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SUNE PERSSONRETTUNG IM LETZTEN AUGENBLICKFolke Bernadotte und die Befreiung Tausender KZ-Häftlinge durch die Aktion 'Weiße Busse'ÅKE SVENSONDIE WEISSEN BUSSEEin Augenzeugenbericht (1945)Dokumentation:das 'Trosa-Memorandum' (1945)des deutschen Geheimdienstchefs Walter SchellenbergMit einer Einleitung von dem HistorikerStefan ScheilSeine legendären 'Weißen Busse' fuhren in den Wirren der letzten Kriegswochen quer durch Deutschland. Im Frühjahr 1945 evakuierten Graf Folke Bernadotte und das Schwedische Rote Kreuz nach direkten Verhandlungen mit Himmler mindestens 17 500 Häftlinge aus deutschen…mehr

Produktbeschreibung
SUNE PERSSONRETTUNG IM LETZTEN AUGENBLICKFolke Bernadotte und die Befreiung Tausender KZ-Häftlinge durch die Aktion 'Weiße Busse'ÅKE SVENSONDIE WEISSEN BUSSEEin Augenzeugenbericht (1945)Dokumentation:das 'Trosa-Memorandum' (1945)des deutschen Geheimdienstchefs Walter SchellenbergMit einer Einleitung von dem HistorikerStefan ScheilSeine legendären 'Weißen Busse' fuhren in den Wirren der letzten Kriegswochen quer durch Deutschland. Im Frühjahr 1945 evakuierten Graf Folke Bernadotte und das Schwedische Rote Kreuz nach direkten Verhandlungen mit Himmler mindestens 17 500 Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern und brachten sie nach Skandinavien. Dieser Band enthält die bislang umfassendste Darstellung der größten humanitären Rettungsaktion Schwedens.Übertragungen aus dem Schwedischen von Marie Ludwig. Die Übersetzung wurde vom 'Jubiläumsfonds' der Schwedischen Reichsbank gefördert.Grußwort von Ferdinand Fürst von Bismarck.Vorwort von Joachim E. K. Schliemann.In Kooperation mit SCHLIEMANN & CO VERLAG, Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2013

Weiße Busse im Inferno
Graf Folke Bernadotte und das Schwedische Rote Kreuz konnten Anfang 1945 Tausende KZ-Häftlinge retten

Heinrich Himmler spielte eine imaginierte Schlüsselrolle als Chefunterhändler des "Dritten Reiches".

Im Februar 1945 begann eine Rettungsaktion, in der über 15 000 Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern mit weißen Bussen des Schwedischen Roten Kreuzes gerettet werden konnten, noch bevor alliierte Truppen im Westen Deutschlands die restlichen Lager befreiten. Untrennbar verbunden ist diese Aktion mit dem Namen des Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte. Schweden kam eine Schlüsselstellung zu, weil es, obwohl offiziell neutral, engste Wirtschaftsbeziehungen zum nationalsozialistischen Deutschland pflegte, insbesondere die Eisenerzlieferungen unerlässlich für die Fortsetzung des Krieges waren. Als jedoch klarwurde, dass das Deutsche Reich den Krieg nicht mehr gewinnen würde, distanzierte sich die schwedische Regierung, öffnete die Grenzen für jüdische Flüchtlinge und gab dem Druck der amerikanischen Regierung nach, sich für die Verfolgten im deutschen Machtbereich einzusetzen. Die Hilfsaktion von Raoul Wallenberg in Budapest war eine jener Initiativen, die vom schwedischen Außenministerium 1944/45 angestoßen wurden.

Auf deutscher Seite waren es hingegen keineswegs humanitäre Gründe, auf diese Rettungsangebote einzugehen, als vielmehr kaltes Kalkül, KZ-Häftlinge als Faustpfand zu benutzen und damit die Westalliierten zu einem Separatfrieden zu bewegen. Vor allem der Chef des Auslandsnachrichtendienstes der SS, Walter Schellenberg, nutzte seine Kontakte in die Schweiz und nach Schweden, um Gesprächspartner zu finden, die politischen Einfluss besaßen und bereit waren, mit den Deutschen zu reden. SS-Reichsführer Heinrich Himmler, immer noch Herr über die Konzentrationslager mit Hunderttausenden von Häftlingen, war hin- und hergerissen zwischen seiner Loyalität zu Hitler, der solche Kontakte strikt ablehnte, und seinem Ehrgeiz, eine imaginierte Schlüsselrolle als Chefunterhändler des "Dritten Reiches" zu spielen.

Schließlich ließ sich Himmler heimlich auf solche Gespräche ein und handelte mit verschiedenen Emissären Häftlingsfreilassungen aus. So konnte der ehemalige Schweizer Bundespräsident Jean-Marie Musy im November 1944 in einer Unterredung mit Himmler angeblich eine Vereinbarung treffen, alle noch lebenden jüdischen Häftlinge in die Schweiz zu entlassen, jede zweite Woche 1200 Menschen. Dafür sollten nach jedem Transport 5 Millionen Schweizer Franken auf ein Konto bei einer Schweizer Bank eingezahlt werden. Allerdings erreichte nur ein Transport aus Theresienstadt am 7. Februar die rettende Schweiz. Als Hitler durch die Berichte in der Schweizer Presse davon erfuhr, verbot er erbost sofort weitere Freilassungen.

