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Rip It Up and Start Again is the first book-length exploration of the wildly adventurous music created in the years after punk. Renowned music journalist Simon Reynolds celebrates the futurist spirit of such bands as Joy Division, Gang of Four, Talking Heads, and Devo, which resulted in endless innovations in music, lyrics, performance, and style and continued into the early eighties with the video-savvy synth-pop of groups such as Human League, Depeche Mode, and Soft Cell, whose success coincided with the rise of MTV. Full of insight and anecdotes and populated by charismatic characters, Rip…mehr

Produktbeschreibung
Rip It Up and Start Again is the first book-length exploration of the wildly adventurous music created in the years after punk. Renowned music journalist Simon Reynolds celebrates the futurist spirit of such bands as Joy Division, Gang of Four, Talking Heads, and Devo, which resulted in endless innovations in music, lyrics, performance, and style and continued into the early eighties with the video-savvy synth-pop of groups such as Human League, Depeche Mode, and Soft Cell, whose success coincided with the rise of MTV. Full of insight and anecdotes and populated by charismatic characters, Rip It Up and Start Again re-creates the idealism, urgency, and excitement of one of the most important and challenging periods in the history of popular music.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Simon Reynolds is the author of Generation Ecstasy: Into the World of Techno and Rave Culture, Blissed Out: The Raptures of Rock, and The Sex Revolts: Gender, Rebellion, and Rock ’n’Roll (coauthored with Joy Press). A senior contributing writer for Spin, his pop culture writings have also appeared in many other major publications.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2006

Klangzerlegung
Blütezeit: Ein Buch und eine CD dokumentieren die Post-Punk-Ära

In dem Film "24 Hour Party People", der die Geschichte des Plattenlabels Factory Records aus Manchester erzählt, gibt es eine erinnerungswürdige Szene. Darin bittet der Produzent Martin Hannett den Schlagzeuger der Band "Joy Division", sein Instrument komplett auseinanderzunehmen und nur mit einer Snare, einer Baßtrommel und einem Becken zu spielen. Nach dem Instrumenten-Strip verlangt Hannett von dem verdutzten Schlagzeuger außerdem, das minimale Ensemble auf das Garagendach des Studios zu stellen, weil man unter freiem Himmel einen besonders resonanzarmen Klang erzielen könne. Später wird daraus der Song "Closer", eines der bekanntesten Stücke der Band. Diese zwei Filmminuten zeigen nicht nur die Entstehung eines großen Songs, sie sind ein Sinnbild für das, was heute "Post Punk" genannt wird. Ein Begriff, der Musik aus den Jahren 1978 bis 1984 beschreibt, in denen viele Regeln und Parameter der Pop-Musik vollkommen zerlegt und neu arrangiert wurden.

Die Selbstauflösung der Punk-Superstars "Sex Pistols" im Januar 1978 gilt dabei als Urmoment. Mit dem Ende der Band war das Symbol der monolithisch-aggressiven Rigidität des Punk - von Malcolm McLaren als "Anti-Musik" vermarktet - verglüht. Der Weg war frei für eine neue musikalische Offenheit, die die Do-it-yourself-Ästhetik des Punk adaptiert hatte, aber freudig in eine Zukunft blickte, der sich Punk stets verweigert hatte. Neben innovativen Aufnahme- und Studiotechniken erprobte man musikalisch an allen nur erdenklichen Kombinationen: Londoner Rockgruppen spielten mit Reggae-Elementen, in Berlin nutzte man elektronische Sounds sowie den Lärm von Industriemaschinen als Rhythmusinstrumente, in New York fusionierte man Disco-Grooves mit dem Drei-Akkord-Schema des Punk.

