Im 21. Jahrhundert leben erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land - die Explosion des Urbanen macht unsere Städte komplexer als jemals zuvor. Längst hat ihr permanent changierendes Gewebe herkömmliche Kategorien der Beschreibung und Planung gesprengt. Nicht mehr die Frage "Was bedeutet Stadt?" steht heute im Mittelpunkt des stadttheoretischen Diskurses, sondern die Frage nach der Performativität: "Was macht Stadt?" Daraus erwachsen neue stadtpolitische Fragestellungen: Wie können wir angesichts der Unplanbarkeit von Stadt in Theorie und Praxis vom Reagieren zum Inter-Agieren kommen? Wie lassen sich urbane Lebenswelten nicht mehr de-, sondern performierend fassen? Der Theoretiker und Komponist Christopher Dell zieht eine radikale Konsequenz: den Begriff der Improvisation neu zu denken, nicht als Notlösung, sondern als Prinzip des Schaffens von und Orientierens in transformatorischen Seinsformen urbaner Nutzer. Dell spielt mit einem "musikalischen" Verständnis, das den Raum als alltäglich ko-produziert begreift, und entfaltet daraus eine Technologie der Improvisation als urbane Praxis im 21. Jahrhundert.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Robert Kaltenbrunner stellt zwei Neuerscheinungen vor, die neue Wege in der Stadtplanung und Architektur eröffnen wollen. Der Komponist und Philosoph Christopher Dell plädiert in seinem Buch "ReplayCity" für mehr "Improvisation". Er geht davon aus, dass eine Stadt heute eh nicht mehr planbar sei und deshalb der "spontanen Praxis" mehr Raum gegeben werden sollte. Kaltenbrunner hat die Aufsätze Dells merklich angeregt gelesen und würde sich freuen zu erleben, wie eine solch avancierte Theorie in der Realität besteht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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