Vor allem sein Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" macht Robert Musil zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Doch auch die anderen Werke sind nicht nur für den Literaturwissenschaftler von großem Interesse - etwa die Erzählung "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" oder das Drama "Die Schwärmer". Sie alle werden von Musil-Fachmann Tim Mehigan kompetent vorgestellt und interpretiert.
Ohne einschränkende Untertitel oder Beschränkungen der Werkauswahl wagt sich Tim Mehigan im vorliegenden Band an "Robert Musil" und trägt in der Tat "Musil gesamt" auf 200 Seiten facettenreich zusammen. Einerseits referiert er darin Biographisches, historische Hintergründe, die Erzählungen, den Roman, die beiden Dramen, Essays und den "Nachlass zu Lebzeiten". Entstehungsgeschichten und Publikationsdaten schreibt er zusammen, zitiert anschauliche Tagebuchnotizen, formuliert kurze Inhaltsangaben und verweist Kapitel für Kapitel auf Zugänge und Kritik der Forschungsliteratur. So darf Mehigans Buch durchwegs als übersichtlich und praktisch angesehen werden, als saubere Recherche mit zahlreichen zweckdienlichen Angaben. (...)
Mehigan (...) versucht weniger an Formversuchen, dafür umso mehr anhand von Protagonisten und deren Haltungen und Gefühle Entwicklungen nachzuweisen, insofern sie sich an historischen und zeitgenössischen Geistesströmungen anlehnen, mit ihnen abrechnen oder sie zu überwinden suchen. Dabei versteht es Mehigan, mit einfachen Worten in die Philosophien von Gottfried Wilhelm Leibniz, Ernst Mach oder Nietzsche einzuführen. (...)
Anders als bei der Lektüre Musilscher Texte, die ungewohnt viel Geduld und Mühe erfordern, so Mehigan im Vorwort, kann man sich auf das Lesen seines Reclam Büchleins problemlos einlassen - und wird es zudem nicht so schnell weglegen wie etwa Musils Zögling sein Kantbuch.
"Törleß hatte sich nämlich am Morgen die Reclamausgabe jenes Bandes gekauft, den er bei seinem Professor gesehen hatte, und benützte die erste Pause, um mit dem Lesen zu beginnen. ... Abends aber mochte er das Buch schon nicht mehr anrühren. Angst? Ekel? - er wußte es nicht recht."
Demgegenüber gibt die Reclamausgabe des australischen Professors Tim Mehigan mehr Antworten als Fragen aufgeworfen werden. Zudem provoziert es womöglich weniger starke Gefühle, aber Lust und Mut auf Musilsche Texte und Denkweisen allemal.
www.literaturhaus.at (Internet-Forum des Literaturhauses Wien)
Mehigan (...) versucht weniger an Formversuchen, dafür umso mehr anhand von Protagonisten und deren Haltungen und Gefühle Entwicklungen nachzuweisen, insofern sie sich an historischen und zeitgenössischen Geistesströmungen anlehnen, mit ihnen abrechnen oder sie zu überwinden suchen. Dabei versteht es Mehigan, mit einfachen Worten in die Philosophien von Gottfried Wilhelm Leibniz, Ernst Mach oder Nietzsche einzuführen. (...)
Anders als bei der Lektüre Musilscher Texte, die ungewohnt viel Geduld und Mühe erfordern, so Mehigan im Vorwort, kann man sich auf das Lesen seines Reclam Büchleins problemlos einlassen - und wird es zudem nicht so schnell weglegen wie etwa Musils Zögling sein Kantbuch.
"Törleß hatte sich nämlich am Morgen die Reclamausgabe jenes Bandes gekauft, den er bei seinem Professor gesehen hatte, und benützte die erste Pause, um mit dem Lesen zu beginnen. ... Abends aber mochte er das Buch schon nicht mehr anrühren. Angst? Ekel? - er wußte es nicht recht."
Demgegenüber gibt die Reclamausgabe des australischen Professors Tim Mehigan mehr Antworten als Fragen aufgeworfen werden. Zudem provoziert es womöglich weniger starke Gefühle, aber Lust und Mut auf Musilsche Texte und Denkweisen allemal.
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