Im Sommer 2018 zieht die alle zehn Jahre stattfindende Wallfahrt zum Revolver Christi so viele Besucher an wie nie zuvor. Ausgestellt ist neben der Reliquie in der Kathedrale auch eine der drei erhaltenen Ikonen des Christus an der Waffe. 110 Jahre nach dem Tod eines Elektrikerlehrlings, den man mit einem Kopfschuss aus dem Revolver Christi getötet auf den Stufen des Chorraums auffand, fällt in der Kathedrale erneut ein Schuss... Mit ihrer Novelle nimmt Anna Albinus in einem klassischen, eleganten Erzählton unmerklich Anlauf, als wäre nichts, und unversehens findet man sich in einer anderen Welt. Jesus? Ein Revolver? Geht das zusammen? Es gibt Tote und einen Kommissar, und doch hat die Novelle wenige von einer Crime Story. Sie streift wie selbstverständlich allerlei ernsten Stoff: das Spektakel als Angebot der Kirchen; die Inszenierung des Musealen; das Existentielle im Glauben mancher, die glauben wollen, die Zerreißprobe zwischen Gewalt und Glauben. Oder vielleicht ist das alles nicht so gemeint...?
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Manuela Reichart staunt über die "sprachliche Sicherheit" des Romandebüts von Anna Albinus. Sehr versiert und mühelos in Raum und Zeit hin und herspringend, so Reichart, erzählt die Autorin zwischen Krimi und Fantasy von der Ausstellung einer Schusswaffe Christi, bei der sich eine Gewalttat fluchartig wiederholt. Dass am Schluss der spannenden Lektüre die erwartete Auflösung weitgehend ausbleibe, scheint die Rezensentin eher zu beeindrucken als zu enttäuschen. Ein "herausragendes" Debüt, findet sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH