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Ein klassischer Leonard: lakonisch, schnell, voll herrlicher Dialoge und überraschend bis zur letzten Seite. Große Unterhaltung mit Soul. Jack Foley ist Bankräuber aus Überzeugung und eine coole Sau. Cundo Rey ist ein schwerreicher kubanischer Gangster. Sie freunden sich im Knast an, und Cundo besorgt Foley eine supersmarte Anwältin, die es schafft, aus dreißig Jahren Haft dreißig Monate zu machen. Währenddessen sitzt Dawn Navarro, Cundos attraktive Frau, in einer Villa in Venice Beach und wartet auf die Chance, ihren Gatten um sein Geld zu erleichtern. Dazu würde sie Foley gern auf ihre Seite…mehr

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Produktbeschreibung
Ein klassischer Leonard: lakonisch, schnell, voll herrlicher Dialoge und überraschend bis zur letzten Seite. Große Unterhaltung mit Soul.
Jack Foley ist Bankräuber aus Überzeugung und eine coole Sau. Cundo Rey ist ein schwerreicher kubanischer Gangster. Sie freunden sich im Knast an, und Cundo besorgt Foley eine supersmarte Anwältin, die es schafft, aus dreißig Jahren Haft dreißig Monate zu machen. Währenddessen sitzt Dawn Navarro, Cundos attraktive Frau, in einer Villa in Venice Beach und wartet auf die Chance, ihren Gatten um sein Geld zu erleichtern. Dazu würde sie Foley gern auf ihre Seite ziehen. Der muß sich überlegen, wem er trauen kann und welche Ziele er eigentlich selbst verfolgt ...
Autorenporträt
Leonard, Elmore
Elmore Leonard (1925-2013), ist der Autor von 42 Romanen, allesamt Bestseller, von denen viele - wie Get Shorty, Out of Sight oder Jackie Brown - mit riesigem Erfolg verfilmt wurden. Außerdem hat er zahlreiche Drehbücher verfasst.

Lösch, Conny
Conny Lösch, geboren 1969 in Darmstadt, lebt als Literaturkritikerin und Übersetzerin in Berlin.

Riesselmann, Kirsten
Kirsten Riesselmann ist Journalistin und Übersetzerin, u. a. von Adrian McKinty, Elmore Leonard und DBC Pierre. Sie lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.01.2012

