Dieses Buch erschien zu einem Zeitpunkt, zu dem nach Einschätzung vieler Zeitgenossen die „Freigeisterey“ einen bedenklichen Höhepunkt erreicht hatte. Gemeint waren damit Angriffe aller Art auf Inhalte oder Begründungen der christlichen Offenbarungsreligion. Die zahlreichen Gegenreaktionen waren vehement. In der heftigen Abwehr auch fortschrittlich gesinnter Zeitgenossen artikulierten sich weit verbreitete Sorgen und Ängste, sie illustriert zugleich den schwierigen Entstehungsprozess der bürgerlichen Gesellschaft. Denn das Wertegerüst, das deren notwendige Grundlage abgeben sollte, konnten sich die allermeisten Aufklärer nicht anders als christlich fundiert vorstellen. Meiers Strategie ist es, ähnlich wie bei Christian Wolff, zu zeigen, dass die Philosophie keinen Gegensatz zur Theologie und Religion bildet, sondern diese unterstützt, indem sie auch in Glaubensfragen zum methodisch und begrifflich korrekten Vernunftgebrauch anleitet. Den „Freigeistern“ wird also letztlich ein falscher Umgang mit der Vernunft zur Last gelegt. Meiers Schrift arbeitet sich ab an der Widerlegung eines 1745 anonym erschienenen religionskritischen Traktats, der wahrscheinlich von C. Chesneau du Marsais stammt. Bevor Meier zur eigentlichen Widerlegung kommt, diskutiert er das Problem der Denk- und Redefreiheit als Bedingung der Möglichkeit von Religionskritik überhaupt. Diese in sich geschlossene Abhandlung darf, neben den Einlassungen Christian Wolffs und A.G.Baumgartens, als gewichtigste deutschsprachige Stellungnahme zum Thema der Denkfreiheit um die Jahrhundertmitte gelten.