Wir leben in einem Zeitalter der Verbundenheit, angefeuert von der unendlichen Informationsfülle des Internets. Wenn wir wollen, können wir jederzeit alles über fast alles wissen - aber stimmt das wirklich? Wir wissen mehr, wir verstehen mehr, wir engagieren uns - zumindest glauben wir das. Doch ein einfaches Beispiel zeigt, dass wir uns irren: Auch bei uns ist es Mode, exklusives Mineralwasser aus fremden Ländern zu trinken. So erhält man etwa immer öfter Wasser, das auf den Fidschi-Inseln abgefüllt wurde. Aber wer von uns weiß, wie beispielsweise die aktuelle politische Lage auf den Fidschi-Inseln ist? Oder ob die Fidschis überhaupt eine Demokratie sind? Und wie es um Pressefreiheit und Menschenrechte dort bestellt ist? Ethan Zuckerman, Medienwissenschaftler am MIT, stellt fest, dass auch in unseren Zeiten der scheinbar grenzenlosen Kommunikation Waren oftmals wesentlich einfacher reisen als Informationen. Gleichzeitig unterstützt das Internet den menschlichen Drang, sich nur mit dem Bekannten abzugeben. Zuckerman zeigt auf, welchen Herausforderungen wir gegenüberstehen, wenn wir die Menschen über die Kulturen hinweg wirklich miteinander in Verbindung bringen wollen - und warum das in Zeiten von globalen Wirtschaftskrisen und Pandemien so wichtig ist. Dabei bezieht er sich sowohl auf seine eigene Forschung am Media Lab des MIT als auch auf die neuesten Erkenntnisse der Psychologie und Soziologie.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Egal für wie souverän und weltmännisch man sich im Umgang mit dem Internet und dessen Fülle an News und Informationen aus aller Welt auch halten mag, am Ende spricht der Browser-Verlauf eine eindeutige Sprache: Man bewegt sich eben doch immer in einer selbstgewählten Filterblase aus nationalen News, Sportergebnissen und leichter Unterhaltung, lautet Ethan Zuckermans im durchaus schockierten Selbstexperiment erzielter Befund. Das hält Johannes Gernert in seiner Besprechung für so plausibel wie bedauerlich: "Wir machen uns das Internet viel kleiner, als es für uns sein könnte", klagt er. Insbesondere Zuckermans Plädoyer für die "Brückenbauer", also Leute, die aus biografischen Gründen ganz besonders dazu in der Lage sind, zwischen Kulturkreisen und Nationen zu vermitteln, hält der Rezensent für interessant, auch wenn der Versuch, mit ihnen unter globalvoices.org ein Nachrichtenportal mit vermittelnder Funktion aufzubauen, mangels Zuspruch weit hinter den Möglichkeiten geblieben ist. Insbesondere den selbsternannten Web-Kosmopoliten ruft der Rezensent deshalb mit Zuckerman zu: Fordert Informationen aus anderen Ländern und Kulturen nicht nur lautstark ein, sondern befasst euch dann doch auch damit!
© Perlentaucher Medien GmbH
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