Mit dem "Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich" aus dem Jahre 1998 hat der Gesetzgeber der häufig vernachlässigten Früherkennung unternehmerischer Risiken größere Bedeutung verschafft. In vielen Unternehmen wurde dieser Anlass dazu genutzt, ein Risikomanagement einzuführen, das in die allgemeine Unternehmensführung integriert werden muss. Dieser Sammelband liefert einen breiten Überblick über die vielfältigen Facetten des Risikomanagements, indem sowohl dessen Grundlagen und Konzepte (insbesondere rechtliche Anforderungen, prozessuale Aspekte sowie Risikocontrolling) als auch spezifische Risikoarten (finanzielle, steuerliche, rechtliche, standortabhängige sowie Beschaffungs- und Absatzrisiken), Besonderheiten des Risikomanagements in spezifischen Branchen (Industrie, Bauwirtschaft, Banken und Venture Capital Gesellschaften) sowie ausgewählte Instrumente behandelt werden.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2003Der bestmögliche Ausgleich von Risiken und Chancen
Drei Schriften zum Risikomanagement - Führungsinstrument und Frühwarnsystem
Uwe Götze/Klaus Henselmann/Barbara Mikus (Herausgeber): Risikomanagement. Physica-Verlag, Heidelberg 2002, 79,95 Euro.
Bruno Brühwiler: Unternehmensweites Risk Management als Frühwarnsystem. Verlag Paul Haupt, Bern 2002, 29,90 Euro.
Dan Borge: Wenn sich der Löwe mit dem Lamm zum Schlafen legt. Was Entscheider über Risikomanagement wissen müssen. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2002, 34,90 Euro.
Das in den drei Schriften behandelte Thema "Risikomanagement" ist hochaktuell angesichts spektakulärer Firmenzusammenbrüche, aber auch vor dem Hintergrund des stillen Dahinsterbens vieler mittelständischer Unternehmen. Trotz des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) von 1998 ist die Früherkennung von Risiken offenbar völlig unterentwickelt. Die katastrophalen Folgen dieses schweren Versäumnisses muß man leider fast jeden Tag in der Tagespresse nachlesen.
Das umfangreiche, grundlegende Sammelwerk der drei Betriebswirtschaftler Uwe Götze (TU Chemnitz), Klaus Henselmann (TU Chemnitz) und Barbara Mikus (Universität Göttingen) vermittelt in neunzehn Fachbeiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven einen breiten, analysierenden Überblick über die Gegenstände, Konzepte und Methoden des Risikomanagements. Dabei ist es den Autoren ein besonderes Anliegen, die Einbindung des Risikomanagements in die vorhandenen Systeme der Unternehmensführung zu verlangen - eine Forderung, die sich eigentlich konsequenterweise aus einem richtig angewandten KonTraG ergibt. Das Sammelwerk bietet einen fundierten Einstieg in das komplexe Thema. Es spricht vor allem betriebswirtschaftlich vorgebildete Leser aus der Wirtschaftspraxis und mehr noch Hochschulangehörige an, die sich grundlegend mit Risikomanagement befassen wollen, statt bloß nach den schnell anwendbaren Rezepten zu suchen.
In seinem Einführungswerk widmet sich der Schweizer Experte Bruno Brühwiler der Frage, wie ein unternehmensumspannendes Risk Management als Führungsinstrument und Frühwarnsystem aufgebaut werden sollte. Der Verfasser zeigt, wie Unternehmen ihre Risiken identifizieren, bewerten, bewältigen und überwachen können. Der Autor spricht sich dabei nicht für ein eigenständiges, isoliertes Risk-Management-System aus, sondern fordert ein im vorhandenen Managementsystem zu verankerndes Risk Management, das sich vor allem den wesentlichen, das heißt bestandsgefährdenden Risiken, die sich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nachhaltig auswirken, zu widmen habe. Diskussionswürdig sind seine Vorüberlegungen zur Handhabung der operationellen Risiken (Risiken aus mangelnder Beherrschung der Geschäftsprozesse). Dieses (ungelöste) Thema bewegt zur Zeit insbesondere die Banken.
