Ich habe das Buch ausgelesen, doch die Gänsehaut ist noch da. Verrückterweise ist es dieses Jahr schon der 5. oder 6. Roman, der die Weltkriege in Frankreich, speziell in Paris, aus der Sicht der Frauen betrachtet. Und trotzdem ist auch dieses Buch wieder ganz anders, hat sein eigenes
Flair.
Dabei beginnt alles so leicht, geradezu beschwingt:
Marléne ist mit ihrem Mann in Paris, um ihren…mehrIch habe das Buch ausgelesen, doch die Gänsehaut ist noch da. Verrückterweise ist es dieses Jahr schon der 5. oder 6. Roman, der die Weltkriege in Frankreich, speziell in Paris, aus der Sicht der Frauen betrachtet. Und trotzdem ist auch dieses Buch wieder ganz anders, hat sein eigenes Flair.
Dabei beginnt alles so leicht, geradezu beschwingt:
Marléne ist mit ihrem Mann in Paris, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Schon die Ankunft in Paris ist für sie wie „nach Hause kommen“, da sie hier studiert hat. Aber die Ehe läuft schon lange nicht mehr rund. Es kommt zum Streit und sie verbringen den Tag getrennt. Marléne geht ins Musée d’Orsay und entdeckt auf einem Gemälde eine Frau, die haargenau so aussieht wie sie – sie müssen also verwandt sein. Das Bild lässt sie nicht mehr los. Sie muss herausbekommen, wer diese Frau ist!
1928 geht Vianne aus der Provinz nach Paris, um Botanikerin zu werden. Natürlich klappt das nicht sofort, sie hält sich als Wäscherin über Wasser. Bald lernt sie den Maler David kennen, wird seine Muse. Und sie schafft es wirklich, eine Anstellung in den Jardin des Plantes (Botanischer Garten) zu bekommen. Doch dann bricht der Krieg aus.
Schon der Einstieg ins Buch hatte mich geflasht. Frankreich und vor allem Paris, soweit das Auge reicht und das Herz sich sehnt. Ich erkenne ganz viele Ecken, das einzigartige Flair der Stadt kommt wunderbar rüber. Ich hatte sofort wieder Sehnsucht. Mit Marléne entdecke ich diese einzigartige Stadt neu.
Doch auch das Paris von Vianne hat seinen Reiz. Sie muss hart für ihren Unterhalt arbeiten, dafür kann sie leben, wie sie will. Und mit David taucht sie in die Kunstszene ein, lernt Leute wie Picasso und Henry Miller kennen, lernt die mondäne Seite von Paris kennen.
Das Café de Flore diente damals und heute als Treffpunkt der Liebenden ...
Caroline Bernard hat die historischen Fakten und die Romanhandlung geschickt verwoben. Was als locker leichte Liebesgeschichte zu beginnen scheint, gewinnt schnell an Tiefe, zieht den Leser in seinen Sog. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen.
Viannes ist jung und relativ unbedarft, als sie in Paris ankommt. Zum Glück lernt sie am ersten Tag die gleichaltrige Clothilde kennen, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Sie arbeiten zusammen, teilen sich eine Wohnung, werden Freundinnen fürs Leben. Vianne wird schnell reifer, wächst mit der nicht immer leichten Beziehung zu David. Ihm, dem Künstler, seinem Schaffen, hat sich alles unterzuordnen. Und trotzdem setzt sie auch ihre Vorstellungen durch.
Marléne geht es ähnlich. Ihr Mann erfüllt die Rolle als Versorger, die ihm zu Beginn ihrer Beziehung so gefiel, schon lange nicht mehr. Trotzdem bestimmt er weiter über ihr Leben. Er interessiert sich nicht für ihre Neigungen, kann ihre „Besessenheit“ an dem Gemälde nicht verstehen, beschimpft sie als kapriziös. Bald stellt sie fest - Paris ist schöner ohne ihn! Marléne versucht nach Jahren der Unterordnung endlich, sich zu emanzipieren.
„Rendezvous im Café de Flore“ ist ein sehr mitreisendes, berührendes Buch über zwei Frauen, die an ihrem Schicksal wachsen. Es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und bekommt meine uneingeschränkte Leseempfehlung!