Erstmals wird in dieser Biografie das Leben Robert Gilberts an Hand des Nachlasses und einer Vielzahl weiterer Quellen nachgezeichnet. Sein Werk kennt fast jeder, seine Person fast niemand: Der außergewöhnliche Liedtexter und Lyriker hat mit so gegensätzlichen Komponisten wie Werner Richard Heymann («Das gibt's nur einmal») und Hanns Eisler («Stempellied») gearbeitet. Im Wiener Exil schrieb er als «Tarner Brother», in Paris befreundete er sich mit Hannah Arendt, in New York kämpfte er ums Überleben. Er wandelte sich vom KPD-Sympathisanten zum Antikommunisten. 1949 kehrte er nach Europa zurück und arbeitete mit Erich Kästner für das Münchner Kabarett Die kleine Freiheit. Es folgte eine Karriere als Übersetzer amerikanischer Musicals wie My Fair Lady.
«In seiner Biografie des Sprachkünstlers breitet Christian Walther eine beeindruckende Fülle von Quellen zum Arbeitsprozess an "My Fair Lady" aus. Das Buch ist als Dissertation entstanden, doch weil der Verfasser im Hauptberuf "Abendschau"-Reporter ist, verfällt er nie in den akademischen Duktus. Spannend liest sich diese Lebensbeschreibung vor allem, weil Walther soziologisch vorgeht, Zahlen, Daten, Fakten stets in den gesellschaftlichen Kontext einbettet. So entsteht en passant auch ein geschichtliches Panorama der Unterhaltungskunst im 20. Jahrhundert, von den Alles-ist-möglich-Jahren der Weimarer Republik über die jüdische Exilgemeinde in Amerika bis hin zum geistigen Wiederaufbau im Nachkriegsdeutschland.»
(Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel NR. 22 722 / 8. APRIL 2016)
(Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel NR. 22 722 / 8. APRIL 2016)