Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis 2017
Zwischen Rosa und Rigo geht es um Kleines und Großes: Um große Gefühle einer kleinen Maus und um kleine Weisheiten eines großen Leoparden. In 28 Geschichten entwickeln Rigo und Rosa gemeinsam Gedanken zu Vertrauen, Langeweile, Wahrheit und anderen Themen. Und immer geht es auch um eine Freundschaft, »die so bunt, warm, groß und dick ist, dass sie in einem Buch eigentlich gar nicht Platz hat«. Lorenz Pauli bringt die beiden Tiere wunderbar zum Sprechen, und Kathrin Schärer gibt deren Beziehung zusätzlich Gestalt; eine Freundschaft, die auch uns - beim Vorlesen - zusammenrücken lässt. Diese Zoogeschichten sind ein Gesamtkunstwerk zum Lesen und Mitschauen.
Zwischen Rosa und Rigo geht es um Kleines und Großes: Um große Gefühle einer kleinen Maus und um kleine Weisheiten eines großen Leoparden. In 28 Geschichten entwickeln Rigo und Rosa gemeinsam Gedanken zu Vertrauen, Langeweile, Wahrheit und anderen Themen. Und immer geht es auch um eine Freundschaft, »die so bunt, warm, groß und dick ist, dass sie in einem Buch eigentlich gar nicht Platz hat«. Lorenz Pauli bringt die beiden Tiere wunderbar zum Sprechen, und Kathrin Schärer gibt deren Beziehung zusätzlich Gestalt; eine Freundschaft, die auch uns - beim Vorlesen - zusammenrücken lässt. Diese Zoogeschichten sind ein Gesamtkunstwerk zum Lesen und Mitschauen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Verena Hoenig schwelgt in diesem Buch für Kinder ab fünf von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer. Vor allem, weil es dem bewährten Zeichner-Autoren-Team gelingt, mit Text und Bild zum Weiterfantasieren der Geschichte anzuregen. Jede Menge Potenzial dazu steckt für Hoenig schon in der Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Leoparden und einer Maus, die ihrer beider Welt bunter werden lässt, nicht etwa bedrohlicher. Das Wohlbehagen der Maus in der Obhut des starken Freundes kann Hoenig fast spüren, schaut sie die ausdruckstarken Bilder an. Ein Buch zum Immer-Wieder-Vorlesen, meint die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2016Die Megamümpfeligkeit des Lebens
Lorenz Pauli und Kathrin Schärer erfinden zwei Tierphilosophen, die ganz bestimmt Karriere machen.
Es kommt der Mai, es wird wieder geheiratet. Was das mit Rigo und Rosa zu tun hat? Sie werden doch davon nichts mitbekommen. Bräute pflegen ihren weißen Tüll meist nicht vor einem nach Raubtier müffelnden Leopardenkäfig zu drapieren, überhaupt werden in Zoos eher selten Hochzeitsfotos gemacht. Dazu geht der Mensch lieber in botanische Gärten oder Parks. Rigo und Rosa, der alte Leopard und die junge Maus, haben dennoch gute Chancen, künftig bei vielen Hochzeiten dabei zu sein.
Auch "Der kleine Prinz", "Die Möwe Jonathan" oder die Maus Frederick haben das ja geschafft. Wie andere Texte, die statt Religion diffuse Lebenskunst mit viel Gefühl insinuieren, erfreuen sie sich statt der Bibel größter Beliebtheit bei deutschsprachigen Trauungen. Vom Rest des Lebens ganz zu schweigen. "Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich", sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. Rigo, der Leopard, kann es damit locker aufnehmen: "Du sitzt auf meiner Pfote und vertraust mir. Und wenn ich dich jetzt beißen würde, würde ich auch das Vertrauen totbeißen. Das kann ich nicht", sagt er zu Rosa.
Es gibt viele solcher Sätze in "Rigo und Rosa", dem jüngsten Gemeinschaftswerk des Berner Autors Lorenz Pauli und der Baseler Illustratorin Kathrin Schärer. Sätze, die immerzu so klingen, als stecke eine ungeheuer tiefe, weil ganz und gar schlichte Philosophie in ihnen. Vermutlich deshalb ist ein vielgenutztes Satzzeichen auch der Punkt, im Dreierpack, der dem Leser bedeutet, dass da noch mehr ist, hinter, über und zwischen den Sätzen. Dass das Schönste am Weggehen ist, zurückzukommen. Dass man den Wochentag nicht kennen muss, weil der Tag ja morgen nicht zurückkommen wird, wenn man ihn bei seinem Namen ruft. Und, zu guter Letzt, dass eine Geschichte nicht aufhören muss, wenn das Erzählen aufhört. Sie kann weitergehen, "in uns drin".
