F. Miralles hat mit "Retrum" einen atmosphärisch dichten Roman geschrieben, der mit einem flüssigen Schreibstil und einer bildhaften Sprache punktet. Die meisten seiner Charaktere sind detailliert und authentisch gezeichnet, neben Christian hinterlassen auch die anderen Mitglieder von "Retrum" einen
intensiven und realistischen Eindruck beim Leser, aber auch insbesondere Alba und einige…mehrF. Miralles hat mit "Retrum" einen atmosphärisch dichten Roman geschrieben, der mit einem flüssigen Schreibstil und einer bildhaften Sprache punktet. Die meisten seiner Charaktere sind detailliert und authentisch gezeichnet, neben Christian hinterlassen auch die anderen Mitglieder von "Retrum" einen intensiven und realistischen Eindruck beim Leser, aber auch insbesondere Alba und einige Nebenfiguren sind starke Charaktere, die die Handlung nachhaltig prägen und tragen, und überraschen im Laufe der Geschichte durch bestimmte Entwicklungen und Passagen innerhalb des Geschehens.
Auch wenn die erste Hälfte des Buches noch sehr ruhig und spannungsarm ist, so flutschte der Roman bei mir trotzdem wie ein Stück nasse Seife, da der Autor nicht nur einen angenehmen und flüssigen Schreibstil besitzt, sondern sich die vom ihm in die Geschichte eingeflochtenen Zitate von Philosophen, Poeten oder Musikern perfekt in den Handlungsablauf einfügen und so die düstere und besondere Atmosphäre verstärken. Deshalb darf man die Rolle der Friedhöfe innerhalb der Story nicht unter den Tisch fallen lassen. Die ganze Symbiose aus dunkler Musik, düsteren Zitaten, Christians Lebensmüdigkeit und Miralles Szenekenntnis schwören eindringliche Bilder der beschriebenen Friedhöfe beim Lesen der Geschichte herauf und machen mit den größten Reiz beim Lesen von "Retrum" aus.
Das Buch ist in fünf Teile untergliedert, die selbst in meistens nur wenige Seiten starke Kapitel unterteilt sind, das führt wie die flüssige Erzählweise des Autors ebenfalls dazu, dass sich die Geschichte im Nu wegliest. Jedes Kapitel hat einen die Handlung aufgreifenden Titel und wird von einem ausgewählten Zitat eingeleitet. Die schwarze Farbe der Seitenschnitte "läuft" an den Seitenrändern in das Buch hinein.
Nach einem gemächlichen Einstieg, der den Leser fragen lässt, womit "Retrum" das Prädikat Thriller verdient hat, zieht die Handlung in der späten zweiten Hälfte des Buches mächtig an und nach dem stillen Grusel auf den nächtlichen Friedhofszenen folgen gruseligere Szenen, die nach Zitaten von Musikern und Philosophen nun auf ein bekanntes Werk des Meisters des Horrors Stephen King anspielen. ReTrum, ReDrum...?!!! Auch das Erzähltempo zieht an und die Handlung wird actionreicher und spannungsgeladener.
Nach dieser Passage waren meine anfänglichen Zweifel an der Qualität des Buches beinahe schon ausgemerzt, und ich dachte, wow, jetzt hat Miralles neben seinen stilistischen Stärken auch zur Stärke im Plot gefunden, doch leider haben mich die letzten Kapitel dann doch ziemlich enttäuscht zurückgelassen. Einige Entwicklungen in der Handlung konnten mich zwar überraschen, doch andere Dinge fand ich recht vorhersehbar. Manches war mir auch einfach zu harmlos oder einfach, nachdem Miralles zwischenzeitlich so stark bei mir gepunktet hat, dachte ich einfach am Ende der Geschichte muss eine viel dramatischere Auflösung stehen. Apropos Auflösung: Retrum ist kein Stand-Alone, es wird eine Fortsetzung geben, nur schafft es Francesc Miralles seine Geschichte nicht so zu erzählen, dass ich am Ende von Retrum die letzte Seite umklappe und auf eine Fortführung der Geschichte giere. Viele Punkte sind geklärt, einige noch offen. Nur das mich die Auflösung der offenen Punkte nicht reizt, mir ist egal, was hinsichtlich dieser Baustellen in der Geschichte noch passiert und damit hat sich "Retrum" bei mir leider auf der Zielgeraden abhängen lassen. Entweder muss ein Autor den Starter eine Reihe mit einem Cliffhanger enden lassen, oder um die Haupthandlung herum weitere Erzählstränge und Charaktere ins Leben rufen, um das Interesse des Lesers zu schüren, dass Leben der Protagonisten und ihre Abenteuer weiter verfolgen zu wollen. Doch mit dem "Ende" der Personen, die mir in der Geschichte am Herzen lagen, kann ich leben nachdem ich den Deckel über "Retrum" zugeklappt habe, und die anderen haben sich mir zu wenig eingeprägt als das ich in deren Leben und in ihre Schicksale tiefer eintauchen muss.