"Eine einfühlsame Biographie über die Freundschaft zwischen zwei der größten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts." The New Yorker
Mitreißend und berührend erzählt Rachel Corbett erstmals die Geschichte einer großen Künstlerfreundschaft, die 1902 in Paris beginnt. Der Bildhauer Auguste Rodin wird zur Vaterfigur für den jungen Rainer Maria Rilke, der sich nach Antworten auf die existenziellen Fragen seines Künstlerlebens sehnt. Es folgen intensive Begegnungen, ein dramatisches Zerwürfnis und eine bewegende Versöhnung. In dieser inspirierenden Freundschaft zweier herausragender Persönlichkeiten spiegelt sich die aufstrebende, künstlerische Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
"Nach Sonnenuntergang wünschte Rodin mit den Worten Bon courage eine gute Nacht. Das verwirrte Rilke zunächst ein wenig, aber dann glaubte er zu verstehen. Rodin wünschte ihm Mut, weil er wusste, ,wie nötig das ist, jeden Tag, wenn man jung ist'." (aus Rilke und Rodin)
Mitreißend und berührend erzählt Rachel Corbett erstmals die Geschichte einer großen Künstlerfreundschaft, die 1902 in Paris beginnt. Der Bildhauer Auguste Rodin wird zur Vaterfigur für den jungen Rainer Maria Rilke, der sich nach Antworten auf die existenziellen Fragen seines Künstlerlebens sehnt. Es folgen intensive Begegnungen, ein dramatisches Zerwürfnis und eine bewegende Versöhnung. In dieser inspirierenden Freundschaft zweier herausragender Persönlichkeiten spiegelt sich die aufstrebende, künstlerische Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
"Nach Sonnenuntergang wünschte Rodin mit den Worten Bon courage eine gute Nacht. Das verwirrte Rilke zunächst ein wenig, aber dann glaubte er zu verstehen. Rodin wünschte ihm Mut, weil er wusste, ,wie nötig das ist, jeden Tag, wenn man jung ist'." (aus Rilke und Rodin)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2018Er servierte Wortmenüs und aß doch nur Haferbrei
Die Untiefen der Einfühlung: Rachel Corbett legt ein sehr amerikanisches Buch über die ungleichen Freunde Rilke und Rodin vor
Rilke war ein großer Mythisierer: kein Detail seiner Lebensgeschichte, dem er nicht im Tonfall religiöser Weihe höhere Bedeutung verleihen wollte. Das gilt auch für die Beziehung zu dem berühmten Bildhauer Auguste Rodin. Der Rodin, den Rilke nach der ersten Begegnung im Herbst 1902 in Briefen und dann in einer eigenen Monographie (1903) vorstellte, ist nicht weniger als ein Kunst-Gott mit allmächtiger Schöpferhand. Rilke will sein "Apostel" werden und das "Evangelium" seiner Kunst von Paris aus nach Osten tragen. In dem von 1950 an kontinuierlich anschwellenden Schrifttum über Rilke und Rodin wurden diese Überhöhungen eine Zeitlang ergriffen nachgebetet. Bald kam jedoch Überdruss auf und man versuchte fortan, die Mythisierung genauer abzuheben von dem, was Rilkes Poetik substantiell der anderen Kunst entnommen und fürs eigene Schreiben fruchtbar gemacht hatte.
Es überrascht deshalb, wenn nun in der Studie der amerikanischen Kulturjournalistin Rachel Corbett die alte Geschichte von Rilkes Wallfahrt nach Paris und seinem dortigen Bekehrungserlebnis - allenfalls stilistisch etwas ausgenüchtert - nacherzählt wird. Schon der Untertitel "Geschichte einer Freundschaft" ist irreführend. Die Freundschaft war sehr einseitig: Rodin behandelte Rilke, solange er ein Verehrer unter anderen war, mit herablassend-routinierter Höflichkeit und in den Monaten, in denen er ihn als Sekretär beschäftigte, ausgesprochen schlecht.
