Im Zentrum der Arbeit steht die römische Bild(re)produktion als ein Phänomen der antiken Kulturgeschichte. Ihr Ziel sind nahsichtige Einblicke in die Mechanismen der visuellen Kultur sowie eine differenzierte Beurteilung der Frage, vor welchen Hintergründen und mit welchen Bedürfnissen Bildentwürfe im Zeitraum vom 1. Jh. v. bis zum 2. Jh. n. Chr. wiederholt und vervielfältigt wurden. Dabei richtet die Arbeit den Blick auf die beteiligten Akteure, ihre Intentionen sowie Aspekte der Repräsentation und schenkt speziell der Veränderlichkeit von Bildern und ihrer kontextuellen Einbettung große Aufmerksamkeit.
In einem komplementären Ansatz werden dafür im ersten Teil die technischen Grundlagen am Beispiel der so genannten toreutischen Gipsabgüsse (speziell der Abformungen von reliefierten Gefäßwänden) untersucht. Dort lässt sich deutlich die situative Bedingtheit der Bild(re)produktion zeigen, finden sich doch gleichberechtigt sowohl vollständige Wiedergaben als auch - sogar häufiger - partielle Reproduktionen, die als Ausgangspunkt für neue Bildfindungen im Sinne des modernen 'copy & paste' dienten und als solche von anderen Handwerkszweigen rezipiert wurden.
Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit Serienstücken im Bereich der marmornen Reliefs und Reliefträger des römischen 'Ausstattungsluxus'. Nach einer Diskussion des Serien-Begriffs liegt der Fokus der folgenden drei Detailstudien auf der Frage der Kongruenz beziehungsweise Varianz zwischen Serienstücken, wobei letztere als Indikator für die äußere Beeinflussung der Bildreproduktionen interpretiert wird. Bei den Piräus-Reliefs fallen in diesem Sinn punktuelle gestalterische und motivische Abweichungen innerhalb der Serien dieses Fundes auf, die sich als eine selbstbewusste, eigenständige Einflussnahme der ausführenden Bildhauer innerhalb des kulturellen Umfelds der Zweiten Sophistik lesen lassen. Das nächste Fallbeispiel thematisiert ein mehrteiliges Weihegeschenk im Diana-Heiligtum von Nemi und interpretiert die zwei zugehörigen Serien und ihre Varianz mit Blick auf die Repräsentationsabsichten des Stifters. Die in diesen Fallstudien gewonnenen Beobachtungen werden in einer letzten Detailstudie mit weiteren Serienstücken konfrontiert. Auf dieser Grundlage werden übergreifende Phänomene im Bereich des römischen Ausstattungsluxus sichtbar, innerhalb dessen das Thema der Serienfertigung eine charakteristische Facette der visuellen Kultur bildet.
Die Arbeit schließt an aktuelle Diskussionen sowohl von klassisch-archäologischer Seite als auch in den Kunst- und Kulturwissenschaften an und möchte den etablierten Blick auf die antike Bildreproduktion als eine traditionelle Frage des diachronen Bildbezugs beziehungsweise der Technikgeschichte weiten. Durch ihre synchrone und kontextbezogene Betrachtungsweise der reproduzierten Bilder treten die Repräsentation der beteiligten Akteure, herrschende Sehgewohnheiten und ästhetische Vorstelllungen sowie übergeordnete Fragen der Konstituierung von Bildbedeutungen deutlicher als wichtige Facetten der antiken Bild(re)produktion hervor.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
In einem komplementären Ansatz werden dafür im ersten Teil die technischen Grundlagen am Beispiel der so genannten toreutischen Gipsabgüsse (speziell der Abformungen von reliefierten Gefäßwänden) untersucht. Dort lässt sich deutlich die situative Bedingtheit der Bild(re)produktion zeigen, finden sich doch gleichberechtigt sowohl vollständige Wiedergaben als auch - sogar häufiger - partielle Reproduktionen, die als Ausgangspunkt für neue Bildfindungen im Sinne des modernen 'copy & paste' dienten und als solche von anderen Handwerkszweigen rezipiert wurden.
Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit Serienstücken im Bereich der marmornen Reliefs und Reliefträger des römischen 'Ausstattungsluxus'. Nach einer Diskussion des Serien-Begriffs liegt der Fokus der folgenden drei Detailstudien auf der Frage der Kongruenz beziehungsweise Varianz zwischen Serienstücken, wobei letztere als Indikator für die äußere Beeinflussung der Bildreproduktionen interpretiert wird. Bei den Piräus-Reliefs fallen in diesem Sinn punktuelle gestalterische und motivische Abweichungen innerhalb der Serien dieses Fundes auf, die sich als eine selbstbewusste, eigenständige Einflussnahme der ausführenden Bildhauer innerhalb des kulturellen Umfelds der Zweiten Sophistik lesen lassen. Das nächste Fallbeispiel thematisiert ein mehrteiliges Weihegeschenk im Diana-Heiligtum von Nemi und interpretiert die zwei zugehörigen Serien und ihre Varianz mit Blick auf die Repräsentationsabsichten des Stifters. Die in diesen Fallstudien gewonnenen Beobachtungen werden in einer letzten Detailstudie mit weiteren Serienstücken konfrontiert. Auf dieser Grundlage werden übergreifende Phänomene im Bereich des römischen Ausstattungsluxus sichtbar, innerhalb dessen das Thema der Serienfertigung eine charakteristische Facette der visuellen Kultur bildet.
Die Arbeit schließt an aktuelle Diskussionen sowohl von klassisch-archäologischer Seite als auch in den Kunst- und Kulturwissenschaften an und möchte den etablierten Blick auf die antike Bildreproduktion als eine traditionelle Frage des diachronen Bildbezugs beziehungsweise der Technikgeschichte weiten. Durch ihre synchrone und kontextbezogene Betrachtungsweise der reproduzierten Bilder treten die Repräsentation der beteiligten Akteure, herrschende Sehgewohnheiten und ästhetische Vorstelllungen sowie übergeordnete Fragen der Konstituierung von Bildbedeutungen deutlicher als wichtige Facetten der antiken Bild(re)produktion hervor.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
"Reinhardt hat zu einem komplexen und so noch nicht betrachteten Thema eine ambitionierte Arbeit geschrieben, die manchmal mehr wissen will, als das schüttere Material hergibt, und darum ohne Hypothesen nicht auskommt. Der Autor hat eine gewisse Langatmigkeit seiner Texte wohl selbst bemerkt und darum vier Kapiteln ein Resümee angehängt. Die (auch durch die Zitierweise) überlangen mehr als tausend Anmerkungen belegen seine enorme Belesenheit bis hin zu den
neuesten bildwissenschaftlichen Theorien. Doch sind all diese Absicherungen nicht so förderlich wie der ebenfalls bewiesene scharfe Blick auf die Befunde."
Von Volker Michael Strocka
In: Bonner Jahrbuch Bd. 220 (2020), S. 449-452
neuesten bildwissenschaftlichen Theorien. Doch sind all diese Absicherungen nicht so förderlich wie der ebenfalls bewiesene scharfe Blick auf die Befunde."
Von Volker Michael Strocka
In: Bonner Jahrbuch Bd. 220 (2020), S. 449-452