Basierend auf Aby Warburgs (1866 1929) kunsthistorischen Methoden werden die Meisterwerke der Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts aus dem Bestand der Albertina in Wien interpretiert. Zu den Künstlern zäh-len Dürer, Mantegna, Michelangelo, Raphael, Leonardo, Rembrandt und Rubens. Die durchgehend farbig abgebildeten Werke werden im Sinne Warburgs zu Reihen nach ihrem Bild-Sinn interpretiert. Es wird gezeigt, wie die Rückbesinnung auf antike Ausdrucksformen die Kunst derRenaissance bewegt und erneuert hat. In den antiken Körper-ausdrucksformen werden die Leidenschaften wiederentdeckt, die im Mit-telalter unterdrückt worden waren. Auf diese Weise entsteht ein neues, ambivalentes, Bild der Antike. Einen methodisch ganz anderen Ansatz der Antikenrezeption verfolgte Johann Casper Lavater (1741 1801). Seine Sammlung eigens angefer-tigter Kopien von Kunstwerken sollte eine wissenschaftliche Methode der Charakterdeutung bieten. Lavaters Suche nach dem idealen Men-schenbild orientierte sich ebenfalls an der Antike, jedoch mit einem anderen Ergebnis. Lavaters Interpretation und seine umfangreiche Samm-lung spiegeln die Tradition einer idealisierenden Verehrung der Antike. Lavater und Warburg gehören zu den ersten Schöpfern von Bildarchiven im modernen Sinne. Die Dokumentation dieser historischen Leistung verstärkt den konzeptionellen Charakter des internationalen Bandes. Dieses entstand in Teamarbeit von renommierten Autoren einer »jun-gen Kunstgeschichte wie Georges Didi-Huberman (Paris), Gerhard Wolf (Rom), Michael Koortbojian (Toronto), Jürgen Fredel (Hamburg), Eleonora Louis (Wien) und Tetsuhiro Kato (Kioto). Ausstellungen: Juli/August 1999 in The National Museum of Western Art, Tokio; 25. September bis 20. November 1999 im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg .