Das herausragende Buch von Arnfried Edler über Robert Schumann, völlig neu bearbeitet, verbessert und stark erweitert, ist nicht nur eine Komponistenbiographie im traditionellen Sinn. Was diesen Band insbesondere auszeichnet, ist der gelungene Versuch, den Zusammenhang zwischen der kompositorischen Entwicklung Schumanns und dem kulturellen, politischen und sozialen Geschehen seiner Zeit zu erhellen. Über die bloße Vermittlung von Wissen hinaus wird für den Leser nachvollziehbar, wie in Schumanns praktischem und verbalem Umgang mit der Musik bestimmte Denk- und Handlungsweisen zum ersten Mal deutlich und repräsentativ hervortreten, die bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ihren Einfluß ausübten.Die textliche Darstellung wird durch einen ausführlichen Bildteil ergänzt, der sich als zeitgeschichtliche Dokumentation versteht. Darüber hinaus erleichtert eine umfangreiche Chronik den Überblick über die Biographie und das zeit- und kulturgeschichtliche Umfeld Schumanns.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.09.2009Ein zur Schweigsamkeit neigender Mensch
Arnfried Edler: Robert Schumann. C.H.Beck Verlag München 2009. 128 Seiten, 7,90 Euro.
Das Leben des „extrem introvertierten” Musikers Robert Schumann und sein die Romantik auslotendes, ja auf die Spitze treibendes Schaffen ist oft beschrieben worden. Selten so gerafft und zugleich so sachkundig wie von Arnfried Edler: Kindheit im sächsischen Zwickau, Jurastudium in Leipzig und Heidelberg, Reisen nach Italien, Wien, das Paganini-Erlebnis, die Bekanntschaft mit dem Musikalienhändler Friedrich Wieck mit der unerhörten Eroberung seiner Tochter Clara, die zwiespältige „Karriere” in Leipzig und Düsseldorf. Der Freund Mendelssohns, der hellsichtige Musikpublizist, die Enge des erwachsenen Lebens. Der finale Zusammenbruch von Seele und Körper.
Ein Zerrissener hat fieberhaft Etüden, Sonaten, Variationen und Fantasien in die Welt geschleudert, danach zahllose Lieder, Quartette, Symphonien, Oratorien, sogar eine Oper. Alles endet in der tödlichen Erschöpfung in einer Anstalt bei Bonn.
Die Denk- und Schreibkunst, glückliche und krisenhafte Lebensumstände und die ihnen abgerungenen musikalischen Werke im erzählerischen Fluss zu halten, ohne eine Materialschlacht der Fakten, Namen und Daten zu veranstalten, gehört zu den Stärken des Autors. Zudem ist der emeritierte hannöversche Musikhistoriker souverän bei seinem „Helden” und dessen Umfeld zu Hause. Eingeflochten in den Gang der dichten Erzählung wird sogar noch die folgenreiche Wirkungsgeschichte des Komponisten und Essayisten Schumann in ihren Hauptmotiven, dazu einige Ergebnisse der Musikforschung. Fast ein Wunder: Das Bändchen führt den Anfänger in Schumanns Welt ein und es kann auch den Kenner noch mit Einsichten ausstatten.
Der unaufgeregte präzise Tonfall, in dem Edler all dies niederschreibt, ohne Wortfaxen und Analysechinesisch, erleichtert den Zugang zu einem der genialen Musikschöpfer des 19. Jahrhunderts – und ist dazu noch angetan, in dem gedruckten Vorboten zum Schumann-Jahr 2010 die kleine starke Beck-Reihe des „Wissens” einmal mehr zu begrüßen. Wolfgang Schreiber
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Arnfried Edler: Robert Schumann. C.H.Beck Verlag München 2009. 128 Seiten, 7,90 Euro.
Das Leben des „extrem introvertierten” Musikers Robert Schumann und sein die Romantik auslotendes, ja auf die Spitze treibendes Schaffen ist oft beschrieben worden. Selten so gerafft und zugleich so sachkundig wie von Arnfried Edler: Kindheit im sächsischen Zwickau, Jurastudium in Leipzig und Heidelberg, Reisen nach Italien, Wien, das Paganini-Erlebnis, die Bekanntschaft mit dem Musikalienhändler Friedrich Wieck mit der unerhörten Eroberung seiner Tochter Clara, die zwiespältige „Karriere” in Leipzig und Düsseldorf. Der Freund Mendelssohns, der hellsichtige Musikpublizist, die Enge des erwachsenen Lebens. Der finale Zusammenbruch von Seele und Körper.
Ein Zerrissener hat fieberhaft Etüden, Sonaten, Variationen und Fantasien in die Welt geschleudert, danach zahllose Lieder, Quartette, Symphonien, Oratorien, sogar eine Oper. Alles endet in der tödlichen Erschöpfung in einer Anstalt bei Bonn.
Die Denk- und Schreibkunst, glückliche und krisenhafte Lebensumstände und die ihnen abgerungenen musikalischen Werke im erzählerischen Fluss zu halten, ohne eine Materialschlacht der Fakten, Namen und Daten zu veranstalten, gehört zu den Stärken des Autors. Zudem ist der emeritierte hannöversche Musikhistoriker souverän bei seinem „Helden” und dessen Umfeld zu Hause. Eingeflochten in den Gang der dichten Erzählung wird sogar noch die folgenreiche Wirkungsgeschichte des Komponisten und Essayisten Schumann in ihren Hauptmotiven, dazu einige Ergebnisse der Musikforschung. Fast ein Wunder: Das Bändchen führt den Anfänger in Schumanns Welt ein und es kann auch den Kenner noch mit Einsichten ausstatten.
Der unaufgeregte präzise Tonfall, in dem Edler all dies niederschreibt, ohne Wortfaxen und Analysechinesisch, erleichtert den Zugang zu einem der genialen Musikschöpfer des 19. Jahrhunderts – und ist dazu noch angetan, in dem gedruckten Vorboten zum Schumann-Jahr 2010 die kleine starke Beck-Reihe des „Wissens” einmal mehr zu begrüßen. Wolfgang Schreiber
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