Ate hat nur einen einzigen Freund: Baptiste. Die beiden schreiben sich jeden Tag über WhatsApp. Getroffen haben sie sich noch nie, denn Ate lebt in den Niederlanden, Baptiste ohne Papiere in Belgien. Als Baptiste berichtet, dass er sein Handy verkaufen muss, beschließt Ate, ihm sein altes zu bringen. Denn er möchte Baptiste auf keinen Fall verlieren! Doch als Ate in Brüssel ankommt, erfährt er, dass Baptiste nicht der ist, für den Ate ihn gehalten hat. Und dass Ate von Gangstern gesucht wird! Jetzt steckt er wirklich in der Klemme ...
Falsches Spiel, echte Freunde - ein rasanter Roadtrip!
Falsches Spiel, echte Freunde - ein rasanter Roadtrip!
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Drüben in den Niederlanden gilt Tjibbe Veldkamp als einer der "Großen der Kinderliteratur". Zu Recht, findet Rezensent Fridtjof Küchemann. In "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé" etwa beweist Veldkamp nicht nur erzählerisches Können, sondern auch jede Menge Feingefühl und soziales Bewusstsein. Nach zahlreichen Chat-Unterhaltungen, versucht der junge Ate seinem Internetfreund, dem Geflüchteten Baptiste nicht nur wie bisher mit Geld zur Seite zu stehen, sondern auch mit Rat und Tat. Aus Groningen macht er sich alleine auf den Weg nach Brüssel. Allerdings führt ihn seine Suche geradewegs in die Hände von Baptistes Onkel Joseph, der seinen Neffen und seine Nichte zum Catfishing im Online-Dating anstiftet, lesen wir. Mit dieser spannenden und zugleich anrührenden Geschichte gelingt es dem Autor, seinen Leserinnen und Lesern ein Stück erbarmungslose Realität auf schonende Weise nahezubringen - eine Leistung, die Küchemann hoch achtet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2021Du mir helfen, spinnst du?
Tjibbe Veldkamps neues Kinderbuch
Wann die Sache aus dem Ruder gelaufen ist? Kommt darauf an, wen man fragt. Joseph würde wohl antworten: Als Ate Baptiste sein altes Handy geben wollte, statt ihm wie sonst einfach was zu überweisen, wenn der eine dem anderen Jugendlichen mal wieder erzählt, wie dringend er Geld braucht. Und Ate? Als Tjibbe Veldkamp in seinem turbulenten Kinderroman "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé" schreibt, der dreizehn Jahre alte Junge "vermutete schon länger, dass er in der Patsche saß", steht es bereits richtig schlecht um ihn. Ohne Wissen seiner Mutter hat er in Groningen den Zug nach Brüssel genommen, dabei weiß er von Baptiste nur, dass der ohne Papiere aus Afrika geflohen, obdachlos ist und ziemlich oft Geldsorgen hat. Die beiden chatten zweimal täglich für ein paar Minuten: genug, um Baptiste zu Ates einzigem Freund zu machen. Und Ate zu einer der Geldquellen von Baptiste und Emeraude. Die beiden werden von ihrem Onkel Joseph dazu gezwungen, mit dieser Masche Geld zu verdienen. Catfishing wird das genannt, Ate kennt sogar den Begriff.
Während Baptiste Ate sogar einmal anfährt, wie der auch nur daran denken könnte, ihm da rauszuhelfen, träumt das fünfzehn Jahre alte Mädchen Emeraude davon, Anwältin oder Richterin zu werden. Sie ist es, die Ate all die Nachrichten geschrieben hat, sagt sie, unter falschem Namen, sonst hätte er ja nicht geantwortet. Sie ist es, die ihn am Bahnhof in Brüssel abfängt und mit ihm fliehen will. Doch Ate will ihr nicht glauben. Er verrät sie auf der Flucht, verabredet sich heimlich mit Baptiste, ignoriert geflissentlich alle Warnsignale - und landet, genau, in der Patsche: eingesperrt in einem Zimmer, ohne Handy, ohne seine EC-Karte.
Dass es doch noch gut ausgeht, darf man auch bei einem Kinderbuch mit derart rauhem Realitätsbezug hoffen. Tjibbe Veldkamp ist einer der Großen der Kinderliteratur in den Niederlanden. In "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé" liegt seine Kunst darin, seinen Lesern behutsam Einblicke in die Lebenswirklichkeit zu geben, die sich hinter seiner rasanten Geschichte verbirgt: in eine Ausweglosigkeit, in der man sich wohl fühlen kann - oder eingesperrt.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Tjibbe Veldkamp: "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé". Roman. Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Carlsen Verlag, Hamburg 2020. 128 S., geb., 12,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tjibbe Veldkamps neues Kinderbuch
Wann die Sache aus dem Ruder gelaufen ist? Kommt darauf an, wen man fragt. Joseph würde wohl antworten: Als Ate Baptiste sein altes Handy geben wollte, statt ihm wie sonst einfach was zu überweisen, wenn der eine dem anderen Jugendlichen mal wieder erzählt, wie dringend er Geld braucht. Und Ate? Als Tjibbe Veldkamp in seinem turbulenten Kinderroman "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé" schreibt, der dreizehn Jahre alte Junge "vermutete schon länger, dass er in der Patsche saß", steht es bereits richtig schlecht um ihn. Ohne Wissen seiner Mutter hat er in Groningen den Zug nach Brüssel genommen, dabei weiß er von Baptiste nur, dass der ohne Papiere aus Afrika geflohen, obdachlos ist und ziemlich oft Geldsorgen hat. Die beiden chatten zweimal täglich für ein paar Minuten: genug, um Baptiste zu Ates einzigem Freund zu machen. Und Ate zu einer der Geldquellen von Baptiste und Emeraude. Die beiden werden von ihrem Onkel Joseph dazu gezwungen, mit dieser Masche Geld zu verdienen. Catfishing wird das genannt, Ate kennt sogar den Begriff.
Während Baptiste Ate sogar einmal anfährt, wie der auch nur daran denken könnte, ihm da rauszuhelfen, träumt das fünfzehn Jahre alte Mädchen Emeraude davon, Anwältin oder Richterin zu werden. Sie ist es, die Ate all die Nachrichten geschrieben hat, sagt sie, unter falschem Namen, sonst hätte er ja nicht geantwortet. Sie ist es, die ihn am Bahnhof in Brüssel abfängt und mit ihm fliehen will. Doch Ate will ihr nicht glauben. Er verrät sie auf der Flucht, verabredet sich heimlich mit Baptiste, ignoriert geflissentlich alle Warnsignale - und landet, genau, in der Patsche: eingesperrt in einem Zimmer, ohne Handy, ohne seine EC-Karte.
Dass es doch noch gut ausgeht, darf man auch bei einem Kinderbuch mit derart rauhem Realitätsbezug hoffen. Tjibbe Veldkamp ist einer der Großen der Kinderliteratur in den Niederlanden. In "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé" liegt seine Kunst darin, seinen Lesern behutsam Einblicke in die Lebenswirklichkeit zu geben, die sich hinter seiner rasanten Geschichte verbirgt: in eine Ausweglosigkeit, in der man sich wohl fühlen kann - oder eingesperrt.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Tjibbe Veldkamp: "Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé". Roman. Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Carlsen Verlag, Hamburg 2020. 128 S., geb., 12,- [Euro]. Ab 12 J.
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"Tjibbe Veldkamp ist einer der Großen der Kinderliteratur in den Niederlanden." Fridtjof Küchemann Frankfurter Allgemeine Zeitung 20210125