Die ersten Renaissance-Bauten traten in Zentralspanien schon überraschend früh auf. Bereits im ausgehenden 15. Jh. schuf Lorenzo Vázquez eine Reihe von Gebäuden für die Familie Mendoza. Diese vielversprechenden Anfänge aber mündeten zu Beginn des 16. Jhs. in eine Phase stilistischer Unsicherheit, in der vor allem Dekorationsmotive der Renaissance auf strukturell gotische Gebäude appliziert wurden. Die Hauptvertreter dieser Strömung - Gil de Hontañón und Covarrubias - reisten nie nach Italien, nahmen aber Einflüsse durch Architekten, Bildhauer, Druckgraphiken und Zeichnungen auf. Besonders Covarrubias' Werk erfuhr eine Entwicklung zum "estilo desornamentado", der schließlich zum strengen Stil des Escorial führte. Doch erst mit Juan Bautista de Toledo trat in Spanien eine neue Generation von Architekten auf. Er und sein Nachfolger Juan de Herrera schufen im Auftrag Philipps II. das wohl bekannteste Bauwerk der spanischen Renaissance: die Klosterresidenz San Lorenzo de El Escorial. Anhand ausgewählter Beispiele werden in diesem Buch die vielfältigen Einflüsse untersucht, durch welche der Formenschatz der italienischen Renaissance seinen Weg in die spanische Baukunst gefunden hat.