufenden Ladens, den sie gemeinsam mit ihrer Freundin Mette führt, erfüllt. Was fehlt jetzt noch zum Glück? Richtig – der Märchenprinz. In Leahs Fall sollte es möglichst ein Typ wie Rhett Butler sein. (Anmerkung: Rhett Butler – Vom Winde verweht – in der Verfilmung durch Clark Gable dargestellt) Eines Tages steht er in ihrem Laden, heißt Connor, ist reich, gutaussehend, charmant und strahlt genau dieses leicht arrogante Selbstbewusstsein aus, bei dem Leahs Knie schwach werden. Aber Leah hat auch einiges von Scarlett O’Hara in sich (Anmerkung: weiblicher Gegenpart in „Vom Winde verweht“), was bedeutet, dass sie sich nicht allzu leicht erobern lässt. Und als endlich das gemeinsame Glück perfekt zu sein scheint, wird ein furchtbares Ereignis alles ändern…
Mit diesem Buch habe ich mich auf reichlich ungewohntes Gebiet begeben, denn klassische Liebesromane lese ich gewöhnlich nicht. Trotzdem hat mich dieser Ausflug gut unterhalten, denn das Buch hatte einiges, was mich packte.
Da ist zunächst mal Leah. Ihr Charakter hat mich manches Mal genervt, weil sie häufig zickt und leicht aufbraust. Dann wirkt sie auf mich einfach unangenehm und unreif. Aaaaber – was mir sehr gut gefiel, war ihre Selbständigkeit und dass sie trotz stärkster Hormonschübe nicht mal so einfach alles über Bord wirft, was sie sich aufgebaut hat. Mit viel Energie setzt sie sich für das ein, was sie will und was sie richtig findet. Kein einfacher Charakter, aber auf jeden Fall nicht langweilig. Ein ziemlich starker „Grüntick“ machte sie für mich sogar liebenswert, wenn mir auch als normalerweise Nichtliebesromanleserin ein bisschen zu häufig „seine“ grünen Augen erwähnt wurden ;-)
Und Connor… Nun ja, mir gefiel Rhett Butler auch immer gut ;-) Aber am meisten hat er bei mir durch seine Art gepunktet, an unheimlich viele Dinge zu denken und sehr, sehr aufmerksam zu sein. Das hob seinen Charakter vom klassischen „Reich-und-schön“ Typ ab.
Klasse war zudem der Spannungsaufbau im Buch. Der Titel passt ausgezeichnet, wenn dem Leser auch der wahre Umfang erst am Ende bewusst wird. Aber schon zu Beginn erleben wir Leah, die in ihrem Tagebuch blättert und sich erinnert. Völlig unklar ist zu diesem Zeitpunkt, wie die Geschichte sich entwickeln wird. Dafür erfährt man aber, auf welches Ereignis die Geschichte zusteuern wird…
»Er hatte aufgelegt und sie stand gedankenversunken an ihrem Schreibtisch. Morgen! Morgen würde er zurückkommen. Sie riss das oberste Blatt des Kalenders ab, warf es in den Papierkorb. Morgen! Morgen war es endlich so weit. Morgen war der 12. September!«
Falls noch jemand Zweifel haben sollte, was die Dramatik dieses Tages betrifft: gemeint ist der 12. September 2001 und „er“ befindet sich zu dieser Zeit in New York. Und so begleitet der Leser Leah bei ihren Erinnerungen, beginnend im Oktober 2000 und hat während der ganzen Geschichte im Hinterkopf, dass der 11. September 2001, ein Datum, von dem wohl jeder präzise sagen kann, wie er diesen Tag erlebt hat, sich entscheidend auf die Beziehung der beiden auswirken wird. Aber wie? Das macht die Sache wirklich spannend!
Was gibt es noch? Eine für meinen Geschmack wohldosierte Menge von Erotik, ein lang gehütetes Familiengeheimnis und eine Portion Mystik in Form einer Liebesgöttin. Letzteres war für mich persönlich zu umfangreich, wird aber anderen Lesern sicher gefallen. Einfallsreich war es auf jeden Fall.
Fazit: Für den Fan von Liebesromanen dürfte kein Wunsch offen bleiben. Und wer mal – wie ich – ein wenig Abwechslung sucht, wird hier auch gut unterhalten.