Management in Zeiten wirtschaftlicher Globalisierung bedeutet für Unternehmen vor allem eines: eine immer höhere Komplexität bei allen Entscheidungen. Für das Risikomanagement ist diese Entwicklung besonders folgenreich, denn Komplexitätssteigerung bedeutet auch, dass Risikopotentiale durch Managemententscheidungen anwachsen. Zugleich hat die globale ökonomische Vernetzung eine intensive Diskussion über die moralische oder ethische Verantwortung von Unternehmen für ihr gesellschaftliches Umfeld hervorgebracht. Corporate Social Responsibility, Corporate Citizenship oder Wirtschafts- und Unternehmensethik sind die Begriffe, die diese Debatte markieren. Genau zwischen diesen Feldern - Risikomanagement, Corporate Governance und Moral - besteht eine bisher wenig beachtete Schnittmenge, die in dieser Arbeit ausgeleuchtet wird. Moralökonomische Risiken, also Risiken, die sowohl über eine ökonomische als auch eine moralische Dimension verfügen, besitzen nicht selten einen bestandsgefährdenden oder zumindest prohibitiven Charakter für Unternehmen. Die Grundthese des Buchs lautet, dass moralökonomische Risikosituationen nicht ausreichend bewältigt werden können, wenn lediglich die Etablierung und Sicherstellung formaler Regeln im Blickfeld der Betrachtung liegen, wie dies noch vielfach in der Corporate Governance-Diskussion geschieht. Die Arbeit unternimmt somit den Versuch, den Begriff der Corporate Governance "aufzubohren" und am Beispiel des Risikomanagements um so genannte weiche Faktoren wie Werte, Moral und Kultur anzureichern, die in diesem Kontext in der betriebswirtschaftlichen Forschung bisher weitgehend abgedunkelt blieben. Denn wirklich wahrgenommen und tatsächlich gesteuert werden moralökonomische Risiken erst dann, wenn der Blick auf informale Prozesse gelenkt wird. Konkret geht es dabei um die Beachtung der moralischen und kulturellen Dimension, die sich in den Wirtschaftskulturen eines Landes entwickelt haben, oder die sich in der Kultur eines Unternehmens sowie dessen spezifischem Werte- Set manifestieren. In dem Buch wird somit ein Konzept der Risiko-Governance herausgearbeitet, das auf die präventiv wirkende Wahrnehmung und Steuerung von moralökonomischen Risiken durch den "Einbau" von moralischen Werten und Regeln in exakt dafür definierte Steuerungsregimes (Governancestrukturen) von Unternehmen abzielt. Darauf aufbauend werden Wertemanagementsysteme als Instrumente der Risiko-Governance vorgestellt und deren Wirkung im Rahmen einer empirischen Studie überprüft. Die Arbeit ist interdisziplinär angelegt und zielt darauf ab, einen Beitrag zur Fortentwicklung der sich in den letzten Jahren herausbildenden Neuen Organisationsökonomik zu leisten.