Corbett kann zwar nichts für den deutschen Titel (der englische zitiert, wie vor einigen Jahren Peter Sloterdijk, Rilkes berühmtes Apollo-Sonett: "You Must Change Your Life. The Story of Rainer Maria Rilke and Auguste Rodin"). Aber er passt zu ihrer Story, die Rilkes Legenden über weite Strecken schlicht auf den Leim geht. So erscheint auch bei ihr Rodin als das einsame Genie, das in Meudon - fern vom Pariser Kommerztrubel - seine eigene plastische Welt schafft. Erst für die Zeit nach Rilkes Ablösung als Sekretär konzediert Corbett schamhaft, dass der Meister Chef einer "regelrechten Fabrik" geworden war. Eine Skulpturenmanufaktur mit Serienproduktion war Meudon aber schon, als Rilke dort erstmals erschien. Nur wollte der Dichter davon nichts wissen.
Die Eingangskapitel geben biographische Überblicke über das Vorleben der beiden Protagonisten. Einmal mehr stehen die Frauen im Mittelpunkt: Rodin und seine bedauernswerte Lebensgefährtin Rose Beuret, Rodin und seine noch ärmere Geliebte Camille Claudel; Rilke unter der Obhut von Lou Andreas-Salomé, Rilke zwischen Clara Westhoff und Paula Becker. Auch darüber sind etliche Bücher geschrieben worden. Corbett gelingen hier aber immerhin Pointierungen, die den Abstand zwischen Rilkes Phantasmagorien und der kruden Realität greifbar werden lassen.
So wenn sie einen Brief an Clara zitiert, in dem der angehende Ehemann seiner Braut ausmalt, wie er ihr im gemeinsamen Haushalt das Essen bereiten werde - "kalte elfenbeinfarbene Butter auf einem russischen Tischtuch", bestimmt zum Auftrag auf "korniges Schrotbrot", dazu "Tee, den Duft der Hamburger Rose, weißer Nelken und Ananas ausatmend", garniert mit Zitronen, die "in Scheiben geschnitten sich wie Sonnen in die goldene Dämmerung senken". Opulente Wortmenüs konnte Rilke zubereiten. Das war indessen die einzige Sättigung, die er seiner Familie später zu bieten hatte. Erfrischend trocken kommentiert Corbett: "In Wirklichkeit aß Rilke jeden Abend Haferbrei."
Was Corbett über die Kunst Rodins und Rilkes mitteilt, ist leider entweder nicht neu oder geradezu falsch. Warum, fragt man sich, geht eine Redakteurin des "Modern Painters Magazine" auf Rodins Modellierung der skulpturalen Oberfläche mittels konvex-konkaver "Buckel" und "Höhlungen" nur in einem einzigen, vagen Satz über die "Geometrie der Flächen" ein? In Bezug auf Rilke ist Corbett überzeugt, seine Kunsttheorie gehe in toto auf Theodor Lipps' Ästhetik der "Einfühlung" zurück. Dass der Münchner Philosophieprofessor Lipps ein wichtiger Ideengeber für den Studenten Rilke war, ist sicher richtig. Rilke verdankte ihm den Impuls, Gemälde und Skulpturen nicht als tote, statische Objekte wahrzunehmen, sondern als Kraftfelder, deren Energien den Betrachter ergreifen und - wenn der Betrachter ein Schriftsteller ist - ihn zur Entfesselung sprachlicher Energie bewegen können.
Das ist aber ein anderes Verständnis von "Einfühlung" als das landläufige, das Corbett damit verbindet. Schlimmer noch: Der Begriff "Einfühlung" spielt de facto in Rilkes Pariser Jahren (1902 bis 1910) keine Rolle; ihm ging es im Gegenteil darum, die Gegenstände seiner Erfahrung nicht mit konventioneller Gefühligkeit zu überziehen. Von Rilkes Technik der unsentimentalen "Ding"-Kontemplation erfährt man hier aber nichts. So ergibt sich der erstaunliche Befund, dass die Zentralbegriffe von Rilkes Pariser Poetik - das entsubjektivierende "Schauen" und die Kunst der "Oberfläche" - bei Corbett überhaupt nicht auftauchen.