Doch ermutigte Musys Beispiel die schwedische Regierung, die über ihren Gesandten in Berlin Kontakt zu Schellenberg besaß, Graf Bernadotte im Februar 1945 mit dem Auftrag nach Deutschland zu senden, Gespräche mit der SS-Führung anzubahnen, um die skandinavischen Häftlinge aus den Konzentrationslagern zu befreien. In den kommenden Wochen reiste Bernadotte zwischen Schweden und Deutschland hin und her, sprach mit Schellenberg, Himmler, Reichsaußenminister von Ribbentrop und erreichte tatsächlich eine Vereinbarung mit dem SS-Chef. Von Schweden aus setzte sich ein großer Konvoi mit rund hundert weißgestrichenen Militärbussen, Begleitpersonal, Ärzten, Krankenschwestern in Bewegung und traf am 12. März auf dem Anwesen der Fürstenfamilie Bismarck, mit der Bernadotte gut bekannt war, in Friedrichsruh bei Hamburg ein. In der Nähe befand sich das Konzentrationslager Neuengamme, wohin aus allen Lagern die skandinavischen Häftlinge gebracht werden sollten, um dann nach Schweden gefahren zu werden.

Der emeritierte schwedische Politikwissenschaftler Sune Persson erzählt ausführlich und mit großer Quellenkenntnis die Geschichte dieser Rettungsaktion. In seinem Buch, das 2002 auf Schwedisch erschien und nun ins Deutsche übersetzt worden ist, entgeht Persson trotz deutlicher Sympathie der Gefahr, Bernadotte zum Helden zu stilisieren, wie es dieser selbst in seiner Autobiographie vor seinem gewaltsamen Tod in Palästina 1948 getan hatte. Persson wägt ab, lässt die Quellen sprechen, setzt sich mit anderen Auffassungen auseinander und kommt zu dem Schluss, dass Bernadotte trotz aller nachträglichen Kritik einen maßgeblichen Anteil an der Rettung der Häftlinge hatte.

Aber Bernadotte war nicht der einzige Akteur. Die dänische Regierung verhandelte ihrerseits direkt mit der SS, um die dänischen Häftlinge freizubekommen; ebenso führte das Internationale Rote Kreuz unter dem neuen Präsidenten Carl J. Burckhardt eigene Verhandlungen mit der SS über die Freilassung von belgischen und französischen Häftlingen. Bernadotte kümmerte sich auch nur um die zentralen Belange. Oft mussten die schwedischen Konvoioffiziere buchstäblich vor den Toren der Konzentrationslager mit den SS-Kommandanten verhandeln, da im Chaos der letzten Kriegswochen ein Transport aller skandinavischen Häftlinge nach Neuengamme kaum noch möglich war. So fuhren die Weißen Busse durch das Kriegsgebiet zum Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und bis ins tschechische Theresienstadt, um Häftlinge aufzunehmen - stets mit der schier unlösbaren Aufgabe konfrontiert, mit der SS vor Ort zu verhandeln, welche Häftlinge mitfahren durften, welche nicht.

In Neuengamme verlangte der Kommandant sogar, dass die Weißen Busse zunächst kranke, ausgemergelte Häftlinge in andere Lager brächten, damit Platz für die ankommenden skandinavischen geschaffen würde. Die Schweden fügten sich, und es folgte eine Schreckensfahrt mit brutalen Gewalttaten der SS gegen die wehrlosen, sterbenden Häftlinge, über die der damalige schwedische Transportoffizier Svenson in einem eindrücklichen Erinnerungsbericht, der gleich nach Kriegsende erschien und nun in Perssons Buch abgedruckt ist, schreibt.

Diese dunkle Seite der Rettungsaktion wird in der Dokumentation einer Tagung ausführlicher untersucht, die 2010 in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stattfand. Wissenschaftlich auf dem neuesten Stand, finden sich hier die notwendigen Kontextinformationen zur deutschen Besatzungsherrschaft in Dänemark und Norwegen, zu skandinavischen SS-Angehörigen, zur Rolle Schwedens im Zweiten Weltkrieg und zur Rettungsaktion der Weißen Busse, die in Perssons Buch, das sich auf die Rettungsaktion konzentriert, nur angerissen werden. Vor allem veröffentlicht der Band aus Neuengamme Berichte von Häftlingen über ihre Rettung und erweitert damit die Perspektive um diejenigen, um deren Leben es ging. In diesen Schilderungen wird deutlich, wie dramatisch der Wettlauf mit der Zeit war, wie viele Menschen in den völlig überfüllten, von der SS sich selbst überlassenen Lagern unter unsäglichen Bedingungen starben, bevor die rettenden Busse eintrafen.

Bis heute währt der Streit, ob mehr Häftlinge, vor allem jüdische, hätten gerettet werden können. Doch ist zu bedenken, dass es inmitten des Infernos der letzten Kriegswochen in den Verhandlungen mit den Mördern keine völkerrechtlichen Verträge gab, sondern mündliche Abmachungen und situative Entscheidungen, was von der einen Seite verlangt und von der anderen Seite zugestanden wurde. Vieles wird daher ungeklärt bleiben, doch war jedes einzelne gerettete Leben den Einsatz wert.

MICHAEL WILDT.

Sune Persson: Rettung im letzten Augenblick. Folke Bernadotte und die Befreiung Tausender KZ-Häftlinge durch die Aktion "Weiße Busse".

Åke Svenson: Die Weißen Busse. Ein Augenzeugenbericht (1945). Landt Verlag, Berlin 2011. Zusammen in einem Band, 616 S., 44,- [Euro].

Oliver von Wrochem (Herausgeber): Skandinavien im Zweiten Weltkrieg und die Rettungsaktion Weiße Busse. Herausgegeben im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Metropol Verlag, Berlin 2012. 359 S., 24,- [Euro].

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