Pauli und Schärer, beide mehrfach ausgezeichnet, haben in beinahe einem Dutzend gemeinsamer Kinderbücher schon oft in der Tierwelt das Menschliche gesucht und gefunden, mit Titeln wie "Nur wir alle" oder "Das Beste überhaupt". Die einen lesen sie als Werke, die auf genial schlichte Weise jüngeren und älteren Lesern gleichermaßen komplexe Philosophie nahebringen. Andere als Kinderbücher, die von Toleranz oder von der Kunst, zufrieden zu sein, erzählen.
Einen persischen Leoparden namens Rigo gab es wirklich im Berner Tierpark, wo er vor gut fünf Jahren gestorben ist. Er dürfte nicht ganz so eloquent gewesen sein wie in den 28 Geschichten, die Pauli erzählt und die Schärer allerdings meisterhaft ins Bild setzt. Rosa hingegen ist nicht nur eine furchtlose, vor Leben sprühende Maus. Unverkennbar hat sie, die zu Beginn um Schutz bittet und wenig später der ganzen Zoowelt Geschenke machen möchte, die Rolle des Kindes inne in dieser leopardmausigen Zweisamkeit. Eines Kindes, das alles wissen und verstehen will und sich darüber freut, dass es so viel zu entdecken gibt. Durch sie lernt auch das Raubtier, das oft melancholisch ist, aber über Lebensweisheit verfügt, die Welt wieder neu kennen und bestaunen - gerade so, wie es Eltern oder Großeltern mit ihren Kindern tun.
Seine Geschichten schreibe er "für Kinder zwischen vier und elf Jahren und ihre Erwachsenen", sagt Pauli über sich, und wenn Rosa "ihren Rigo" besucht und Rigo "seine kleine Maus" vermisst, die ihn zum Lachen bringt, dann liest sich das stets auch als Kind-Erwachsener-Beziehung. Dem folgt Schärer in ihren an der Natur orientierten Zeichnungen nicht ganz: Im Hüpfen, Springen, mit verschränkten Pfötchen ist Rosa zwar weniger maus- als kindhaft dargestellt. Doch mit graphischen Elementen wie großen Fragezeichen, einem riesigen schwarzweißen "NICHTS" und Kinderzeichnungen erlaubt sich Schärer, dem oft recht betulichen Humor Paulis auch mal schräg von der Seite zu kommen. Was dem Werk ebenso guttut wie die phantastisch lebensnahen und lebendigen Zeichnungen der Raubkatze Rigo, der Pinguine, Krokodile, Schmetterlinge, mit denen Rosa Erfahrungen sammelt.
Die von Gefühl, Achtsamkeit und Augenzwinkern satten Geschichten haben dennoch durchaus Charme. Das sollte man nicht vergessen, wenn man demnächst zwischen rosenstreuenden Kindern, auf Kindergartenfesten oder in sogenannten Memory-Scrapbooks Rosa-Sätzen wie diesem begegnet: "Egal wo ich bin: Mit meinem Herzen bin ich dir ganz, ganz nah . . ." Denn es ist der alte Rigo, der sich gern dem hübschen Blödsinn hingibt, zu dem Rosas ewige Fragen sie beide anstiften. Er denkt sich ein Passepartout für alles aus, auf das es so recht keine Antwort gibt. Dazu könnte auch die Frage gehören, warum Leute flauschige Geschichten so lieben. "Megamümpfel" sagt Rigo in solchen Fällen. Dem kann man sich nur anschließen.
EVA-MARIA MAGEL
Lorenz Pauli, Kathrin Schärer: "Rigo und Rosa".
Atlantis Verlag, Zürich 2016. 128 S., geb., 16,95 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lorenz Pauli und Kathrin Schärer erfinden zwei Tierphilosophen, die ganz bestimmt Karriere machen.
Es kommt der Mai, es wird wieder geheiratet. Was das mit Rigo und Rosa zu tun hat? Sie werden doch davon nichts mitbekommen. Bräute pflegen ihren weißen Tüll meist nicht vor einem nach Raubtier müffelnden Leopardenkäfig zu drapieren, überhaupt werden in Zoos eher selten Hochzeitsfotos gemacht. Dazu geht der Mensch lieber in botanische Gärten oder Parks. Rigo und Rosa, der alte Leopard und die junge Maus, haben dennoch gute Chancen, künftig bei vielen Hochzeiten dabei zu sein.
Auch "Der kleine Prinz", "Die Möwe Jonathan" oder die Maus Frederick haben das ja geschafft. Wie andere Texte, die statt Religion diffuse Lebenskunst mit viel Gefühl insinuieren, erfreuen sie sich statt der Bibel größter Beliebtheit bei deutschsprachigen Trauungen. Vom Rest des Lebens ganz zu schweigen. "Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich", sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. Rigo, der Leopard, kann es damit locker aufnehmen: "Du sitzt auf meiner Pfote und vertraust mir. Und wenn ich dich jetzt beißen würde, würde ich auch das Vertrauen totbeißen. Das kann ich nicht", sagt er zu Rosa.