Fragt man sich, wie es zu diesem Zerrbild kommt, liegen zwei Antworten nahe. Corbett, die überwiegend auch aus zweiter Hand zitiert, hat vermutlich Rilkes Schriften nicht im deutschen Original gelesen, sonst hätte sie zumindest auf das "Schauen" stoßen müssen. Zum andern basiert ihr Rilke-Verständnis auf den "Briefen an einen jungen Dichter" (Franz Xaver Kappus) aus den Jahren 1903 bis 1908, dem Buch, das Rilke in den Vereinigten Staaten berühmt machte. Die Kappus-Briefe beschwören tatsächlich im Tonfall des frühen Rilke das Hinabsteigen in die eigenen Gefühlstiefen. Besondere Bedeutung maß Rilke ihnen nicht bei, an eine Veröffentlichung dachte er nie. Er wollte einfach Lebenshilfe für einen verzagten jungen Mann leisten. Sein gültiges Dichtungsprogramm formulierte er gleichzeitig sehr viel weniger erbaulich in den Briefen an Lou Andreas-Salomé. Gerade der Trostcharakter der Kappus-Briefe war aber wohl die Ursache für deren weltweiten Erfolg.
Authentische Quellenkenntnis hätte Corbett auch vor weiteren Fehlern bewahrt. Rilke hat seine "Neuen Gedichte" nicht, wie sie versichert, "häufig als ,Dinggedichte' bezeichnet"; diesen Begriff prägte erst ein Germanist in Rilkes Todesjahr. Keineswegs las er Valéry gleich in seiner ersten Pariser Zeit; diese wichtige Beziehung datiert auf seinen letzten Lebensabschnitt. Es gibt kein Rilke-Gedicht mit dem Titel "Weltinnenraum"; das Poem, in dem das Wort auftaucht, wird gewöhnlich nach dem Eingangsvers "Es winkt zu Fühlung" zitiert. Und Malte Laurids Brigge könnte als "Norddeutscher" nur unter einem sehr weiten Begriff des Germanischen verbucht werden. Es bleibt das traurige Fazit, dass die Übersetzung eines Autors in einen anderen Kulturraum nicht immer zu einer Anreicherung des Blicks auf sein Werk führen muss. Bisweilen sorgt sie auch für Begriffssalat.
MANFRED KOCH
Rachel Corbett: "Rilke und Rodin". Die Geschichte einer Freundschaft.
Aus dem Englischen von Helmut Ettinger.
Aufbau Verlag, Berlin 2017. 379 S., Abb., geb., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Untiefen der Einfühlung: Rachel Corbett legt ein sehr amerikanisches Buch über die ungleichen Freunde Rilke und Rodin vor
Rilke war ein großer Mythisierer: kein Detail seiner Lebensgeschichte, dem er nicht im Tonfall religiöser Weihe höhere Bedeutung verleihen wollte. Das gilt auch für die Beziehung zu dem berühmten Bildhauer Auguste Rodin. Der Rodin, den Rilke nach der ersten Begegnung im Herbst 1902 in Briefen und dann in einer eigenen Monographie (1903) vorstellte, ist nicht weniger als ein Kunst-Gott mit allmächtiger Schöpferhand. Rilke will sein "Apostel" werden und das "Evangelium" seiner Kunst von Paris aus nach Osten tragen. In dem von 1950 an kontinuierlich anschwellenden Schrifttum über Rilke und Rodin wurden diese Überhöhungen eine Zeitlang ergriffen nachgebetet. Bald kam jedoch Überdruss auf und man versuchte fortan, die Mythisierung genauer abzuheben von dem, was Rilkes Poetik substantiell der anderen Kunst entnommen und fürs eigene Schreiben fruchtbar gemacht hatte.
Es überrascht deshalb, wenn nun in der Studie der amerikanischen Kulturjournalistin Rachel Corbett die alte Geschichte von Rilkes Wallfahrt nach Paris und seinem dortigen Bekehrungserlebnis - allenfalls stilistisch etwas ausgenüchtert - nacherzählt wird. Schon der Untertitel "Geschichte einer Freundschaft" ist irreführend. Die Freundschaft war sehr einseitig: Rodin behandelte Rilke, solange er ein Verehrer unter anderen war, mit herablassend-routinierter Höflichkeit und in den Monaten, in denen er ihn als Sekretär beschäftigte, ausgesprochen schlecht.
