In der Sozial- wie in der Rechtswissenschaft wurde bisher noch kaum bemerkt - und in der Praxis wurde noch weniger verstanden -, daß sich mit dem Gentechnikrecht im Vergleich zum bisherigen Umwelt- und Gefahrenrecht nachgerade ein "Paradigmenwechsel" vollzogen hat: Im Bereich der Genforschung wurden seit Mitte der 80er jahre in allen OECD-Staaten Regelungen erlassen, bevor irgendwelche Schäden aufgetreten waren und bevor die Technologie in breiterem Maßstab eingeführt wurde. Dieses Buch widmet sich in einer breiten Bestandsaufnahme, umfassenden Analysen und kritischen Würdigung der Tatsache, daß das deutsche und europäische Gentechnikrecht nicht nur auf bekannte Risiken oder klar umrissene Gefährdungshypothesen reagiert, sondern einen offenen Suchprozeß zu initiieren versucht: Auch bisher noch unbekannte Risiken sollen so im Forschungs- und Entwicklungsprozeß nach Möglichkeit aufgedeckt und ausgeschlossen werden. Die interdisziplinäre sozial- und rechtswissenschaftliche Studie analysiert unter diesem Blickwinkel das Programm und die Implementierung des Gentechnikrechts im Forschungsbereich. Es wird gezeigt, welche Umsetzungsschwierigkeiten im Laborbetrieb, bei der Freisetzung und bei der Gentherapie auftreten. Daraus leiten die Autoren Empfehlungen ab, wie den Regelungsintensionen wirkungsvoller widersprochen werden kann. Abschließend diskutieren sie die gesellschaftstheoretische Tragweite der Berücksichtigung von Ungewißheit im Sinne eines Prozesses "reflexiver Modernisierung". Das Buch wird dadurch gleichermaßen zu einer gründlichen Darstellung der Risiken und Risikomanagement-Strategien auf dem Gebiet der gentechnischen Forschung aus praktischer, politischer und rechtlicher Perspektive und zu einem instruktiven Diskussionsbeitrag in der kontroversen Debatte um eine verantwortungsbewußte Forschungs- und Technologiepolitik.