Das Buch von Dan Borge, der bei Bankers Trust selbst maßgeblich am Aufbau eines Risikomanagementsystems beteiligt war, verblüfft zunächst durch den ungewöhnlichen Titel, unter dem man alles andere als eine Einführung in das Risikomanagement vermuten würde. Sein Credo lautet: Risiko ist nicht etwas grundsätzlich Negatives und Gefährliches, vielmehr zielt ein richtig verstandenes Risikomanagement auf den bestmöglichen Ausgleich von Risiken und Chancen. Vor diesem Hintergrund skizziert der amerikanische Experte ohne komplizierte mathematische Formeln (ohne die der Profi in der Praxis allerdings nicht auskommt), wie man durch Anwendung der Entscheidungstheorie Risiken identifizieren, bewerten und angemessen begegnen kann.
Er möchte seine Leser damit in die Lage versetzen, die grundlegenden Methoden des Risikomanagements bei der Führung eines Unternehmens, aber auch bei der eigenen Lebensgestaltung anzuwenden. So behandelt das letzte Kapitel dieser originellen Schrift humorvoll risikobehaftete Entscheidungssituationen wie Heiratsantrag, Erstellung eines Speiseplans (fett oder mager), Abschluß einer Gebäudeversicherung. Es ist erstaunlich, was bei der Anwendung eines Entscheidungsbaumes - eines grundlegenden Instruments des Risikomanagements - alles zutage gefördert wird. Dennoch: Die Techniken des Risikomanagements sind keine Selbstläufer. Risiken richtig einzuschätzen erfordert - so schreibt der amerikanische Experte - immer auch ein gutes Urteilsvermögen des Entscheidungsträgers. Und das basiert auf Erfahrung.
Die drei Bücher erleichtern den Einstieg in ein in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigtes Problemfeld der Unternehmensführung. Die ultimativen Problemlösungen findet der Leser indessen nicht. Es gibt sie wohl auch nicht: Risikomanagement in der Praxis erfordert wie jegliches unternehmerisches Handeln eine gesunde Kombination aus Kalkül und Gespür. Die Einführung eines Systems des Risikomanagements in den Unternehmen ist aufwendig. Aber die Mühe lohnt sich. Erkannte Risiken sind schon halb gemanagte Risiken.
ROBERT FIETEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Drei Schriften zum Risikomanagement - Führungsinstrument und Frühwarnsystem
Uwe Götze/Klaus Henselmann/Barbara Mikus (Herausgeber): Risikomanagement. Physica-Verlag, Heidelberg 2002, 79,95 Euro.
Bruno Brühwiler: Unternehmensweites Risk Management als Frühwarnsystem. Verlag Paul Haupt, Bern 2002, 29,90 Euro.
Dan Borge: Wenn sich der Löwe mit dem Lamm zum Schlafen legt. Was Entscheider über Risikomanagement wissen müssen. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2002, 34,90 Euro.
Das in den drei Schriften behandelte Thema "Risikomanagement" ist hochaktuell angesichts spektakulärer Firmenzusammenbrüche, aber auch vor dem Hintergrund des stillen Dahinsterbens vieler mittelständischer Unternehmen. Trotz des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) von 1998 ist die Früherkennung von Risiken offenbar völlig unterentwickelt. Die katastrophalen Folgen dieses schweren Versäumnisses muß man leider fast jeden Tag in der Tagespresse nachlesen.
Das umfangreiche, grundlegende Sammelwerk der drei Betriebswirtschaftler Uwe Götze (TU Chemnitz), Klaus Henselmann (TU Chemnitz) und Barbara Mikus (Universität Göttingen) vermittelt in neunzehn Fachbeiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven einen breiten, analysierenden Überblick über die Gegenstände, Konzepte und Methoden des Risikomanagements. Dabei ist es den Autoren ein besonderes Anliegen, die Einbindung des Risikomanagements in die vorhandenen Systeme der Unternehmensführung zu verlangen - eine Forderung, die sich eigentlich konsequenterweise aus einem richtig angewandten KonTraG ergibt. Das Sammelwerk bietet einen fundierten Einstieg in das komplexe Thema. Es spricht vor allem betriebswirtschaftlich vorgebildete Leser aus der Wirtschaftspraxis und mehr noch Hochschulangehörige an, die sich grundlegend mit Risikomanagement befassen wollen, statt bloß nach den schnell anwendbaren Rezepten zu suchen.
