Der Untertaunus ist heute Teil des Rheingau-Taunus-Kreises. Einer durch offene Ebenen und bewaldete Höhen gekennzeichnete Landschaft haben die Bewohner durch bemerkenswerte Bauten ihren Stempel aufgedrückt. Die Burgruine Hohenstein und vor allem die alte nassauische Residenz Idstein mit Schloss, Unionskirche und dem Fachwerkensemble der Altstadt sind eindrucksvolle Zeugnisse des Mittelalters und der Renaissance, die über die Grenzen des Kreises hinaus bekannt sind. Neben solchen Highlights macht die Autorin die Leser aber auch mit den baulichen Überresten der frühen kulturellen Zentren, den Klöstern Bleidenstadt in Taunusstein und Gronau in Heidenrod vertraut. Die Blütezeit von Schlangenbad und Bad Schwalbach als mondäne Kurorte zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert dokumentieren Bauwerke und Parks.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2003Karger Landstrich, reich an Kulturschätzen
Neue Denkmaltopographie für den Untertaunus
UNTERTAUNUS. Der Rheingau als jahrtausendealte Kulturlandschaft am Strom verfügt über einen reichhaltigen architektonischen Schatz. Man muß kein Denkmalschutzexperte sein, um angesichts der ungewöhnlichen Dichte von Schlössern und Burgen, Klöstern und Bürgerhäusern die Bedeutung der Region in der Vergangenheit zu erkennen. Doch wie steht es um den doppelt so großen Untertaunus, der im Zuge der Gebietsreform 1977 mit dem widerstrebenden Rheingau zum heterogenen Rheingau-Taunus-Kreis verschmolzen wurde? Daß der Altkreis Untertaunus nicht nur aus einer Handvoll einst armer Dörfer besteht, die sich zu "Schlafstädten" für Berufspendler entwickeln, belegt ein voluminöses Dokument aus dem Landesamt der Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden.
Nach jahrelangen Vorarbeiten hat dessen Mitarbeiterin Dagmar Söder nun die Denkmaltopographie "Rheingau-Taunus-Kreis II" für den Altkreis Untertaunus vorgelegt. Kein schmales Buch, wie mancher allzu selbstbewußte Rheingauer vielleicht unken könnte, sondern ein mit 600 Seiten dickleibiges Werk. Söder berichtet von der "Kargheit und Armut" dieses Landstrichs, der dennoch reich an kulturellen Schätzen sei. Söder beschreibt die einzelnen Gebäude in kurzer, leicht verständlicher Form und begründet damit auch ihre Schutzwürdigkeit.
Seine Erschließung verdankt der Untertaunus den Römern, deren Grenzwall, der Limes, den Kreis durchquerte. Nur wenige Reste sind davon noch heute erhalten, doch im Zuge der Diskussion, den Limes zum Unesco-Welterbe erklären zu lassen, engagieren sich die Kommunen im Untertaunus vermehrt darum, den einstigen Limesverlauf touristisch zu nutzen. Auch Bürger unterstützen dies wie in Idstein, wo im vergangenen Jahr zum Hessentag auf Privatinitiative der Nachbau eines Limes-Wachturms entstanden ist.
Für den Untertaunus erwies sich die Herrschaft der Nassauer und später der Preußen als glückliche Fügung. Idstein zehrt noch heute von den Hinterlassenschaften einer Zeit, als die sogenannte Hexenturmstadt eine reiche nassauische Residenz war. Zahlreiche architektonische Spuren hat auch die Blüte der Bäder hinterlassen: In Schlangenbad und Bad Schwalbach sind bemerkenswerte Reste der Bäderarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts erhalten wie etwa das einstige Kurhaus in Schlangenbad und der Kurpark. Ähnliches gilt für Bad Schwalbach, das einstige Langenschwalbach, wo Adelige aus ganz Europa standesgemäß zur Kur weilten, was wiederum auf die Architektur nicht ohne Einfluß blieb.
Auch wenn Söder in vielen Dörfern des Taunus sehens- und erhaltenswerte Gebäude und Ensembles entdeckt und dokumentiert, so bilden doch die einstige Residenzstadt Idstein und die beiden vor der Privatisierung stehenden Staatsbäder Schlangenbad und Bad Schwalbach den Schwerpunkt der jüngsten Denkmaltopographie. Es gehört zu den Verdiensten Söders, daß sie auch die Verluste durch Kriege, Brände oder gedankenlosen Abriß dokumentiert. Das ist auch eine Mahnung vor dem Zeitgeist, dem viele kulturhistorische und architektonisch wertvolle Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten weichen mußten und die nun unwiederbringlich verloren sind.
Die Denkmalschützer im Kreis sind indes über Söders Recherchen froh, denn die Dokumentation des Denkmalbestands ist die Voraussetzung dafür, daß sich ein Engagement für den Erhalt bedrohter Gebäude bilden kann. Die Denkmaltopographie ist nach dem Verständnis von Gerd Weiß, Hessens oberstem Denkmalschützer, deshalb auch ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Denkmalschutzes in Hessen. Der nächste Schritt soll mit der Denkmaltopographie für den Rheingau in etwa zwei Jahren erfolgen, angekündigt ist ein noch deutlich dickleibigeres Werk.
OLIVER BOCK
Die reich bebilderte Denkmaltopographie "Rheingau-Taunus-Kreis II" des Landesamts für Denkmalpflege ist im Konrad Theiss Verlag Stuttgart erschienen und bis Januar 2004 zum Einführungspreis von 44,90 Euro im Buchhandel erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neue Denkmaltopographie für den Untertaunus
UNTERTAUNUS. Der Rheingau als jahrtausendealte Kulturlandschaft am Strom verfügt über einen reichhaltigen architektonischen Schatz. Man muß kein Denkmalschutzexperte sein, um angesichts der ungewöhnlichen Dichte von Schlössern und Burgen, Klöstern und Bürgerhäusern die Bedeutung der Region in der Vergangenheit zu erkennen. Doch wie steht es um den doppelt so großen Untertaunus, der im Zuge der Gebietsreform 1977 mit dem widerstrebenden Rheingau zum heterogenen Rheingau-Taunus-Kreis verschmolzen wurde? Daß der Altkreis Untertaunus nicht nur aus einer Handvoll einst armer Dörfer besteht, die sich zu "Schlafstädten" für Berufspendler entwickeln, belegt ein voluminöses Dokument aus dem Landesamt der Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden.
Nach jahrelangen Vorarbeiten hat dessen Mitarbeiterin Dagmar Söder nun die Denkmaltopographie "Rheingau-Taunus-Kreis II" für den Altkreis Untertaunus vorgelegt. Kein schmales Buch, wie mancher allzu selbstbewußte Rheingauer vielleicht unken könnte, sondern ein mit 600 Seiten dickleibiges Werk. Söder berichtet von der "Kargheit und Armut" dieses Landstrichs, der dennoch reich an kulturellen Schätzen sei. Söder beschreibt die einzelnen Gebäude in kurzer, leicht verständlicher Form und begründet damit auch ihre Schutzwürdigkeit.
Seine Erschließung verdankt der Untertaunus den Römern, deren Grenzwall, der Limes, den Kreis durchquerte. Nur wenige Reste sind davon noch heute erhalten, doch im Zuge der Diskussion, den Limes zum Unesco-Welterbe erklären zu lassen, engagieren sich die Kommunen im Untertaunus vermehrt darum, den einstigen Limesverlauf touristisch zu nutzen. Auch Bürger unterstützen dies wie in Idstein, wo im vergangenen Jahr zum Hessentag auf Privatinitiative der Nachbau eines Limes-Wachturms entstanden ist.
Für den Untertaunus erwies sich die Herrschaft der Nassauer und später der Preußen als glückliche Fügung. Idstein zehrt noch heute von den Hinterlassenschaften einer Zeit, als die sogenannte Hexenturmstadt eine reiche nassauische Residenz war. Zahlreiche architektonische Spuren hat auch die Blüte der Bäder hinterlassen: In Schlangenbad und Bad Schwalbach sind bemerkenswerte Reste der Bäderarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts erhalten wie etwa das einstige Kurhaus in Schlangenbad und der Kurpark. Ähnliches gilt für Bad Schwalbach, das einstige Langenschwalbach, wo Adelige aus ganz Europa standesgemäß zur Kur weilten, was wiederum auf die Architektur nicht ohne Einfluß blieb.
Auch wenn Söder in vielen Dörfern des Taunus sehens- und erhaltenswerte Gebäude und Ensembles entdeckt und dokumentiert, so bilden doch die einstige Residenzstadt Idstein und die beiden vor der Privatisierung stehenden Staatsbäder Schlangenbad und Bad Schwalbach den Schwerpunkt der jüngsten Denkmaltopographie. Es gehört zu den Verdiensten Söders, daß sie auch die Verluste durch Kriege, Brände oder gedankenlosen Abriß dokumentiert. Das ist auch eine Mahnung vor dem Zeitgeist, dem viele kulturhistorische und architektonisch wertvolle Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten weichen mußten und die nun unwiederbringlich verloren sind.
Die Denkmalschützer im Kreis sind indes über Söders Recherchen froh, denn die Dokumentation des Denkmalbestands ist die Voraussetzung dafür, daß sich ein Engagement für den Erhalt bedrohter Gebäude bilden kann. Die Denkmaltopographie ist nach dem Verständnis von Gerd Weiß, Hessens oberstem Denkmalschützer, deshalb auch ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Denkmalschutzes in Hessen. Der nächste Schritt soll mit der Denkmaltopographie für den Rheingau in etwa zwei Jahren erfolgen, angekündigt ist ein noch deutlich dickleibigeres Werk.
OLIVER BOCK
Die reich bebilderte Denkmaltopographie "Rheingau-Taunus-Kreis II" des Landesamts für Denkmalpflege ist im Konrad Theiss Verlag Stuttgart erschienen und bis Januar 2004 zum Einführungspreis von 44,90 Euro im Buchhandel erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main