Der Schweizer Dichter Robert Walser (1878-1956) gilt heute als einer der merkwürdigsten deutschsprachigen Schriftsteller der Moderne: Seine Romane sind seit den 70er- Jahren in mehreren Auflagen neu erschienen und seine rätselhafte Kurzprosa, die in einer mikroskopisch kleinen Handschrift auf Kalenderblättern überliefert ist, wurde mit aufwändigen Mitteln entziffert und ediert. Trotzdem gilt Walser bis heute als ein eigenbrödlerischer Literatur- Kauz, der sich in seiner eigenen Welt verkroch und bestenfalls zu einer indirekten, ästhetischen Reflexion seiner Zeit imstande war. Unter den neu entzifferten Texten Walsers befinden sich auch einige politische Komödien, die ihren Autor von einer neuen Seite zeigen. In der Analyse dieser Texte zeigt Mayr Walser als einen Denker, der die Katastrophe der europäischen Kultur lange vor 1933 mit eiskaltem Realismus, als grausames Märchen erzählt hat.