Dem Bösen ist in der jüngeren Vergangenheit nicht nur, aber auch und gerade von Seiten der Theologie viel Aufmerksamkeit zuteil geworden. Im Vordergrund stehen dabei Fragen nach dem Ursprung des Bösen, nach der Güte Gottes im Angesicht horrender Übel und Grausamkeiten, danach, ob und wie das Böse in personifizierende Rede gefasst werden kann. Diese breit diskutierten Fragen werden in den in diesem Band versammelten Beiträgen aufgegriffen, zugleich aber setzen die Beiträge einen bestimmten Akzent, der bisher - jedenfalls innerhalb der Theologie - nur vergleichsweise wenig Beachtung gefunden hat: Ein besonderes Augenmerk gilt der literarischen Form der Rede vom Bösen und der Frage, wozu die Rede vom Bösen verwendet (oder missbraucht) wird. Die Rede vom Bösen wird verwendet zur Dämonisierung der "Feinde", zur Formierung einer Apologetik, zur Analyse und Bewertung gesellschaftlicher Ereignisse, zur Reflexion kirchlichen Handelns und zur Stärkung der je eigenen religiösen Identität durch das Ausschließen anderer. Der Band geht aus Diskussionen hervor, die sich über drei Jahre erstrecken; dargestellt werden die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, an dem gegenwärtige und frühere Mitglieder der Evangelisch-Theologischen Fakultät Bonn und der Theologischen Fakultät der University of Oxford gemeinsam gearbeitet haben.