Es gibt viele solcher Sätze in "Rigo und Rosa", dem jüngsten Gemeinschaftswerk des Berner Autors Lorenz Pauli und der Baseler Illustratorin Kathrin Schärer. Sätze, die immerzu so klingen, als stecke eine ungeheuer tiefe, weil ganz und gar schlichte Philosophie in ihnen. Vermutlich deshalb ist ein vielgenutztes Satzzeichen auch der Punkt, im Dreierpack, der dem Leser bedeutet, dass da noch mehr ist, hinter, über und zwischen den Sätzen. Dass das Schönste am Weggehen ist, zurückzukommen. Dass man den Wochentag nicht kennen muss, weil der Tag ja morgen nicht zurückkommen wird, wenn man ihn bei seinem Namen ruft. Und, zu guter Letzt, dass eine Geschichte nicht aufhören muss, wenn das Erzählen aufhört. Sie kann weitergehen, "in uns drin".
Pauli und Schärer, beide mehrfach ausgezeichnet, haben in beinahe einem Dutzend gemeinsamer Kinderbücher schon oft in der Tierwelt das Menschliche gesucht und gefunden, mit Titeln wie "Nur wir alle" oder "Das Beste überhaupt". Die einen lesen sie als Werke, die auf genial schlichte Weise jüngeren und älteren Lesern gleichermaßen komplexe Philosophie nahebringen. Andere als Kinderbücher, die von Toleranz oder von der Kunst, zufrieden zu sein, erzählen.
Einen persischen Leoparden namens Rigo gab es wirklich im Berner Tierpark, wo er vor gut fünf Jahren gestorben ist. Er dürfte nicht ganz so eloquent gewesen sein wie in den 28 Geschichten, die Pauli erzählt und die Schärer allerdings meisterhaft ins Bild setzt. Rosa hingegen ist nicht nur eine furchtlose, vor Leben sprühende Maus. Unverkennbar hat sie, die zu Beginn um Schutz bittet und wenig später der ganzen Zoowelt Geschenke machen möchte, die Rolle des Kindes inne in dieser leopardmausigen Zweisamkeit. Eines Kindes, das alles wissen und verstehen will und sich darüber freut, dass es so viel zu entdecken gibt. Durch sie lernt auch das Raubtier, das oft melancholisch ist, aber über Lebensweisheit verfügt, die Welt wieder neu kennen und bestaunen - gerade so, wie es Eltern oder Großeltern mit ihren Kindern tun.
Seine Geschichten schreibe er "für Kinder zwischen vier und elf Jahren und ihre Erwachsenen", sagt Pauli über sich, und wenn Rosa "ihren Rigo" besucht und Rigo "seine kleine Maus" vermisst, die ihn zum Lachen bringt, dann liest sich das stets auch als Kind-Erwachsener-Beziehung. Dem folgt Schärer in ihren an der Natur orientierten Zeichnungen nicht ganz: Im Hüpfen, Springen, mit verschränkten Pfötchen ist Rosa zwar weniger maus- als kindhaft dargestellt. Doch mit graphischen Elementen wie großen Fragezeichen, einem riesigen schwarzweißen "NICHTS" und Kinderzeichnungen erlaubt sich Schärer, dem oft recht betulichen Humor Paulis auch mal schräg von der Seite zu kommen. Was dem Werk ebenso guttut wie die phantastisch lebensnahen und lebendigen Zeichnungen der Raubkatze Rigo, der Pinguine, Krokodile, Schmetterlinge, mit denen Rosa Erfahrungen sammelt.
Die von Gefühl, Achtsamkeit und Augenzwinkern satten Geschichten haben dennoch durchaus Charme. Das sollte man nicht vergessen, wenn man demnächst zwischen rosenstreuenden Kindern, auf Kindergartenfesten oder in sogenannten Memory-Scrapbooks Rosa-Sätzen wie diesem begegnet: "Egal wo ich bin: Mit meinem Herzen bin ich dir ganz, ganz nah . . ." Denn es ist der alte Rigo, der sich gern dem hübschen Blödsinn hingibt, zu dem Rosas ewige Fragen sie beide anstiften. Er denkt sich ein Passepartout für alles aus, auf das es so recht keine Antwort gibt. Dazu könnte auch die Frage gehören, warum Leute flauschige Geschichten so lieben. "Megamümpfel" sagt Rigo in solchen Fällen. Dem kann man sich nur anschließen.
EVA-MARIA MAGEL
Lorenz Pauli, Kathrin Schärer: "Rigo und Rosa".
Atlantis Verlag, Zürich 2016. 128 S., geb., 16,95 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Mit Rigo und Rosa erfinden Lorenz Pauli und Kathrin Schärer zwei Tierphilosophen, die ganz bestimmt Karriere machen.« Frankfurter Allgemeine Zeitung