Corbett kann zwar nichts für den deutschen Titel (der englische zitiert, wie vor einigen Jahren Peter Sloterdijk, Rilkes berühmtes Apollo-Sonett: "You Must Change Your Life. The Story of Rainer Maria Rilke and Auguste Rodin"). Aber er passt zu ihrer Story, die Rilkes Legenden über weite Strecken schlicht auf den Leim geht. So erscheint auch bei ihr Rodin als das einsame Genie, das in Meudon - fern vom Pariser Kommerztrubel - seine eigene plastische Welt schafft. Erst für die Zeit nach Rilkes Ablösung als Sekretär konzediert Corbett schamhaft, dass der Meister Chef einer "regelrechten Fabrik" geworden war. Eine Skulpturenmanufaktur mit Serienproduktion war Meudon aber schon, als Rilke dort erstmals erschien. Nur wollte der Dichter davon nichts wissen.
Die Eingangskapitel geben biographische Überblicke über das Vorleben der beiden Protagonisten. Einmal mehr stehen die Frauen im Mittelpunkt: Rodin und seine bedauernswerte Lebensgefährtin Rose Beuret, Rodin und seine noch ärmere Geliebte Camille Claudel; Rilke unter der Obhut von Lou Andreas-Salomé, Rilke zwischen Clara Westhoff und Paula Becker. Auch darüber sind etliche Bücher geschrieben worden. Corbett gelingen hier aber immerhin Pointierungen, die den Abstand zwischen Rilkes Phantasmagorien und der kruden Realität greifbar werden lassen.
So wenn sie einen Brief an Clara zitiert, in dem der angehende Ehemann seiner Braut ausmalt, wie er ihr im gemeinsamen Haushalt das Essen bereiten werde - "kalte elfenbeinfarbene Butter auf einem russischen Tischtuch", bestimmt zum Auftrag auf "korniges Schrotbrot", dazu "Tee, den Duft der Hamburger Rose, weißer Nelken und Ananas ausatmend", garniert mit Zitronen, die "in Scheiben geschnitten sich wie Sonnen in die goldene Dämmerung senken". Opulente Wortmenüs konnte Rilke zubereiten. Das war indessen die einzige Sättigung, die er seiner Familie später zu bieten hatte. Erfrischend trocken kommentiert Corbett: "In Wirklichkeit aß Rilke jeden Abend Haferbrei."
Was Corbett über die Kunst Rodins und Rilkes mitteilt, ist leider entweder nicht neu oder geradezu falsch. Warum, fragt man sich, geht eine Redakteurin des "Modern Painters Magazine" auf Rodins Modellierung der skulpturalen Oberfläche mittels konvex-konkaver "Buckel" und "Höhlungen" nur in einem einzigen, vagen Satz über die "Geometrie der Flächen" ein? In Bezug auf Rilke ist Corbett überzeugt, seine Kunsttheorie gehe in toto auf Theodor Lipps' Ästhetik der "Einfühlung" zurück. Dass der Münchner Philosophieprofessor Lipps ein wichtiger Ideengeber für den Studenten Rilke war, ist sicher richtig. Rilke verdankte ihm den Impuls, Gemälde und Skulpturen nicht als tote, statische Objekte wahrzunehmen, sondern als Kraftfelder, deren Energien den Betrachter ergreifen und - wenn der Betrachter ein Schriftsteller ist - ihn zur Entfesselung sprachlicher Energie bewegen können.
Das ist aber ein anderes Verständnis von "Einfühlung" als das landläufige, das Corbett damit verbindet. Schlimmer noch: Der Begriff "Einfühlung" spielt de facto in Rilkes Pariser Jahren (1902 bis 1910) keine Rolle; ihm ging es im Gegenteil darum, die Gegenstände seiner Erfahrung nicht mit konventioneller Gefühligkeit zu überziehen. Von Rilkes Technik der unsentimentalen "Ding"-Kontemplation erfährt man hier aber nichts. So ergibt sich der erstaunliche Befund, dass die Zentralbegriffe von Rilkes Pariser Poetik - das entsubjektivierende "Schauen" und die Kunst der "Oberfläche" - bei Corbett überhaupt nicht auftauchen.