In seinem Einführungswerk widmet sich der Schweizer Experte Bruno Brühwiler der Frage, wie ein unternehmensumspannendes Risk Management als Führungsinstrument und Frühwarnsystem aufgebaut werden sollte. Der Verfasser zeigt, wie Unternehmen ihre Risiken identifizieren, bewerten, bewältigen und überwachen können. Der Autor spricht sich dabei nicht für ein eigenständiges, isoliertes Risk-Management-System aus, sondern fordert ein im vorhandenen Managementsystem zu verankerndes Risk Management, das sich vor allem den wesentlichen, das heißt bestandsgefährdenden Risiken, die sich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nachhaltig auswirken, zu widmen habe. Diskussionswürdig sind seine Vorüberlegungen zur Handhabung der operationellen Risiken (Risiken aus mangelnder Beherrschung der Geschäftsprozesse). Dieses (ungelöste) Thema bewegt zur Zeit insbesondere die Banken.
Das Buch von Dan Borge, der bei Bankers Trust selbst maßgeblich am Aufbau eines Risikomanagementsystems beteiligt war, verblüfft zunächst durch den ungewöhnlichen Titel, unter dem man alles andere als eine Einführung in das Risikomanagement vermuten würde. Sein Credo lautet: Risiko ist nicht etwas grundsätzlich Negatives und Gefährliches, vielmehr zielt ein richtig verstandenes Risikomanagement auf den bestmöglichen Ausgleich von Risiken und Chancen. Vor diesem Hintergrund skizziert der amerikanische Experte ohne komplizierte mathematische Formeln (ohne die der Profi in der Praxis allerdings nicht auskommt), wie man durch Anwendung der Entscheidungstheorie Risiken identifizieren, bewerten und angemessen begegnen kann.
Er möchte seine Leser damit in die Lage versetzen, die grundlegenden Methoden des Risikomanagements bei der Führung eines Unternehmens, aber auch bei der eigenen Lebensgestaltung anzuwenden. So behandelt das letzte Kapitel dieser originellen Schrift humorvoll risikobehaftete Entscheidungssituationen wie Heiratsantrag, Erstellung eines Speiseplans (fett oder mager), Abschluß einer Gebäudeversicherung. Es ist erstaunlich, was bei der Anwendung eines Entscheidungsbaumes - eines grundlegenden Instruments des Risikomanagements - alles zutage gefördert wird. Dennoch: Die Techniken des Risikomanagements sind keine Selbstläufer. Risiken richtig einzuschätzen erfordert - so schreibt der amerikanische Experte - immer auch ein gutes Urteilsvermögen des Entscheidungsträgers. Und das basiert auf Erfahrung.
Die drei Bücher erleichtern den Einstieg in ein in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigtes Problemfeld der Unternehmensführung. Die ultimativen Problemlösungen findet der Leser indessen nicht. Es gibt sie wohl auch nicht: Risikomanagement in der Praxis erfordert wie jegliches unternehmerisches Handeln eine gesunde Kombination aus Kalkül und Gespür. Die Einführung eines Systems des Risikomanagements in den Unternehmen ist aufwendig. Aber die Mühe lohnt sich. Erkannte Risiken sind schon halb gemanagte Risiken.
ROBERT FIETEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als "hochaktuell angesichts spektakulärer Firmenzusammenbrüche" bezeichnet Robert Fieten das vorliegende Buch. Es biete einen fundierten Einstieg in das komplexe Thema und spreche vor allem betriebswirtschaftlich vorgebildete Leser und Hochschulangehörige an, welche sich grundlegend mit Risikomanagement befassen wollen, erklärt der Rezensent, der sich im Großen und Ganzen zufrieden zeigt. Denn das Buch vermittele in 19 Fachbeiträgen einen "breiten, analysierenden Überblick über die Gegenstände, Konzepte und Methoden des Risikomanagements".
© Perlentaucher Medien GmbH
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