An vielen Orten entstanden neue Konzepte, Ideen und Klänge, deren Wirkung bis heute auf vielschichtige Art und Weise zu spüren ist. Jüngstes Beispiel sind die Veröffentlichungen neuer Bands wie der "Arctic Monkeys", "Bloc Party", "The Rapture" oder "Franz Ferdinand", die zu einer schier endlosen Reihe von Bands gehören, die sich musikalisch explizit auf die Post-Punk-Jahre beziehen. Darüber hinaus sind in diesen Tagen mit Bands wie "Scritti Politti", "ESG", "Throbbing Gristle" viele Veteranen jener Ära wieder reformiert und auf Tour, um die musikalischen Experimente ihrer Jugend einem begeisterten Publikum vorzustellen, das zu jung ist, um damals dabeigewesen zu sein.

Einen besseren Zeitpunkt hätte sich Simon Reynolds für die Veröffentlichung seines Buchs "Rip It Up And Start Again" (Faber & Faber, London 2005) kaum aussuchen können. Denn die derzeit äußerst erfolgreichen Veröffentlichungen der Neo/Post-Punk-Bands und das gesteigerte Interesse an dieser Ära illustrieren, daß der bisherige, vor allem von den Sechzigern und Siebzigern geprägte Kanon des Rock 'n' Roll zunehmend an Bedeutung verliert. Die "Stones" mögen immer noch Stadien füllen, es dürfte heute aber kaum junge Bands geben, die Mick Jagger und Co. als nennenswerte Inspiration betrachten. Ähnliches gilt für Bob Dylan: Auch wenn sein letztes Album überall gefeiert wird, für Musiker, die heute Anfang Zwanzig sind, ist er ein Relikt aus der Steinzeit.

In seinem Buch räumt Reynolds endgültig mit dem geläufigen Image auf, die Jahre nach Punk seien eine Zeit der Dürre gewesen, in der traurige, Kajal tragende Jungs-Bands mit Plastik-Pop die Hitparaden dominierten. Für Reynolds ist jene Epoche "neben den Jahren 1963 bis 1967 die wichtigste Zeit in der Geschichte der Pop-Musik". Seine These untermauert er mit dem Material aus einhundertzwanzig Interviews, die er mit prominenten Protagonisten geführt hat, und gliedert sie in zwei große Themenblöcke, die er "Post Punk" und "New Pop und New Rock" nennt. Darin läßt er viele großartige Bands Revue passieren: Die "Buzzcocks" und "Devo", "The Slits" und "Gang Of Four", "Siouxsie & The Banshees", den No Wave aus New York mit Gruppen wie den "Talking Heads" oder "Suicide" und schließlich die Künstler des "Summer of Pop 1981": "Human League", "Ultravox", "Visage", "DAF" oder "Frankie Goes To Hollywood".

Ein soeben erschienener Sampler zum Buch gibt einen Überblick über die vielschichtige musikalische Entwicklung dieser Jahre: Obwohl, womöglich wegen Problemen mit der Lizenz-Freigabe, nicht die wirklich großen Schlüsseltracks versammelt sind, zeigt die Auswahl, daß "Post Punk" kein Genre, sondern mehr als "Möglichkeitsraum" (Simon Reynolds) zu betrachten ist, der sich in den späten Siebzigern für eine Generation von Musikern eröffnete. Das Etikett steht beileibe nicht nur für depressiven Schrammel-Folk oder minimalen Elektro-Pop, sondern für eine Haltung, in der alles, was einen traditionellen Rock 'n' Roll-Gestus ausdrückte, auf den Kopf gestellt wurde.

Nicht nur dem derzeit Hitparaden stürmenden Neo-Post-Punk-Nachwuchs wären die Lektüre und das Hören dringend zu empfehlen. Denn bei aller Detailverliebtheit, mit der sie heute in die Vergangenheit blicken: Die Musik, mit denen die neuen Bands glänzen, sind ein Spiegelbild der musikalischen Experimente der späten siebziger, frühen achtziger Jahre. Von Zukunftsinteresse keine Spur: Junge Bands, die sich an Überschneidungen mit aktuellen Musik-Innovationen wie der Südstaaten-Hip-Hop-Variante Crunk oder dem Londoner Großstadt-Sound Grime versuchen, kann man heute leider vergeblich suchen.

DANIEL HAAKSMAN

Various Artists, Rip It Up And Start Again. Pinnacle I 52211052 (Rough Trade)

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