Fragt man sich, wie es zu diesem Zerrbild kommt, liegen zwei Antworten nahe. Corbett, die überwiegend auch aus zweiter Hand zitiert, hat vermutlich Rilkes Schriften nicht im deutschen Original gelesen, sonst hätte sie zumindest auf das "Schauen" stoßen müssen. Zum andern basiert ihr Rilke-Verständnis auf den "Briefen an einen jungen Dichter" (Franz Xaver Kappus) aus den Jahren 1903 bis 1908, dem Buch, das Rilke in den Vereinigten Staaten berühmt machte. Die Kappus-Briefe beschwören tatsächlich im Tonfall des frühen Rilke das Hinabsteigen in die eigenen Gefühlstiefen. Besondere Bedeutung maß Rilke ihnen nicht bei, an eine Veröffentlichung dachte er nie. Er wollte einfach Lebenshilfe für einen verzagten jungen Mann leisten. Sein gültiges Dichtungsprogramm formulierte er gleichzeitig sehr viel weniger erbaulich in den Briefen an Lou Andreas-Salomé. Gerade der Trostcharakter der Kappus-Briefe war aber wohl die Ursache für deren weltweiten Erfolg.
Authentische Quellenkenntnis hätte Corbett auch vor weiteren Fehlern bewahrt. Rilke hat seine "Neuen Gedichte" nicht, wie sie versichert, "häufig als ,Dinggedichte' bezeichnet"; diesen Begriff prägte erst ein Germanist in Rilkes Todesjahr. Keineswegs las er Valéry gleich in seiner ersten Pariser Zeit; diese wichtige Beziehung datiert auf seinen letzten Lebensabschnitt. Es gibt kein Rilke-Gedicht mit dem Titel "Weltinnenraum"; das Poem, in dem das Wort auftaucht, wird gewöhnlich nach dem Eingangsvers "Es winkt zu Fühlung" zitiert. Und Malte Laurids Brigge könnte als "Norddeutscher" nur unter einem sehr weiten Begriff des Germanischen verbucht werden. Es bleibt das traurige Fazit, dass die Übersetzung eines Autors in einen anderen Kulturraum nicht immer zu einer Anreicherung des Blicks auf sein Werk führen muss. Bisweilen sorgt sie auch für Begriffssalat.
MANFRED KOCH
Rachel Corbett: "Rilke und Rodin". Die Geschichte einer Freundschaft.
Aus dem Englischen von Helmut Ettinger.
Aufbau Verlag, Berlin 2017. 379 S., Abb., geb., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nun gut, für den "irreführenden" deutschen Untertitel - "Geschichte einer Freundschaft" - kann Rachel Corbett ja nichts, meint Rezensent Manfred Koch: Die Bewunderung ging ganz von Rilke aus, während Rodin seinen Sekretär ziemlich schlecht behandelte, weiß der Kritiker. Dennoch: Viel Neues erfährt der Rezensent in dieser Studie der amerikanischen Kulturjournalistin nicht. Weitgehend lasse sich Corbett von Rilkes Legendenbildung blenden, etwa wenn Rodin hier als einsames Genie auftaucht, so Koch. Ärgerlich findet er indes falsche Behauptungen der Autorin zur Kunst von Rilke und Rodin: Authentische Quellenkenntnis und die Lektüre der originalsprachlichen Schriften Rilkes hätte einige Fehler vermeidbar gemacht, meint er. Immerhin kann ihm Corbett die Kluft zwischen Rilkes Fantasie und der Realität, etwa im Bezug auf die "opulenten Wortmenüs" und dem dann doch allabendlich verzehrten Haferbrei mit einigem Witz belegen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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" Corbett gelingen hier (...) Pointierungen, die den Abstand zwischen Rilkes Phantasmagorien und der kruden Realität greifbar werden lassen. " Frankfurter Allgemeine Zeitung 20180210