Sind wir denn die, für die man uns hält? Nur noch verbrauchte Ideengestalten? Fragt Eva am Frauenabend. Und Julia sagt leider und reckt sich. Es ist also höchste Zeit aufzu brechen. Auch Bonnie, als Gangsterbraut erschöpft, möchte endlich selbst bestimmt arbeiten. Und was tun die Männer in diesem erotischen Entwicklungsroman, der Theorie und Praxis in heißer Hingabe verquickt? Sie heißen Jean-Paul und Bauer Josef Clever, sind Denker und Banker und fallen aus ihren Führerkabinen weich oder hart.Isolde Schaad erzählt in einem sprachmächtigen Sog, wie die Heldinnen von einst zu Berufsfrauen von heute werden. Mit hinreißender Komik und unverfrorener Lust an der Erotik wird geschildert, wie aus der Urmutter aller Frauengeschichte eine Eva Müller wird, ja, Müller, überzeugend und einmalig wie alle. Als Restauratorin, Videokünstlerin und Modell von Lukas Cranach, dem Schönheitsspezialisten der Stunde, der sie diskret liftet und streckt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ein "leicht verwirrliches Buch über alles und nichts" nennt Roman Bucheli Isolde Schaads Roman "Robinson und Julia", und das ist nicht als Kompliment gedacht. Auch wenn der Rezensent durchaus beeindruckt vom überbordenden Einfallsreichtum der Autorin ist und in seiner Kritik vielleicht auch so etwas wie Respekt für die permanente Respektlosigkeit mitschwingt, mit der Schaad intellektuelle und feministische Ikonen verspottet, zeigt sich Bucheli doch bald ermattet von der unübersichtlichen Handlung, der dominierenden Spaßigkeit und nicht zuletzt auch von der mitunter unfreiwilligen Komik des Buches. Im Kern steht wohl die Liebe beziehungsweise die "Zweierbeziehung", die hier mit so illustren Paaren wie Adam und Eva, Sartre und de Beauvoir oder Bonnie und Clyde durchdekliniert wird, wie Bucheli andeutet. Einen "postmodernen Abgesang an den Postfeminismus" nennt der Rezensent, der insgesamt ratlos und ein wenig genervt wirkt, den Roman.
© Perlentaucher Medien GmbH
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