VERBRECHEN & AUFKLÄRUNG

Den Wink mit der Wumme hat noch jeder verstanden
Es ist ja nicht so, dass es kein moralisches Universum für Kriminelle gibt. Es ist anders als das der Normalsterblichen, das ja. Es ist eine Art Paralleluniversum mit ver-rückter Etikette. Das lehren fast alle Kriminalromane. Und das macht es für Leser so faszinierend, da Einblick zu nehmen. Man versteht noch, dass es offenbar Regelwerke, Gesetze und Verhaltens-Codices zu geben scheint. Aber man versteht eben die Regeln nicht, nach denen agiert wird oder gar agiert werden muss. Und so betrachtet man die fremden ethischen Mechanismen wie ein Anthropologe, der fassungslos auf eine autochthone Kultur blickt.
Elmore Leonard, der fast 87-jährige amerikanische Krimi-Autor, ist ein Meister der pointierten Beschreibung jener Figuren aus alternativen Sub-Milieus, in denen „Life, Liberty and the pursuit of Happiness“ ganz eigenwillig und entlastet von Recht und Gesetz, eben kriminell, interpretiert werden. Auch in seinem Roman „Road Dogs“ (Aus dem Englischen von Conny Lösch und Kirsten Riesselmann. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011. 303 S., 19,95 Euro) bietet es sich wie selbstverständlich an, dem Schicksal mit der Pistole auf die Sprünge zu helfen, wenn es mal nicht ganz so glatt läuft, wie die Biotop-Bewohner sich das gerade wünschen.   
Dafür aber trägt ein als elegant bezeichneter Bankräuber der Kassiererin seinen speziellen Abhebewunsch auf einem Zettel vor, auf den er höflich notiert hat: „Seien Sie bitte so nett und geben Sie mir alle Ihre Hunderter, Fünfziger und Zwanziger.“ Überhaupt ist dieser Bankräuber, Jack Foley, ein, wie seine Ex-Ehefrau immer noch sagt, „guter Kerl“. Und eine „Berühmtheit“ im Gefängnis, in dem er sich zu Romanbeginn aufhält, weil er mit dieser Höflichkeitsmasche schon über 100 Banken ausgeraubt hat. Das müssen selbst die „Neonazi-Skinheads von der Arischen Bruderschaft“ neidlos anerkennen, die mit ihm dort einsitzen. Denn „Foley hatte mehr Banken ausgeraubt als irgendjemand sonst – er war einfach immer wieder rein und raus marschiert, als sei nichts dabei, bis er sich einen bescheuerten Schnitzer leistete“.
Tja, aber er hat nicht nur Pech gehabt, denn Foley, der gerade mit frischer Bank-Ausbeute im gestohlenen Wagen auf der Flucht war – er hatte die Alimente für seine Ex-Ehefrau abgehoben –, ließ sich von einem Verkehrsteilnehmer provozieren. „Ich bin durchgedreht“, sagt dazu Foley, „weil mir ein Typ mit Sonnenbrille und null Ahnung davon, dass ich gerade eine Bank ausgeraubt habe, das Gefühl gab, ein Schlappschwanz zu sein. Und wenn man sich DAS mal reinzieht, ist das schon krass.“
Foley also riss sein Lenkrad rum, drückte den „Typen“ von der Straße und zerstörte dabei auch sein Fluchtauto. 30 Jahre soll er nun sein Mittagessen mit den „White-Power-Freaks“ teilen – und mit Cundo, einem Exilkubaner, Mörder, Schwulenbar-Stripper und Callboy für jene Damen, die sich einen Cundo leisten können. Eigentlich aber hat Cundo sein Geld mit dem Dealen von Drogen gemacht, er ist ein Selfmademan des Kokses. Auch er sitzt im Knast, weil er unbeherrscht war: Er musste mal wieder jemanden erschießen, wurde dabei aber selber dreimal getroffen. Tja, auch Cundo hat ein bisschen Pech gehabt im Leben, und es wird ihn im Verlauf der Handlung dann auch noch ein bisschen härter treffen, obwohl er, wie er sich ausdrückt, „das goldene Licht schon gesehen hat, dieses Licht, das man sieht, wenn man in den Himmel kommt“. In den Himmel? Dieser Cundo? Damit muss er einen zum Paralleluniversum der Kriminellen gehörenden Himmel meinen, nicht unseren.
Road Dogs versammelt ein Kartell der Loser. Bei niemandem läuft es mehr so richtig. Die Verbrecherkarrieren, und alle hier sind Verbrecher, haben deutliche Dellen. In Fahrt kommt die Chose dann doch wieder, als Cundo Foley mit einer guten Anwältin ausstattet, die das Verfahren gegen ihn neu aufrollen kann – und die Strafe dann drastisch heruntergedimmt wird. Foley wird vor Cundo aus der Haft entlassen, ausgestattet mit etwas Geld aus Cundos Drogengeld-Schatulle und mit einem skurrilen Auftrag nach Venice Beach geschickt. Foley soll im Haus des Kubaners schauen, ob Cundos Gattin Dawn auch schön brav ist. Die war und ist alles andere. Ihr erster Akt der Gastfreundschaft besteht darin, Foley zu vernaschen und mit ihm zu überlegen, wie man den guten Cundo so loswird, dass nur er verschwindet, seine Drogen-Millionen aber bei den beiden bleiben. Das geht natürlich furchtbar in die Hose. Alles geht in die Hose. Auch deshalb, weil sich alle ständig misstrauen, misstrauen müssen, und ständig Spontan-Allianzen mit den gerade noch verabscheuungswürdigen Gegnern eingehen. Alle wollen alles, niemand kriegt nichts.
Es wird recht wenig gelacht in diesem Krimi. Auch wenig geschossen. Dennoch schafft es Elmore Leonard, der schon den Stoff für die Verfilmung von „Jackie Brown“ und „Get Shorty“ geliefert hat, in „Road Dogs“, durchgängig ein Klima absoluter Unberechenbarkeit aufzubauen, in dem jederzeit alles möglich ist. „Kann passieren im Leben“, sagt Foley gegen Ende. „Manchmal erwischt es einen.“
BERND GRAFF
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