"Wenn wir die Naturgesetze, die das Leben beherrschen, ganz entdeckt haben, werden wir gewahren: es gibt eine Person, die mehr Illusionen hat als der Träumer, nämlich der Mann der Tat. Er kennt wahrhaftig weder den Ursprung seiner Taten noch ihr Ziel." Oscar Wilde. Robespierre war ein Prophet, und wie bei allen wahren Propheten ging auch bei ihm bescheidenes Auftreten und Äußeres einher mit der Überhöhung der eigenen Vorstellungen, der eigenen Ideale. Prophet und Philosoph sind miteinander verwandt, es besteht allerdings ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden. Der Prophet ist zu sehr überzeugt von der Richtigkeit und vor allem von der Wichtigkeit seiner Ansichten und Ideale, das beeinträchtigt bei ihm die notwendige klare Sicht der Dinge. Der Prophet ist frei von Zweifel; auch wenn er seine Gedanken scheinbar kritisch untersucht, hält er im tiefsten Innern seine Ideen für absolut. Dazu kommt der unwiderstehliche Drang, belehren und bekehren zu wollen. Das Äußere des Propheten ist gekennzeichnet von Bescheidenheit, sowohl im Auftreten als auch in der Persönlichkeit, dennoch wird er beherrscht von einer übertriebenen Wichtigkeit in Bezug auf die Selbstwahrnehmung. Diese hat ihre Ursache nicht zuletzt in der äußeren Bescheidenheit, die der Prophet unbewußt auf die Ebene der Gedanken überträgt und sie so als Beweis für deren Reinheit und Richtigkeit ansieht. Aus dieser Selbsttäuschung heraus leitet er die Berechtigung ab, seine Ansichten und Ideale für absolut zu setzen. Diese, den Propheten sicher nicht einmal bewußte Überheblichkeit ist die Grundlage einer Kompromißlosigkeit, die sie die Menschen auf höchste Höhen und in schrecklichste Tiefen gleichermaßen führen läßt. Im Vergleich ist der Philosoph tatsächlich bescheiden, dabei kann sein Äußeres sein, wie es will, denn es beeinflußt sein Denken nicht. Sein klar blickendes Auge sieht den wahren Charakter des Menschen und erkennt die Sinnlosigkeit von Belehrung, die Aussichtslosigkeit des Versuches einer sittlichen Erhebung der Masse. Die realistische Sicht der Dinge im Verein mit der ebenso nüchternen der eigenen Person lassen im Philosophen erst gar nicht den Wunsch aufkommen, die Welt mit seinen Erkenntnissen zu beglücken. Die Urteile der Geschichte wandeln sich wie die Jahreszeiten; Schuldige werden zu Opfern und Täter können zu Helden werden. Generationen haben Robespierre aus Unwissenheit verteufelt, weil er Frankreich mit Blut überzogen habe, oder weil sie in ihm den Motor einer Revolution erkannten, die ihnen zutiefst verhaßt sein muß. Die historische Distanz ermöglicht aber auch eine emotionslose, sachliche Sichtweise. Die hier erstmals in dieser Form und in deutscher Sprache veröffentlichten Dokumente sind lebendige Zeugnisse einer Bewegung gewaltigen Ausmaßes. Sie sind Zeugnisse aktiver Politik, und sie sind auch eine Selbstdarstellung eines im Zentrum dieser Bewegung stehenden Protagonisten. Sie lassen die Zeit lebendig werden und eröffnen einen profunden Einblick in die Persönlichkeit dieses außergewöhnlichen Menschen. Weitere Informationen zu unserem Programm finden sie unter: www.albech.de