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A history of the Alpha movement - how 'God's own spin doctor' repackaged Christianity for a contemporary age.

Produktbeschreibung
A history of the Alpha movement - how 'God's own spin doctor' repackaged Christianity for a contemporary age.
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Autorenporträt
Andrew Atherstone is Latimer Research Fellow at Wycliffe Hall, Oxford, and a member of Oxford University’s Faculty of Theology and Religion. He has written widely on modern Christianity, including Archbishop Justin Welby: Risk-taker and Reconciler, an unauthorized biography of the Archbishop of Canterbury.  
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2023

So lasst uns den alten Adam in ein glückliches Ich verwandeln
Eine Glaubensgeschichte mit vielen Überraschungen: Andrew Atherstone erzählt vom Erfolg der christlichen "Alpha"-Kurse auf den globalen Sinnmärkten

Im Jahr 1975 gründete der prominente Hamburger Theologieprofessor Helmut Thielicke mit einigen Studierenden eine "Projektgruppe Glaubensinformation", die den Schwund religiöser Bildung selbst unter den Mitgliedern der beiden großen Volkskirchen zu stoppen suchte. Anfangs war man durchaus erfolgreich und brachte in hohen Auflagen einige "Briefkurse" unter die Leute. Doch schon bald ging den neuen Volksmissionaren der Atem aus. Ihr "Projekt" scheiterte am mangelnden Interesse der Adressaten, von denen man nicht allzu viel wusste. Wenigstens im Bildungsbürgertum dem Verfall von Glaubenswissen Einhalt gebieten zu können erwies sich als Illusion.

Eine ganz andere Geschichte erzählt nun der in Oxford lehrende anglikanische Theologe Andrew Atherstone, der als Historiker der evangelikalen Bewegungen bekannt geworden ist. Auf der Grundlage intensiver Archivstudien zeichnet er in acht Kapiteln die erstaunliche Erfolgsgeschichte der "Alpha"-Kurse nach. Es ist eine Glaubensgeschichte mit vielen Überraschungen, die nicht leicht zu deuten sind. Sie begann in den 1970er-Jahren an der Holy Trinity Brompton Church im wohlhabenden Kensington. In die Gottesdienste kamen trotz guter Kirchenmusik immer weniger Leute. So setzte man auf eine neue Verkündigungspraxis, die Jesus den Leuten als ihren Freund und Lebensbegleiter nahezubringen suchte.

Am Anfang war das Abendessen. Statt der konventionellen kirchlichen Verkündigung, in der ein Pfarrer mit Autoritätsanspruch seinen Schafen erzählt, was sie glauben sollen, erzeugte man eine intime Gesprächssituation. Engagierte Gemeindeglieder luden Freunde und Bekannte zu sich nach Hause ein, um nach gutem Essen und kurzem Vortrag mit ihnen zwanglos über den Sinn des Lebens zu reden. Bevorzugt bat man gebildete, karriereorientierte und wohlhabende jüngere Menschen aus dem Finanzsektor und dem Kulturbetrieb zu Tisch. Betont wurden Selbsterfahrung und die Botschaft, dass Jesus wirklich jeden aus den Zwängen falschen, sinnleeren Lebens befreien wolle. Gern beschwor man die starke Kraft des Heiligen Geistes. Er könne den alten Adam in ein neues, glückliches Ich verwandeln. Überkommene christliche Symbole wurden mit dem Psychosound des ausgehenden 20. Jahrhunderts verknüpft. Im Gebrauch neuer Medien bewies man hohe Professionalität.

Die Erfinder von "Alpha" griffen auf überkommene liberaltheologische Einsichten zurück. Der christliche Glaube sei nicht Lehre, sondern Leben, und deshalb sei es nur konsequent, unverständlich gewordene, oft nur absurde Dogmen hinter sich zu lassen. Man könne ein guter Christ sein, ohne die Bibel für Gottes Wort oder die Auferstehung des Gekreuzigten für eine historische Tatsache zu halten.

Ausführlich schildert Atherstone, wie junge agnostische Absolventen von Eton College in den evangelikalen Milieus von Oxford und Cambridge zu ihrem "Herrn Jesus" fanden. Sein Paradebeispiel ist Nicky Gumbel, Sohn eines 1933 aus Deutschland vertriebenen jüdischen Rechtsanwalts. Seine Eltern hatten ihn als Kind taufen lassen. Im Jurastudium am Trinity College in Cambridge las er, von Freunden gedrängt, das Neue Testament, erlebte seine "Erweckung" und ließ sich einen Bart wachsen, um Jesus ähnlicher zu sehen. Der Heilige Geist habe ihm Wahrheitsgewissheit und Lebensfreude geschenkt.

