Dieses Romandebüt in deutscher Sprache kommt einem Coup gleich! Sprachliche Erregung, nicht etwa, weil die Nerven angegriffen werden, sondern gesellschaftliche Zustande, die der namenlose Erzahler als Signale einer bedrohlichen Zukunft liest.Die Zeitdiagnose, die er aus den Beobachtungen seines Umfelds zieht, ist radikal. Im Zentrum seiner Kritik steht der offentliche wie private Gebrauch der Sprache: Sie bezeichnet nicht mehr, was ist, sondern redet die Wirklichkeit schon.Das Mittelmeer etwa: Einst Symbol für die Schonheit einer über der blauen See sanft untergehenden Sonne, ist es zum kalten Friedhof ungezahlter Menschen geworden, die nur eines wollten: überleben. Der, der hier spricht, kann und will die beiden Bilder nicht in eins bringen und über die zum Himmel schreiende Diskrepanz zwischen Illusion und Wirklichkeit nicht einfach hinwegblicken.Und die namenlose Stadt, in der er lebt, gleicht inzwischen in derart vielen Punkten allen anderen Kleinstadten, dass die Wiederholung des zum wiederholten Male Gesehenen schlicht unertraglich dumm wirkt. Was tun? Was vor allem tun, wenn einem plotzlich, wie aus dem Nichts, eine Pistole zugeschoben wird? Amok laufen? Oder auf die Sprache mit Sprache reagieren? Lesen Sie selbst!
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sigrid Brinkmann scheint beeindruckt von der Dichte des kleinen Romans von Nils Trede. Wie der Autor darin einen Familienvater davon erzählen lässt, wie ihn die Ungerechtigkeit und der Mangel an Mitgefühl auf der Welt langsam zur Verzweiflung bringen, weil er ja weiß, dass und auch was zu tun wäre, nämlich Zuhören, nämlich Hinwenden, findet Brinkmann stark. Der Autor trifft die Unruhe des Erzählers mit seinem drängenden Ton ganz gut, meint sie, und lässt den Leser dessen Qual mitempfinden. Höchste Zeit, etwas zu unternehmen, findet auch Brinkmann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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