Gumbel arbeitete zunächst als Barrister-at-law in London, schmuggelte bei zwei Reisen illegal russischsprachige Bibeln in die Sowjetunion und begann nun in Oxford, Theologie zu studieren. 1986 kam er als Kaplan an die Holy Trinity Brompton Church und übernahm hier 1990 von seinem engen Schul- und Studienfreund Nicky Lee die Verantwortung für die "Alpha"-Kurse, denen er eine neue Gestalt gab. An zehn Abenden wurden nach gemeinsamem Supper und einem Kurzvortrag oder zwanzigminütigen Film grundlegende Themen des christlichen Glaubens in kleinen Zirkeln diskutiert. Auch entwickelte Gumbel Kurse für besondere Zielgruppen, etwa für junge Eltern, Studenten und Strafgefangene. An den Gottesdiensten in der Holy Trinity Brompton Church nahmen schon bald deutlich mehr Menschen als in den anderen großen Kirchen Londons teil.

Schnell waren die "Alpha"-Kurse über die Grenzen Kensingtons hinaus erfolgreich. Gab es 1991 vier Kurse, wurden 1995 in Großbritannien bereits 2500 und nur drei Jahre später 10 500 Kurse durchgeführt. Seit 1993 fanden Konferenzen für Kirchenführer aus aller Welt statt, bei denen katholische Kardinäle mit östlich-orthodoxen Bischöfen und charismatischen Predigern nordamerikanischer Megachurches zusammenkamen. Auf den heftig umkämpften globalen Sinnmärkten gehört "Alpha" zu den großen Gewinnern. Jahr für Jahr nehmen mehr als eine Million Menschen an den in 170 Sprachen verfügbaren Kursen teil. Die Covid-19-Pandemie bewirkte einen weiteren Expansionsschub. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens führten zu einer verstärkten Nachfrage nach Onlinekursen. Hatten 2019 in Großbritannien 117 000 Menschen an ihnen teilgenommen, so waren es im Jahr darauf schon 212 000. In anderen Ländern waren die Steigerungsraten noch höher. Atherstone erklärt dies damit, dass Professionalität, Innovationsbereitschaft und hohe Sensibilität für die Vielfalt kultureller Kontexte in die "Alpha-DNA" eingebaut seien.

Ausführlich kommen die innerkirchlichen Gegner von "Alpha" zu Wort. Sie spotteten über ein Christentum für Mercedes-Fahrer und reiche Schnösel. "Alpha" biete einen privatistischen Glauben, in dem es bloß um "mein Gott und ich" oder schlimmer noch "ich und mein Gott" gehe. Atherstone teilt diese Kritik. Allzu einseitig habe "Alpha" die Wirkkraft des Heiligen Geistes auf den einzelnen Christen bezogen. Doch einige "Alpha"-Akteure hätten diese Kritik inzwischen aufgenommen und sich stärker für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung engagiert. Die Forderung nach Veränderung gesellschaftlicher Strukturen trete nun gegenüber dem nur individuellen Heilszeugnis in den Vordergrund. Allerdings verstärken die Online-Angebote wieder Tendenzen der Privatisierung.

Der große Erfolg provozierte viel Neid. Atherstone zeigt, wie schmutzig und verlogen die in der Church of England ausgetragenen Machtkämpfe um die Deutungshoheit über christliche Symbole und Riten waren. Gumbel und seinen Mitstreitern wurde auch mit Missgunst und offenem Hass begegnet.

"Die Christen müssten mir erlöster aussehen", hat der Pastorensohn Friedrich Nietzsche einst geurteilt. Für die "Alpha"-Christen gilt das Gegenteil. Sie sehen irritierend erlöst aus. Die fröhlichen und gestylten jungen Damen und Herren aus aller Welt verkünden auf ihren Homepages, dass sie wirklich "down to earth" und ganz authentisch seien. Sie deuten Erlösung als immer neues Glücklichsein und ihre individuelle Seelenbegegnung mit Jesus als "empowerment". Sie sind von seiner Nähe überzeugt, weil es sie beruflich wie privat voranbringt. So kennt ihr "Alpha"-Glauben keinen "Stachel des Negativen" (Hegel). Man wünschte sich, dass auf den "Alpha Brand"-Werbeseiten im Netz auch einmal ein unzufriedener, unglücklicher Mensch zu sehen wäre. Dann wirkte die "authentische" Selbstinszenierung dieser erfolgreich Frommen überzeugender. FRIEDRICH WILHELM GRAF

Andrew Atherstone: "Repackaging Christianity". Alpha and the Building of a Global Brand.

Hodder & Stoughton, London 2022. 308 S., geb., 21,- Euro.

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